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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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einmal aus einer betrunkenen Benommenheit aufgewacht und hatte gemerkt, dass er tatsächlich auf dem Stuhl saß und Averys Namen flüsterte. Seitdem hatte er Wein als Heilmittel verworfen. Er wollte gar nicht wissen, welche rührseligen Worte Leargan von ihm gehört hatte, als er ihn – viel zu oft – ins Bett gebracht hatte.
    Und jetzt brütete er schon wieder vor sich hin, wie er gereizt feststellte. Diese Brüterei hielt ihn in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen, dort aber wollte er nicht sein. Dort war Avery. Ihr Lächeln, ihre Stimme, ihr Gesichtsausdruck, wenn sie bei ihrem Liebesspiel auf dem Gipfel der Lust anlangte. Er ertappte sich bei der Überlegung, was er hätte anders machen können – wenn überhaupt etwas anders zu machen war. Die Liebesgeständnisse, die sie während ihres Fiebers geäußert hatte, verfolgten ihn. Er musste ständig daran denken, dass sie die erste Frau war, die ihm das Gefühl gegeben hatte, attraktiv zu sein, der beste Liebhaber zu sein, der jemals gelebt hatte.
    Ein weiters Problem des Grübelns bestand darin, dass an den Rändern seines Bewusstseins eine Wahrheit lauerte, die er immer schwerer verdrängen konnte. Cameron gab ihr die Schuld an seinem Kopfweh und an den nicht weichenden Schmerzen in seiner Brust. Er hatte Angst vor dieser ins Bewusstsein drängenden Wahrheit – Angst davor, dass ein klarer Blick auf sie ihn restlos zerstören würde.
    Er widerstand dem Bedürfnis, diesem Stuhl einen Tritt zu versetzen, und verließ sein Schlafgemach. Was er brauchte, war harte Arbeit, Arbeit, die ihn zu sehr erschöpfte, um an Details wie die Weichheit und Süße von Averys Haut zu denken. Cameron ging in die große Halle, wo Payton und Leargan herzhaft aßen und sich wie alte Freunde unterhielten. Er knurrte eine Begrüßung, ging zu seinem Platz, blieb aber stehen und starrte auf ein Töpfchen mit Marmelade, das neben seinem Teegebäck stand. Brombeermarmelade. Er stieß einen Fluch aus, packte das Töpfchen, schleuderte es gegen die Wand und ging mit großen Schritten aus der Halle.
    Leargan sah verblüfft auf die Scherben und die dunkle Marmelade, die an der Wand heruntertroff. »Ich glaube, ich will gar nicht wissen, warum ihn das so wütend macht.«
    »Nein, ich auch nicht«, stimmte ihm Payton zu.
    »Es wird schlimmer mit ihm.«
    »Er bekommt nachts vermutlich nicht viel Schlaf. Wenigstens trinkt er nicht mehr.«
    »Stimmt. Obwohl ich mir wünsche, dass er noch einmal betrunken genug ist, um mir zu erzählen, warum ihn dieser Stuhl in seinem Gemach so stört.« Leargan sah Payton an, und beide lachten. »Ach nein, wir sollten nicht lachen. Dieser arme Narr leidet sehr.«
    »Das tut er wirklich, und ich glaube, er ist kurz davor, sich einzugestehen, warum er leidet.«
    Leargan musterte Payton einen Moment lang, dann fragte er: »Und Ihr würdet es akzeptieren, wenn er Eure Schwester heiratet?«
    »Ja«, antwortete Payton. »Um ehrlich zu sein, ist mir nicht klar, warum sie diesen großen, schwarzäugigen, vor sich hinbrütenden Dummkopf liebt, aber sie tut es. Und nur das zählt für meine Verwandten und mich.«
    »Glaubt Ihr, dass sie ihn noch immer haben will, wenn er endlich zur Vernunft kommt?«
    »Oh ja. Ihre Wut und ihr wundes Herz müssen beschwichtigt werden, aber sie wird nicht lange genug von ihm fort sein, um ihn auch nur ansatzweise vergessen zu können. Tatsache ist, dass Avery ihn wahrscheinlich sowieso nie vergessen könnte. Wir Murrays neigen dazu, uns fürs ganze Leben zu binden, und sie hat offensichtlich beschlossen, dass Cameron der Mann ihres Lebens ist. Ich gehe davon aus, dass sie ihn bekommt. Schon bald.«
    »Bald? Seid Ihr denn der Wahrheit bereits so nah?«
    »Das bin ich. Ich habe ein erfreuliches Gespräch mit allen Mägden geführt, die bei der Reise an den Hof zu Katherines Gefolge gehörten, und sie waren äußerst hilfsbereit.« Er grinste, als Leargan die Augen verdrehte. »Außerdem habe ich Tante Agnes ein, zwei nette Besuche abgestattet.«
    »Tante Agnes? Sie ist eine herzensgute Frau, und ich liebe sie, aber ich hätte nie geglaubt, dass Ihr viel Vernünftiges aus ihr herausbekommt.«
    »Man muss nur wissen, wie man die Spreu vom Weizen trennt. In all dem fröhlichen Geplapper habe ich einige interessante Details gefunden. Es war eine miserable Idee, sie als Anstandsdame für Katherine zu wählen.«
    »Offensichtlich. Ihr glaubt also, genug in Erfahrung gebracht zu haben, um Katherine die Wahrheit zu entlocken?«
    Payton nickte.

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