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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Schlacht singen, in der wir unsere Heimat verteidigten. Gebt nach, aber gebt niemals auf. Nichts kann unsere Linien brechen, denn wir sind freie Wlachaken! Tirea!«
    Noch einmal wiederholte der Voivode den alten Schlachtruf seines Volkes, den Namen des letzten Kralj, der viele Jahre lang ein Symbol des Widerstandes gegen die Masriden gewesen war. Jetzt stand er für das neue Wlachkis, und viele stimmten in den Ruf ein, bis er aus Tausenden von Kehlen in den Himmel stieg: »Tirea!«
    Die Flammen brannten nur noch an wenigen Stellen, aber noch stieg öliger Rauch auf und wehte über den Ort, der bald ein Schlachtfeld sein würde. Er gab dem Pass etwas Finsteres, als zöge eine schattenhafte Erinnerung an den Dunkelgeist über das Land, die Şten bis ins Mark fuhr.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Passes bereiteten sich die Masriden auf den Angriff vor. Als habe sie Ştens Blick gespürt, ließ Ana ihren Bannerträger das Signal geben. Der Greif fuhr in den Himmel, flatterte widerspenstig im Frühlingswind.
    »Zeigt das Banner«, befahl Şten heiser. »Lasst den Raben fliegen!«
    Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, wann das Rabenbanner über ihren Köpfen gehisst wurde.
    Als er zu seinen Söhnen zurückkehrte, deutete er zu ihrer linken Flanke.
    »Nati, übernimm den Flügel. Ich führe rechts. Ionnis,
halte die Reserve bereit. Wir werden sie benötigen, bevor der Tag vorbei ist.«
    In den Gesichtern seiner Söhne konnte Şten Konzentration und Anspannung erkennen, aber auch Mut und Kampfbereitschaft. Er nickte ihnen zu, dann trieb er sein Pferd an. Langsam zunächst, dann schneller.
    Die Bogenschützen sandten Pfeilhagel über ihre Köpfe, als sich die Heeresspitze der Wlachaken auf ihre Feinde warf.

62
    Von seiner Warte aus konnte Cornel das ganze Schlachtfeld überblicken. Er sah, wie sich die vordersten Schlachtreihen langsam lösten und dann dem Feind entgegenstürmten. Allen voran die Reiter auf beiden Seiten, schwer gerüstete Masriden und Wlachaken. Dahinter das Fußvolk mit Speeren und Schilden, andere mit Piken. Das Imperium setzte seine Reiterei noch nicht ein; Cornel konnte sie weiter unten im Pass sehen, hinter den aufgestellten Bogen- und Schleuderschützen.
    Um ihn herum verband sich das leise Murmeln der betenden Sonnenpriester zu einem dissonanten Lied. Die Mitglieder des Albus Sunaş hatten sich an der rechten Flanke versammelt, um die Schlacht mit ihren Gebeten zu unterstützen. Hauptsächlich Masriden, aber es waren auch einige Wlachaken darunter, die dem Orden dienten. In dieser Stunde der Not machte niemand mehr Unterschiede.
    Auch Cornel betete, allerdings so leise, dass sich nur seine Lippen bewegten. Die Sonne stand an einem makellosen Himmel, aber noch war ihr Licht schwach vom Winter. Dennoch war ihr Strahlen ein gutes Omen.
    Irgendwo an der linken Seite des Passes hatten sich einige Geistseher versammelt, die von den Geistern des Landes Unterstützung erbaten. Einst wäre es undenkbar gewesen, dass sie und der Albus Sunaş an einem Strang zogen, aber der Angriff des Imperiums stellte viele alte Regeln in Frage. Vielleicht sollten wir dafür dankbar sein, dachte Cornel zynisch, sah dann aber im Geist Vintilas wutverzerrtes Gesicht vor sich. Nein, dankbar sollten wir erst sein, wenn wahrer Frieden herrscht und die Vintilas und Sziglosse dieser
Welt kein Gehör mehr finden. Die Nachricht vom Tod des Thronanwärters im Duell gegen Ana hatte Cornel mehr erfreut, als es einem Sonnenpriester eigentlich gebührte. Und er war zufrieden gewesen, als Şten Vintila in den Wald hatte schaffen lassen und man ihn, an einen Baum gebunden, seinem Schicksal übergeben hatte.
    Unwirsch blickte Cornel wieder zu Boden, versuchte sich auf sein Gebet zu konzentrieren. Seine abschweifenden Gedanken ärgerten ihn.
    Da erklang das Geräusch, auf das er bereits den ganzen Morgen gewartet hatte – Stahl auf Stahl, Krieger gegen Krieger, Armee gegen Armee. Davon wie magisch angezogen, blickte er auf und beobachtete, wie sich die Schlacht unter ihm entfaltete.
    Die Reiterei war in die Reihen des Imperiums eingebrochen. Die schwere Infanterie versuchte, dem Ansturm standzuhalten, aber schon brachen die Linien auf. Atemlos verfolgte Cornel Ştens Banner, das in der Nähe des Voivoden wehen musste. Die Wlachaken fochten gegen die Goldenen Garden, und der Lärm drang bis zu den Wipfeln der Sorkaten.
    Dann sah Cornel für einen Moment Şten, der sein Pferd in das dichteste Getümmel trieb. Der Voivode sprengte

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