Der Zorn des Highlanders
Jungfräulichkeit rauben wollte, um Payton gefügig zu machen. Es schmerzte, zu erfahren, dass er daran gedacht hatte, ihre Schande allgemein bekannt zu machen. Aber eigentlich lag das nahe. Er glaubte, seine Schwester sei geschändet worden, und möglicherweise war der Verlust ihrer Unschuld kein Geheimnis mehr. Natürlich hatte er das Bedürfnis, Payton den gleichen Schmerz zuzufügen und seine Schwester zu demütigen. Einen kurzen Moment lang tat es ihr fast leid, dass er seine Absicht geändert hatte, denn sie hätte zu gerne gewusst, ob er zu dieser Schandtat fähig gewesen wäre. Dann befahl sie sich, nicht so töricht zu sein. Das gehörte zweifellos zu den Dingen, die man am besten nicht in Erfahrung brachte. Weil er seiner Ansicht nach für die Ehre seiner Schwester kämpfte, war es besser, ihn nicht zu reizen.
Eine Sache musste aber bedacht werden. Er wollte das, was vielleicht zwischen ihnen passieren würde, nicht mehr benutzen, um ihre Familie zu demütigen, außer vielleicht in höchst vertraulicher Form. Es würde jetzt sehr viel leichter sein, seinem Vorhaben die Spitze zu nehmen. Denn jetzt würde ihre Familie ihr Glauben schenken, wenn sie erzählte, dass ihre Unschuld nicht geraubt worden sei, sondern dass sie sie freiwillig hingegeben habe. Jetzt musste sie nur die Entscheidung treffen, ob sie wirklich alles riskieren wollte, um Camerons Herz zu gewinnen.
»Schlaft gut, Avery!«, murmelte Cameron.
»Träumt schlecht!«, grummelte sie, insgeheim seufzend, als er nur lachte.
Sie schloss die Augen und wartete auf die beruhigende Wirkung des Schlafs. Ihre Zukunft war ungewiss, aber darüber schlaflos zu bleiben, würde nicht helfen. Sie musste eine schwere Entscheidung treffen und wollte dafür gut ausgeruht und bei klarem und scharfem Verstand sein.
7
Ihr Blut stand in Flammen. Das Inferno, das in ihr wütete, wurde durch warme Lippen und große, streichelnde Hände angefacht. Ein Schauder heftigen Begehrens durchschoss Avery und machte sie hellwach. Sie umschlang den Mann, der auf ihr lag, rang voller Entzücken nach Atem, als er ihre Brüste mit seinen Händen wärmte. Sehnsuchtsvoll und verlangend rieb sie ihren Körper an seinem und hörte ihn stöhnen.
Dieser tiefe, heisere Ton durchdrang den Nebel der Leidenschaft, der Averys Verstand einhüllte. Cameron verführte sie, und sie unterstützte ihn eifrig. Ein Teil von ihr wünschte sich nichts sehnlicher, als damit fortzufahren, aber sie kämpfte um einen Rest von Vernunft. Wenn sie sich erlaubte, kopflos von der Leidenschaft hinweggefegt zu werden, gab sie das Heft aus der Hand. Sie würde keine bewusste Entscheidung treffen können und allzu leicht mit gebrochenem Herzen zurückbleiben. Avery packte Cameron bei den Handgelenken, ebenso froh wie enttäuscht, dass er sofort aufhörte, sie zu liebkosen.
»Ihr seid ein hinterhältiger, lüsterner Schuft, Cameron MacAlpin«, sagte sie mit belegter, unsicherer Stimme, während sie sich bemühte, der Leidenschaft, die noch immer durch ihre Adern pulsierte, Einhalt zu gebieten.
»Befehlt Ihr mir aufzuhören?«
»Ja.«
»Warum? Ihr wollt es doch eindeutig auch.« Er strich mit seinen Daumen über ihre harten Brustspitzen und sah zu, wie sie zitterte.
Avery spürte seine Berührung bis ins Knochenmark. »Hochmütiger Esel. Lasst mich in Ruhe.«
Cameron zögerte einen Moment, dann stieß er einen Fluch aus und rollte sich von ihr herunter. Rasch löste er die Bänder, die ihre Handgelenke zusammenhielten, und stieg aus dem Bett. Er wusste, dass sein drängendes Verlangen ihn dazu bringen konnte, ihr Nein zu ignorieren, wenn er nicht genug Abstand zwischen sie und sich brachte – und das schnell.
Der Versuch, sie im Schlaf zu verführen, war hinterhältig genug gewesen. Er wollte nicht noch tiefer sinken, um zu bekommen, wonach ihn so heftig verlangte. Trotzdem war es ihm aufgefallen, wie rasch und hitzig sie auf ihn reagiert und wie lange sie gebraucht hatte, um dieses Nein auszusprechen. Es mochte hinterhältig sein, aber er wusste, dass er es wieder versuchen würde.
Sehen zu müssen, wie nah Cameron bei ihr stand und wie wenig er anhatte, half Avery nicht, ihr tosendes Blut zu beruhigen. Sie atmete erleichtert, aber lautlos auf, als er sich wieder ankleidete. Sie versuchte, sich zu entspannen und alle verräterischen Anzeichen ihres sehnsüchtigen Verlangens zu verbergen, indem sie tief und langsam ein- und ausatmete. Das nervöse Flattern in ihrem Bauch würde sich zweifelsohne nicht
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