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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bereits ihre Wärme aus,
und das Essen des Tages wurde vorbereitet. Keiner scherte sich um Cornel, als er weiterging, den Korridor erreichte und die Treppenstufen in den zweiten Stock erklomm. Hier standen zwei Wachen, junge Soldaten, die ihn aber ungehindert passieren ließen. Einer der beiden war der Junge vom Tor, der vor einigen Tagen seine Kameradin zur Vernunft gerufen hatte, und der Sonnenpriester nickte dem Soldaten freundlich zu, was diesen erröten ließ.
    Wie erwartet fand der Sonnenpriester Şten cal Dabrân in seinen Gemächern vor. Er durchquerte das verwaiste Arbeitszimmer und ging direkt zur Schlafkammer hindurch. Der Voivode war allein, oder zumindest fast, denn in dem breiten Bett, an dem er saß, lag Ionnis. Der Kopf des jungen Mannes war bandagiert und auf ein Kissen gestützt, und er lag reglos da. Seit dem Brand war Ionnis immer noch nicht erwacht, gefangen in einem tiefen Schlaf, der ihn wie tot wirken ließ.
    Als Cornel eintrat, erhob sich der Voivode von seinem Stuhl. Er selbst war ebenso bleich wie sein Sohn, und die Erschöpfung hatte sich in seine Züge gegraben. Seine Augen waren dunkel umrandet und seine Stirn sorgenvoll gefurcht.
    »Keine Veränderung?«, erkundigte sich Cornel mit einem Blick auf Ionnis. Die Antwort bestand nur aus einem Kopfschütteln, aber der Sonnenpriester benötigte nicht mehr. Dass der Sohn des Voivoden nicht aufgewacht war, ließ sich sofort erkennen.
    »Wir beten für ihn. Und für seinen Bruder.«
    Ein kurzes Aufflackern war in Ştens Augen zu sehen; Wut vielleicht oder Hoffnung. Aber über seine Lippen kam nur ein müdes »Danke«.
    »Wie geht es Natiole?«, erkundigte sich Cornel. »Besser. Ihr habt ihn nur kurz verpasst, er war bis eben hier. Noch hinkt er, aber sein Bein heilt gut.« Einen Augenblick zögerte der Voivode, so als wolle er die nächsten
Worte nicht aussprechen. Doch dann fuhr er fort: »Das verdankt er Euch.«
    Cornel hielt es für das Klügste, darauf nicht direkt einzugehen. »Haben Eure Leute mehr über den Brand herausgefunden?«, fragte er stattdessen. »Und was sagen die Feldscher zu den Verletzungen Eures jüngeren Sohnes?«
    »Er könnte sie sich bei einem Sturz zugezogen haben. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, wie er gestürzt sein soll oder von wo. Kerr sagte, er habe reglos neben seinem Bett gelegen. Oder die Verletzungen stammen von einem Angriff. Die Heiler wissen es nicht. Sicher ist nur, dass er ohne Nati und Kerr jetzt tot wäre, verbrannt in seinen Gemächern. Inmitten unserer Feste, geschützt von all diesen dicken Mauern, im Herzen unseres Landes.«
    »Er ist nicht tot«, beruhigte Cornel den aufgebrachten Voivoden, dessen Stimme bei seinen letzten Worten immer lauter geworden war.
    »Nein. Aber es hat nicht viel gefehlt, Sonnenpriester. Er hat Glück gehabt, dass der Rauch seine Lungen nicht völlig zerstört hat, weil er gerade noch rechtzeitig Hilfe bekam. Ich … habe es nicht bis oben geschafft, und ich wäre niemals diese Mauer hinabgekommen.«
    »Was Euer Sohn getan hat, war sehr mutig. Eine Heldentat.«
    Jetzt erhellte sich das Antlitz des Voivoden kurz, und er nickte.
    »Ja. Natiole hat das Herz seiner Mutter, auch wenn man es nicht auf den ersten Blick sieht. Sie wäre ebenfalls durch alle Flammen der Welt gegangen, um ihre Lieben zu retten. Nicht nur Ionna hatte den Mut einer Löwin.«
    »Eure Frau war ein außergewöhnlicher Mensch. In jeder Hinsicht«, pflichtete Cornel dem Voivoden bei.
    Einige Zeit standen sie schweigend neben dem Bett und lauschten den flachen Atemzügen des Verletzten. Der Sonnenpriester
vermochte den Blick, mit dem Şten seinen Sohn betrachtete, nicht zu deuten.
    »Um noch einmal auf das Feuer zurückzukommen«, hob Cornel schließlich wieder an. »Es ist in Vintilas Gemächern ausgebrochen?«
    »So scheint es. Aber der Geistseher war den ganzen Abend nicht dort. Vielleicht war es ein Unglück, ein brennender Span aus dem Kamin, ein Funke, der auf Stoff fiel. Etwas in der Art.«
    Oder Brandstiftung, vollendete Cornel Ştens Ausführungen in Gedanken. Den jüngsten Sohn bewusstlos geschlagen und dann ein Feuer gelegt. Der Verlust des Prinzen schwächt Wlachkis und vor allem seinen als unbesiegbar geltenden Herrscher.
    »Ich lasse Erkundigungen einziehen«, fuhr Şten fort. »Ich will wissen, was geschehen ist. Vielleicht wurde jemand beobachtet. Sollte das Feuer absichtlich gelegt worden sein …«
    Er musste nicht weitersprechen. Wenn es Brandstiftung gewesen war, dann hatte es sich

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