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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Onkel Eric hatte das gleiche Problem. Hat es, genau genommen, noch immer. Wie sagt er so schön: Was ist es schon, was sie bewundern, außer ein Klumpen Fleisch und Knochen, der zufällig auf eine Art und Weise geformt sind, die das Auge erfreut? Der Körper kann durch Verwundung oder Krankheit entstellt werden. Zuhause weiß man, dass ich schnarche, die Manieren eines Schweins habe, ein Feigling und schrecklicher Liebhaber bin. Jedes Mal, wenn ich in Begriff bin, der Sünde der Eitelkeit zu erliegen, gehe ich heim. Meine Familie weiß, wie sie meiner Eitelkeit Einhalt gebieten kann – vor allem Avery.«
    Der Schmerz kehrte in seine Brust zurück und Cameron fluchte innerlich. Was immer diese Qual hervorrufen mochte, er hoffte, dass es nicht lange dauern würde. Er murmelte eine Entschuldigung, weil er sich um Cairnmoors Vorräte kümmern müsse, und verließ die Halle. Cameron stellte fest, dass er Paytons wissende Blicke ebenso beunruhigend fand wie Gillyannes. Paytons Augen erinnerten ihn so stark an Averys, dass ihm der Gedanke kam, sein Pferd zu satteln, Avery zu folgen und sie nach Cairnmoor zurückzubringen – aber er versuchte standhaft, diesen Gedanken zu ignorieren.
    Payton schüttelte den Kopf, während er Cameron nachsah. Dieser Mann kämpfte erbittert gegen etwas, und Payton hegte die Befürchtung, dass er gegen sich selbst kämpfte. Avery hatte sich in der Tat einen sorgenschweren Mann als Liebhaber gesucht. Payton war nicht überzeugt, dass Cameron MacAlpin das Geschenk ihrer Liebe zu würdigen wusste. Scheinbar wehrte er sich sogar heftig dagegen, es anzunehmen. Er musste das Durcheinander um Katherine schnell auflösen, und das nicht nur um seinetwillen. Cameron mussten die Augen geöffnet werden, damit er sah, was für ein glückliches Leben er mit Avery führen könnte.
    »Ist er weg?«, fragte Leargan, der in die Halle schlüpfte.
    »Ja.« Payton schmunzelte, als sich der Mann ihm gegenüber hinsetzte und herzhaft zu essen anfing. »Ich dachte, Ihr wolltet auf die Jagd gehen?«
    »Habe festgestellt, dass ich nicht gefrühstückt habe. Kann nicht mit leerem Magen jagen.«
    Während er auf einer dicken Scheibe Brot herumkaute, musterte Leargan Payton. »Ihr wisst alles, nicht wahr?«
    »Macht Euch keine Sorgen. Ich versuche nicht, ihn umzubringen. Ich kann es nicht. Avery liebt ihn.«
    »Ja, armes Mädchen.« Er tauschte einen Blick mit Payton. »Ich kann nur hoffen, dass der Dummkopf den Verstand besitzt, sie zurückzuholen.«
    »Er braucht vielleicht einen kleinen Tritt. Und die Sache um meine geplante Hochzeit mit Katherine muss erst geklärt werden.«
    Leargan seufzte. »Ihr seid nicht der Vater des Kindes?«
    »Nein, aber ich glaube, ich weiß, wer es ist. Sagt mir, habt Ihr die Geschicklichkeit zu lauschen, ohne dabei erwischt zu werden?«
    »Ja. Wenn Ihr mir meinen Mangel an Bescheidenheit verzeiht, gebe ich zu, dass ich das sehr gut kann. Warum?«
    »Wann immer ich mit meiner lieben Verlobten spreche, möchte ich, dass Ihr zuhört.«
    »Glaubt Ihr, Ihr könnt sie dazu bringen, etwas zuzugeben?«
    »Ja. Aber ich bin der Mann, der in dieser Falle sitzt – mein Wort würde gegen ihres stehen. Ich brauche jemanden, dem Cameron vertraut, und der muss meine Worte bestätigen. Einverstanden?«
    »Sehr. Natürlich kann es sein, dass Cameron nicht damit geholfen ist, wenn er entdeckt, dass sich alles nur so entwickelt hat, weil seine Schwester ihn belog.«
    Payton machte eine lässige Handbewegung. »Macht Euch keine Sorgen. Ich bringe ihn und Avery zusammen.«
    »Oh ja? Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr ihn überzeugen könnt?«
    »Vielleicht. Aber Avery wird meine beste Waffe sein. Sie liebt den Esel. Welcher sterbliche Mann könnte dieser Tatsache lange den Rücken zukehren?«

22
    Cameron zog sich die Stiefel an, stand auf, und sein Blick fiel auf den Stuhl. Wie oft hatte er sich schon gesagt, dass das nur ein Möbelstück war – dennoch verbrachte er Stunden damit, ihn anzustarren, den Kopf voll feuriger Erinnerungen. Seit nun schon einer Woche erwachte er jeden Morgen mit dem festen Entschluss, dieses verdammte Möbel zu verbrennen. Dann ertappte er sich dabei, wie er beim Anblick der Lehnen vor Erinnerungen und Gefühlen bebte und ließ dann doch von seinem Vorhaben ab. Jede Nacht fand er schwer in den Schlaf, streckte sich auf seinem leeren Bett aus und starrte auf den Stuhl.
    Zwei Tage lang hatte er versucht, den Schmerz im Wein zu ertränken, die Leere mit Wein zu füllen. Dann war er

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