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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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hatte, legte seinem Bruder die Hand auf dem Arm, doch Nemes Natiole schüttelte erbost den Kopf und schüttelte die Hand heftig ab.
    Erst dem Voivoden gelang es, mit einem zornigen Blick und einem gemurmelten Wort seine Söhne dazu zu bewegen, ihre Plätze wieder einzunehmen.
    »Ich maße mir nicht an, die Gründe der Voivodin zu kennen. Auch wenn ich damals schon ein Mitglied des Albus Sunaş war, kannte ich sie nicht persönlich. Aber Eure Mutter hat meinem Orden die Rückkehr nach Wlachkis erlaubt …«
    »Unter Auflagen«, unterbrach ihn Natiole, was Cornel mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.
    »Unter Auflagen, an die wir uns stets gehalten haben. Mein Orden hat die Verräter aus Starig Jazek verstoßen und Praktiken derlei Art unter Acht und Bann gestellt. Einige von uns haben gefehlt, und wir alle sind bereit, die Konsequenzen zu tragen, doch dies beantwortet nicht meine Frage nach der Motivation dieser … Trolle.«
    Diesmal erwiderte der Prinz nichts, auch wenn Cornel noch den Zorn in seiner Haltung erkennen konnte. Prinz Ionnis hatte inzwischen ebenfalls eine finstere Miene aufgesetzt, schwieg aber. Und die Trolle hatten den Wortwechsel wohl verfolgt, aber Cornel konnte kein Verstehen in ihren Mienen erkennen.
    »Tatsächlich ist die Frage berechtigt«, stellte der Voivode unterdessen fest und wandte sich wieder an den Troll. »Kerr, magst du uns erklären, warum dir diese Angelegenheit so wichtig ist?«
    Die Kreatur zögerte. Seine beiden Gefährten traten vom Rand des Lichtscheins wieder zurück in den Schatten zwischen
den Säulen, wo sie wie ein nächtlicher Albtraum zu lauern schienen.
    »Es ist wichtig für uns Trolle. Für alle Trolle, für Andas Kinder auch. Ich denke … ich hoffe, dass wir den Dunkelgeist besänftigen können. Dass es unser Leben einfacher macht. Ich weiß seit Langem, dass sein Atem unser Herzschlag ist. Ich will ihn heilen.«
    Während die anderen Ratsmitglieder die Worte des Trolls nickend aufnahmen, atmete Cornel laut aus und schüttelte den Kopf. Die Erklärung war so wenig sinnvoll, wie es von einer Kreatur der Dunkelheit zu erwarten gewesen war, aber die anderen würden ihr Gehör schenken. Anstatt auf das Göttliche Licht zu achten, folgten sie verschlungenen, falschen Pfaden in die Dunkelheit, maßen selbst den Worten eines Trolls mehr Gewicht bei als denen eines Priesters.
    »Vintila, weißt du vom Verbleib des Speeres? Hast du jemals etwas über ihn gehört?«, erkundigte sich Şten nun, aber der alte Geistseher schüttelte nur das Haupt und ließ sich seufzend wieder auf seinem Stuhl nieder.
    »Dann können wir euch wohl nur wenig helfen«, fuhr Şten betrübt fort. »Diese Ereignisse liegen weit in der Vergangenheit, und vieles wurde vergessen.«
    In Cornel machte sich Erleichterung breit. Es schien, als würden die Wlachaken, wenn schon nicht durch den rechten Glauben, so immerhin durch die Tatsachen am Ende zur Vernunft gezwungen.
    »Artaynis könnte etwas darüber wissen!«, rief Ionnis unvermittelt. »Etwas, was den Dyriern bekannt ist, uns aber verloren ging.«
    Mit einem lauten Seufzen setzte sich auch Cornel wieder. Trolle, dyrische Mädchen, blinde Wlachaken! Warum nur bin ausgerechnet ich damit geschlagen?

12
    M itten in der Nacht zum Voivoden gerufen zu werden musste in Voicas Augen eine furchtbare Vorstellung sein, wie man an den unsicheren und fahrigen Bewegungen der Zofe erkennen konnte. Anscheinend stellte sie sich vor, welche Verfehlungen man begangen haben musste, um ein derartiges Ereignis zu provozieren. Artaynis hingegen war weniger verängstigt als amüsiert. Einerseits über das Verhalten Voicas, andererseits über die extrem servile Art des Boten, der ihr die Nachricht überbracht hatte und nun vor der Tür auf sie wartete. In Wlachkis mochte die Nacht mit ihrer Dunkelheit das Ende aller Aktivitäten bedeuten; im Goldenen Imperium sah sie nicht selten erst den Beginn des eigentlich interessanten Treibens. In Dyria selbst waren die Tage oft viel zu heiß, um sie mit mehr als faulem Ausruhen und Essen zu verbringen. Naturgemäß verlagerte sich die Geschäftigkeit derjenigen, die es sich leisten konnten, in den Abend und die Nacht. Licht war nur für die Ärmsten der Armen ein Problem. In Artaynis’ Kreisen war die Nacht so hell erleuchtet, als wäre sie ein zweiter Tag.
    Da ihr Voica zu langsam war, half sie beim Anlegen des Kypassis mit und steckte auch selbst ihre Haare hoch. Innerlich fluchte sie über sich selbst, weil sie vor ihrer Abreise

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