Der Zorn des Highlanders
sehen.«
»In Ordnung.«
Avery war eben im Begriff, die Treppe hinaufzusteigen, da kam Katherine herunter. Die Frau lehnte sich zurück und starrte Avery entsetzt an. Offensichtlich machte sie sich niemals schmutzig.
»Hast du dein Spielzeug im Dreck herumgewälzt, Cameron?«, fragte Katherine.
Avery spürte, wie sich Cameron neben ihr anspannte. Bevor er etwas sagen konnte, packte sie mit beiden Händen Katherines Gesicht, küsste sie ungeachtet ihres entsetzten Aufschreis auf beide Wangen und umfing sie in einer festen Umarmung. Als sie der Meinung war, dass diese Frau genug von ihrem Schmutz abbekommen hatte, gab sie sie frei.
»Oh, ich werde Euch vermissen, Katherine«, sagte sie gedehnt. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, als Katherine ihr einen garstigen Fluch ins Gesicht spie, bevor sie die Treppe wieder hinauffloh. »Ts, ts, ts! Ich vermute, sie teilt meine Gefühle nicht.« Sie blickte zu Cameron und stellte fest, dass er lachte. »Ich konnte nicht anders.«
»Ach, Mädchen, wenn du nicht so schmutzig wärst wie ein Regenwurm, würde ich dich küssen. Geh und wasch dich.« Er beobachtete, wie sie die Treppe hinaufstieg, und fragte leise: »Avery, möchtest du mit mir in meinen Gemächern zu Abend essen?«
Es gab nur einen Grund, warum er diesen Wunsch äußern konnte. Er wollte, dass sie die letzte Nacht zusammen verbrachten und sich liebten, wahrscheinlich so oft wie nur möglich, wahrscheinlich bis sie völlig erschöpft zusammenbrachen. Eigentlich hätte sie ihn und seinen Wunsch zum Teufel schicken sollen.
»Ja. Ich treffe dich dort in einer Stunde.« Sie schaute an sich hinunter. »Sagen wir besser, in zwei.«
Avery stand in ihr Handtuch gewickelt da und betrachtete nachdenklich ihr Unterkleid. Abwesend antwortete sie auf Annes Klopfen und murmelte ein »Herein«. Heute war ihre letzte Nacht mit Cameron – sie würden sich lange nicht mehr sehen. Avery versuchte krampfhaft, nicht die Worte nie mehr zu denken, aber sie lauerten am Rande ihres Bewusstseins. Sie musste sich an die Hoffnung klammern, dass es für sie eine Zukunft gab, oder sie würde die letzte Nacht mit Cameron damit verbringen, an seiner schönen Brust unablässig zu weinen. Sie wünschte, sie könnte diese letzte Nacht etwas anderes anziehen als dieses Unterkleid, das er öfter gesehen hatte, als ihr lieb war.
»Nein, nicht das«, sagte Anne, nahm Avery das Unterkleid aus den Händen und warf es aufs Bett. »Nicht heute Nacht.«
»Und warum sollte die heutige Nacht so wichtig sein?«, fragte Avery, obwohl ihr klar war, dass Anne es bereits wusste.
»Es ist Eure letzte Nacht hier – wenigstens bis zu Eurer Rückkehr.«
»Welche Zuversicht!«
Anne überhörte das. »Im Schlafgemach des Laird wurden köstliche Speisen gerichtet. Kerzen und Kaminfeuer sind angezündet, und Ihr werdet nicht in der großen Halle speisen.«
»Dort kann man nicht ungestört sein.«
»Kaum. Ich muss zugeben, dass die meisten von uns sehr daran interessiert sind, was zwischen Euch und unserem Laird vorgeht.« Sie lächelte, als Avery rot wurde. »Wir haben Euch gern, Mädchen, und ich meine, Ihr würdet unseren Laird sehr glücklich machen.« Sie hielt ein Nachtgewand und einen Überwurf hoch. »So wie das da.«
Avery stockte der Atem, und vorsichtig streckte sie die Hände nach den Kleidern aus. Sie bestanden fast nur aus Spitze, und der knappe Leinenstoff war hauchdünn gewebt. Sowohl das Nachtgewand wie der Überwurf waren von einem satten Goldton und mit schwarzer Stickerei und Seide verziert. Es waren Kleider, wie sie eine wohlhabende Kurtisane tragen würde.
»Wo hast du solch schamlosen Putz gefunden?«, fragte Avery.
»Ihr habt mir gegenüber einmal angedeutet, dass Katherine vielleicht nicht das süße, unschuldige Mädchen ist, das sie vorgibt zu sein, erinnert Ihr Euch? Nun, ich denke, Ihr hattet recht.« Anne legte das Nachtgewand und den Überwurf auf das Bett. »Das sind nicht die Nachtgewänder, die ein keusches Mädchen tragen sollte.«
»Also Katherines? Sieh an, sieh an! Du findest höchst interessante Dinge in ihrem Schlafgemach. Allerdings bisher keinen Mann, nehme ich an.«
»Leider nicht. Sollte sie ihr Bett mit einem der hiesigen Männer geteilt haben, dann ist sie jetzt, wo der Laird wieder zu Hause ist, äußerst vorsichtig geworden.« Anne zog an dem Handtuch, dass Avery sich umgewickelt hatte. »Kommt, ich werde Euch ankleiden.«
»Ich habe so etwas noch nie getragen, Anne. Es ist wunderschön, aber ich werde
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