Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Deine Familie, obwohl angesehen, hat keinen Namen. Deine Schatullen sind gut gefüllt, aber nicht so prall wie die anderer Verehrer der Schönheit seiner Töchter. Also vertraut Larzanes darauf, dass du an beidem noch gewinnen wirst.«
    Hektisch suchte Kamros nach einer passenden Erwiderung. Die brutale Offenheit des Mannes warf ihn aus der Bahn, und es wollte ihm nichts einfallen, also nickte er nur stumm. Innerlich verfluchte er sich dafür, aber das Terrain war gefährlich, und er wollte sich keine Blöße geben.
    »Du schweigst«, fuhr Baryxes fort. »Verzeih meine Worte. Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Das hast du nicht«, versicherte der Beamte fest. »Du musst verstehen, dass ich mich um viele Geschäfte und Angelegenheiten kümmern muss. In meinem Alter lernt man die Sitten fremder Völker zu schätzen. Im Norden sprechen die Menschen ihre Gedanken frei aus.« Der Mann lachte wieder. »Natürlich ist das nicht immer ein gangbarer Weg, aber ich sehe in dir eine verwandte Seele, Kamros. Du willst etwas, und du gehst die notwendigen Schritte, um es zu bekommen. Alle notwendigen Schritte. Dabei verlierst du dein Ziel nicht aus den Augen. Ich bin von ebensolcher Natur.«
    Schweigend gingen sie weiter. Kamros’ Gedanken rasten. Die Offenheit seines Gegenübers war nur aufgesetzt; vermutlich war es ein simpler Kniff, um ihn zu verwirren und aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und zum Entsetzen des Beamten zeigte sie Erfolg. Er hatte sich auf die üblichen Regeln eingestellt, das vorsichtige Abtasten, die wohlgesetzten Worte, die mehr unausgesprochen ließen,
als sie sagten. Andeutungen nur, hier ein unterstreichender Blick, dort ein winziges Nicken. Nun musste er mitten im Gefecht die Taktik wechseln, und er wusste, dass er seinem Gegner dadurch unterlegen war.
    »Deine Worte enthalten ein großes Lob.«
    »Ist das so?«, fragte Baryxes, nickte dann aber bedächtig. »Vermutlich stimmt das.«
    »Larzanes hat mir geraten, mit dir zu sprechen. Auch über dich fand er nur gute Worte. Du hast recht: ich habe ein Ziel, und ich kenne den Weg dorthin. Allein, ich kann ihn nicht ohne Hilfe gehen.«
    Sie erreichten eine niedrige Hecke, hinter der ein tiefer Graben lag. Jenseits dieser Begrenzung war eine weite Wiese angelegt worden, auf der sich ein Dutzend Raubtiere tummelten. Sie waren so groß wie Fohlen, mit mächtigen Köpfen und beeindruckenden Gebissen, ihr Fell von brauner Farbe mit dunkleren Flecken. Als sich die Gruppe näherte, hoben einige ihren Kopf und sahen zu ihnen herüber, aber die meisten lagen ungerührt in der Sonne.
    »Kennst du diese Tiere?«, fragte Baryxes, und als Kamros den Kopf schüttelte, erklärte er: »Es sind Nialges aus dem Osten. Das Wort bedeutet angeblich unablässiger Verfolger in der Sprache der Wilden dort. Sie bilden Rudel und sind ausdauernde Jäger. Wenn sie einmal eine Beute ausgesucht haben, lassen sie nicht mehr von ihr ab. Selbst die Löwen dort gehen ihnen aus dem Weg, denn ihr Zusammenhalt ist groß, und das Rudel agiert stets gemeinsam.«
    »Sie sehen sehr exotisch aus.« »Exotisch? Das könnte man wohl sagen. Ich würde sie allerdings eher hässlich nennen. Aber das tut ihrer Faszination keinen Abbruch. Warte.«
    Es dauerte einen Moment, aber dann näherten sich von der Seite weitere Diener. Sie trugen lange Stöcke und dicke Stoffwesten.
    »Das ist zu ihrem Schutz«, erläuterte Baryxes. »Die Nialges
sind schlau, und sie haben schon einige Male ihre Pfleger angegriffen. Sie können mit einem Biss einen Knochen zermalmen, als wäre es nur ein Stöckchen.«
    Jetzt kam Leben in die Tiere. Alle standen auf, und zwei trotteten zur Seite, den Pflegern entgegen. Auch wenn sie gelangweilt wirkten, hierhin und dahin schauten, sah Kamros, dass immer ein oder zwei der Tiere beide Menschengruppen im Blick behielten.
    Die Pfleger öffneten ein Gatter und legten eine lange Holzplanke über den Graben. Zwei von ihnen standen Wache und hielten die Stangen bereit, doch die Nialges näherten sich nicht weiter. Einer der Pfleger schob eine Ziege auf die Planke und zwang sie mit seinem Stock voran. Das verängstigte Tier meckerte und stemmte sich gegen den Druck, aber dann war es schon im Gehege. Schnell zogen die Pfleger die Planke zurück und schlossen das Gatter.
    Erst geschah nichts. Die Nialges blieben stehen, und die Ziege lief am Graben entlang, direkt auf Baryxes und Kamros zu. Zwei Nialges entfernten sich von der Gruppe, eines trottete zur einen Seite, eines zur anderen.
    Wie

Weitere Kostenlose Bücher