Der Zorn des Highlanders
anstecken lassen, doch er rief sich die Nachricht ins Gedächtnis zurück und der Lachreiz verschwand sofort. »Sir Payton wird morgen hier eintreffen.«
»Ach, du lieber Himmel. Wir dachten uns schon, dass er bald da sein wird.«
»Ja. Sie haben in der Tat keine Zeit verschwendet. Ich habe meine Männer erst vor acht Tagen nach Donncoill geschickt.« Er seufzte und ging in Richtung Tür. »Ich gehe besser und erzähle es Avery.«
»Cameron«, rief Katherine, als er die Tür eben hinter sich zuzog.
»Was?« Er machte einen Schritt zurück in die Kemenate.
»Befiehl dieser unverschämten Göre, mich nicht so anzustarren.«
Er verdrehte die Augen, obwohl er wusste, wie unbehaglich es sein konnte, diesen Blicken ausgesetzt zu sein. »Gillyanne, hört auf, Katherine anzustarren.« Er ging, bevor er der Versuchung nachgab, Gilly zu fragen, was sie denn sah, wenn sie Katherine so anblickte.
Avery jätete Unkraut und warf es auf den Abfallhaufen, wobei sie sich fragte, warum die Arbeit im Kräutergarten ihre Laune nicht aufhellen konnte. Bisher hatte ihr das immer geholfen. Aber, so grübelte sie, schließlich hatte sie sich auch noch nie so beharrlich um ein verletztes Herz bemühen müssen. Sie hatte nie zuvor einen Geliebten gehabt, sich nie Sorgen machen müssen, weil ihr Bruder in eine unglückliche Ehe gezwungen wurde. Unkrautjäten reichte einfach nicht aus, um all ihre Zweifel und Ängste zum Schweigen zu bringen, und sei es auch nur für kurze Zeit.
Wenn sie klug wäre, überlegte sie, würde sie ihre Tür vor Cameron verschließen – den Esel geradewegs aus ihrem Bett werfen. Noch immer äußerte er kein Wort der Liebe, kein Versprechen auf eine gemeinsame Zukunft. Es war ihr gutes Recht, ihm den Rücken zuzukehren. Sie wusste aber auch, dass sie es nicht tun würde. Avery war ein Stück weit entsetzt über ihre Schwäche diesem Mann gegenüber, zweifelte aber daran, dass sie sie jemals ganz überwinden würde. Zudem gehörte es ja zu ihrem Plan, ihn so leidenschaftlich zu lieben, dass er ihre Rückkehr herbeisehnen würde. Sie wünschte sich nur, er würde ihr einen winzigen Beweis dafür schenken, dass sie sein Herz berührte. Dies wäre ein kleiner Hoffnungsschimmer, an den sie sich klammern könnte.
Sie warf einen Blick zum Himmel und entdeckte, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte, um sich vor dem gemeinsamen Abendessen frisch zu machen. Dabei hatte sie eine Säuberung dringend nötig, wie sie halb lächelnd feststellte, als sie aufstand und an sich hinuntersah. Avery drehte sich um und stieß fast gegen Cameron.
»Ich wollte eben gehen, um mich sauber zu machen, bevor das Abendessen serviert wird.« Sie wischte mit den Händen über ihre Röcke, verzog aber das Gesicht, als sie feststellte, dass ihre Röcke nicht viel sauberer waren als ihre Hände.
»Ist noch Schmutz im Garten übrig geblieben?«, murmelte Cameron mit einem Grinsen.
»Ich habe gejätet, und weil das Unkraut noch nicht einmal bis zu meiner unscheinbaren Größe hochwächst, muss ich mich in den Schmutz hinunterbegeben.«
»Offensichtlich.«
»Hast du mir etwas zu sagen, oder bist du nur gekommen, um mich zu begutachten, wenn ich möglichst unattraktiv aussehe.«
»Oh, Mädchen, ich finde, du siehst anbetungswürdig aus.«
Er beugte sich zu ihr vor, runzelte aber die Stirn, während er ihr Gesicht betrachtete. Sie fragte: »Stimmt etwas nicht?«
»Doch, ich suche nur eine saubere Stelle für einen Kuss.«
»Schurke!« Sie ging um ihn herum und hielt auf die Burg zu. »Willst du mir etwas mitteilen?«
»Dein Bruder wird morgen früh hier ankommen«, sagte er leise. Ihm fiel auf, dass ihr Schritt kurz ins Stocken geriet.
»Und nimmt man mich dann gleich mit?« Avery war froh über den gelassenen Klang ihrer Stimme, als sie die Burg betraten und zur Treppe schritten.
»Ja, du und Gillyanne, ihr reist gleich ab, wohl in Begleitung zahlreicher Murray-Männer.«
»Aber ohne meine oder Gillyannes Eltern?«
»Ohne sie. Man hielt es für das Beste, wenn Payton allein kommt. Dein Bruder wird mit Klein-Rob und Colin in die Burg kommen, und du gehst mit Gillyanne zu den Murray-Männern hinaus.«
Sie blieb am Fuß der Treppe stehen und schaute ihn endlich an. »Ich würde gerne ein paar Augenblicke haben, um meinen Bruder zu begrüßen und mit ihm zu sprechen, bevor ich Cairnmoor verlasse. Ich habe ihn monatelang nicht gesehen. Und wenn man es bedenkt, kann es auch Monate dauern, bevor ich wieder die Möglichkeit habe, ihn zu
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