Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Schwierigkeiten geben, das versichere ich dir. Erinnerst du dich noch an meine Söhne Natiole und Ionnis? Es ist schon länger her, dass du sie getroffen hast.«
»Ich habe deine Jungen dennoch erkannt«, sagte Kerr gewichtig und trat auf sie zu. Natiole unterdrückte den Impuls zu fliehen, als Kerr sich ihm näherte, und hielt dem forschenden Blick des Trolls stand. Vorsichtig lehnte Kerr sich nach vorn und sog die Luft in seine breiten Nüstern. »Ihre Witterung hat sich nicht verändert. Sie riechen wie du.«
Das war keine Redewendung, dachte Natiole, als der Troll seine Hauer bleckte, vermutlich, um ihn anzugrinsen.
11
E ine Ratssitzung zu so später Stunde war ungewöhnlich, aber sie war natürlich den unerhörten Gästen geschuldet, die unversehens aufgetaucht waren. In der gestrigen Nacht hatte eines der Wesen Cornel beinahe angegriffen, und der Sonnenpriester wusste, warum. Weil sie Dunkelgeister sind, Geschöpfe der Nacht und alles verkörpern, was finster in der Welt ist. Welch eine Schande, dass Wlachaken sich mit solchen Abscheulichkeiten verbünden. Aber seine Stimme zählte bei dieser Entscheidung nicht, auch wenn er mehr als einmal seine Meinung kundgetan hatte.
Der Rat versammelte sich in der großen Halle. Da Şten seine Reihen mehr und mehr erweitert hatte, war ein Umzug aus dem kleinen Ratszimmer unumgänglich geworden. In Ardoly spottete man bereits, dass in Wlachkis Bauern und Handwerker die Geschicke des Landes lenkten, und auch wenn Cornel wusste, dass diese Behauptung eine Übertreibung war, erfüllte ihn die Tatsache, dass der Voivode sich so sehr auf seine Ratgeber verließ, immer noch mit Unmut, denn es war ein Affront gegen die Ordnung des Göttlichen Lichts. Aber der Rat existierte schon lange; Viçinia und Şten hatten ihn kurz nach ihrer Thronbesteigung eingesetzt. Zunächst waren es nur eine Handvoll Männer und Frauen aus Teremi gewesen, Händler und Handwerker, die dem Voivodenpaar die Sorgen und Nöte ihrer Standesgenossen übermittelten. Im Laufe der Zeit war der Rat aber immer weiter angewachsen, und Şten erlaubte es dem Volk, die Vertreter selbst zu bestimmen, anstatt sie zu berufen.
Auch Cornel hatte einen Platz im Rat erhalten, als offizieller Vertreter des Albus Sunaş. Dementsprechend wie er in Teremi geachtet wurde, war auch seine Position im Rat; missachtet, übergangen und selten angehört. Während der Voivode zumindest die Grundregeln der Höflichkeit einhielt, auch wenn er dem Orden weiterhin nicht wohlgesonnen war, gab es im Rat genug Ressentiments gegen die Sonnenpriester, um jede Wortmeldung Cornels zu einem Kampf gegen Gemurmel und abschätzige Kommentare zu machen. Dennoch erschien er pünktlich zu jeder Sitzung und achtete darauf, den anderen Ratsmitgliedern den Respekt zuzugestehen, den sie verdienten. In den meisten Fällen also nicht sehr viel, wie der Sonnenpriester zu sich selbst hämisch bemerkte.
Die drei Trolle hatten sich in eine Ecke des Raumes zurückgezogen. Der Tiefentroll stand im Schatten, weitab jeder Lichtquelle, ein offensichtlicher Beweis für seine finstere Natur. Immer wieder blickte Cornel zu dem Wesen hinüber, das die Schatten seiner Umgebung geradezu anzuziehen schien und fast mit ihnen verschmolz. Gegen dieses Monstrum wirkten die beiden anderen Trolle fast harmlos, obwohl sie nicht weniger eine Beleidigung des Göttlichen Lichts darstellten. Aber sie standen im Schein der Kerzen und zuckten nicht vor jedem noch so schwachen Licht zurück.
Der Voivode hatte einen Platz in der Nähe der Trolle gewählt, und der restliche Rat setzte sich gerade an die lange Tafel, auf der Krüge mit Wein und Wasser sowie Becher für jeden Gast standen. Links und rechts von Şten saßen seine beiden Söhne, die in der Gesellschaft der Trolle weitaus weniger entspannt als ihr Vater wirkten. Ionnis’ Miene zeigte eine Mischung aus Neugier und Entsetzen, während Natioles düsterer Blick weitaus schwerer zu deuten war.
»Ich möchte mich für die späte Stunde entschuldigen, aber unsere Gäste machen dieses nächtliche Treffen leider
notwendig«, eröffnete der Voivode die Besprechung. Er hatte persönlich den Transport der Monstren auf zwei großen Karren beaufsichtigt. Das Göttliche Licht hatte ihnen ihre Kraft genommen, und eigentlich war dies allein ein Zeichen für ihre Verderbtheit, aber der Voivode schien die Augen vor dem zu verschließen, was doch offenkundig war.
»In der vergangenen Nacht war leider Vintila nicht bei uns, aber jetzt
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