Der Zorn des Highlanders
Mitgift. Ich muss mir keine Gedanken machen, ob mein Mann arm oder reich ist.«
»Warum heiratet Ihr dann also nicht den Mann, der das Kind gezeugt hat, anstatt einen unwilligen Mann vor den Altar zu schleifen?«
»Ist es für Euch so schwer zu glauben, dass Euer Bruder hinter mir her war?«, fragte Katherine. Ein selbstbewusstes Schmunzeln umspielte ihre vollen Lippen. »Ich habe vielen Jünglingen den Kopf verdreht und das Herz geraubt.«
»Das kann ich mir vorstellen, denn Ihr seid sehr hübsch – äußerlich«, murmelte Avery. »Ja, ich könnte schon glauben, dass Payton einen begehrlichen Blick auf Euch wirft, aber er würde nicht mit Euch schlafen. Er wusste, dass Ihr am Hof seid, um Euch einen Mann zu suchen, und er will keine Frau – noch nicht. Das hätte ausgereicht, um jeden Funken Leidenschaft, den Ihr vielleicht in ihm geschürt habt, abzutöten.«
»Vielleicht war ja die Leidenschaft, die ich bei ihm entfacht habe, zu stark für ihn, um zu widerstehen.« Katherine warf Gillyanne einen wütenden Seitenblick zu, weil das Mädchen ein höhnisches Grunzen von sich gab. »Wenigstens besitze ich alles Nötige, um den Blick eines Mannes auf mich zu ziehen.«
»Ich hoffe, Gillyanne besitzt es nicht, denn sie ist zu jung, um das Interesse eines Mannes zu wecken«, bemerkte Avery. »Und Ihr, Katherine, solltet klug genug sein, um zu wissen, dass eine Lüge nicht ewig aufrechterhalten werden kann.«
»Aber sie muss nicht ewig aufrechterhalten werden, nicht wahr? Nur bis der Priester seinen Segen gegeben hat. Dann bin ich mit diesem edlen, gut aussehenden Ritter verheiratet, und keiner kann mehr etwas daran ändern.« Sie stand unvermittelt auf, ging hinüber zu Tante Agnes und stupste die Frau etwas grob an, sodass sie aufwachte. »Wir müssen uns jetzt zurückziehen, Tante Agnes.« Katherine stellte sich vor Avery hin, während die Tante ihre Sachen aufsammelte. »Wenn Ihr glaubt, Ihr könntet diese Ehe verhindern, indem Ihr Eure Beine für meinen Bruder breit macht, dann seid ihre eine Närrin.«
Avery hob ihre Hand, um Gillyannes wütenden Angriff auf Katherine zu verhindern. »Ja, Ihr seid vielleicht am Ende mit Payton verheiratet, aber die Ehe wird auf Euren Lügen und Eurer Heimtücke aufgebaut sein. Er wird Euch das niemals verzeihen. Welche Art von Glück wollt Ihr also finden?«
»Das Glück, das aus der Ehe mit einem gut aussehenden Mann entspringt, einem viel gepriesenem Ritter, einem reichen Mann mit Ländereien in Frankreich und vielen hochgestellten Freunden bei Hof, den König eingeschlossen.« Sie packte ihre noch immer schläfrige Tante am Arm und zog sie zur Tür. »Er kann es mir so übel nehmen, wie er will – dennoch ist er eine bessere Wahl als irgendein einfacher Knappe mit sechs älteren Brüdern.«
Avery fuhr zusammen, als die Tür hinter Katherine krachend ins Schloss fiel. Einen Moment lang starrte sie auf die geschnitzte Eichentäfelung. Sie hatte noch nie ein derartiges Bedürfnis verspürt, einen Menschen zu verprügeln, wie bei Katherine. Das Mädchen war über alle Maßen verwöhnt, eitel und egoistisch. Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass Cameron und sie verwandt waren.
»Sie lügt ganz offensichtlich«, sagte Gillyanne, als sie sich neben Avery stellte.
»Ja, offensichtlich«, stimmte ihr Avery zu. »Genau genommen hat sie eben eine Menge preisgegeben. Ich glaube, dass Katherine eine schöne Zeit bei Hof hatte und vielleicht auch das eine oder andere Abenteuer mit einem tapferen Jüngling, bevor sie dorthin ging.«
»Glaubst du, dass sich einer dieser tapferen Jünglinge hier auf Cairnmoor befinden könnte?«
»Das bezweifle ich. Das Risiko wäre zu groß. Und wenn da einer sein sollte, wird er nicht freiwillig nach vorne treten und zugeben, dass er mit der Schwester des Laird ein Techtelmechtel hatte. Außerdem haben wir nicht viele Chancen, ihn zu finden – falls es ihn gibt –, denn er wird die Geschichte so geheim halten wie möglich.«
»Aber sie hatte auch den einen oder anderen Verehrer am Hof, oder?«
»Den hatte sie sicher, und ich denke, der eine, der uns am meisten interessiert, ist ein einfacher Knappe.«
»Mit sechs älteren Brüdern.«
»Genau. Natürlich wissen wir nicht, wer zur selben Zeit wie sie am Hof war. Und außerdem haben wir nicht viel Zeit, um das herauszufinden. Seit Cameron seine Forderungen nach Donncoill geschickt hat, ist eine Woche vergangen. Payton kann jeden Augenblick ankommen.«
»Es tut mir leid, Avery.«
»Das
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