Der Zorn des Highlanders
kühl und schweißgebadet.
Er kletterte aus dem Bett, warf sich den Umhang um und ging Gillyanne und Anne wecken. Die beiden schliefen nur wenige Schritte von seinem Zelt entfernt, damit sie schnell gerufen werden konnten, falls es nötig sein sollte. Cameron war froh, dass sie leicht wach wurden und sofort munter waren. Allerdings war er nicht begeistert, vor seinem Zelt warten zu müssen, während die beiden sich um Avery kümmerten.
»Ihr könnt jetzt hereinkommen«, rief Anne, als Cameron sich schon anschicken wollte, einfach hineinzumarschieren und nachzuschauen, was sie machten.
»Wie freundlich von dir, mich einzuladen«, raunzte er, als er das Zelt betrat.
»Herrje, Ihr seid mit schlechter Laune aufgewacht, was?«, murmelte Gillyanne, als sie die Decke um eine fest und friedlich schlafende Avery straff zog.
»Es ist kalt da draußen.« Cameron sah Anne an. »Ist das Fieber also wirklich gesunken?«
»Ja. Sie war lange genug wach, um etwas Brühe und Medizin zu sich zu nehmen«, antwortete sie. »Wir haben sie gewaschen und ihr ein warmes, trockenes Nachtgewand angezogen. Sie müsste den Rest der Nacht schlafen. Das Schlimmste ist vorbei, da bin ich mir sicher. Essen und Ruhe ist alles, was sie jetzt braucht – und zwar eine Menge davon, damit sie wieder zu Kräften kommt.«
Sobald die beiden Frauen weg waren, warf Cameron seinen Umhang ab, blies die Kerzen aus und kletterte zurück ins Bett. Er zog Avery in seine Arme, genoss die Kühle ihres Körpers. Sie musste wieder kräftiger werden, doch trotz ihres Gewichtsverlusts fühlte sie sich in seinen Armen wunderbar an. Wunderbar lebendig. Er küsste ihre Schulter.
»Cameron?«
»Nein, ich bin Leargan«, murmelte er, als er ihr Ohr küsste. Er konnte die Freude über ihre Genesung einfach nicht verbergen.
»Oh ja? Seltsam. Ich habe nicht gedacht, dass Ihr so behaart seid wie Cameron«, gab Avery gedehnt zurück.
»Ich bin nicht behaart.« Cameron gab dem unwiderstehlichen Drang nach und drückte sie an sich, froh über ihre Ironie – ein sicheres Zeichen, dass ihre Lebensgeister bereits zurückkehrten.
»Natürlich nicht«, seufzte sie. »Ich war krank, oder?«
»Mädchen, du hast drei Tage lang gegen ein heftiges Fieber gekämpft, aber es scheint, als hättest du den Kampf gewonnen.«
»Oh. Na, das ist gut zu hören, aber wenn ich drei Tage lang im Bett gelegen bin, sind wir wohl nicht weit gekommen?«
»Nein, und wahrscheinlich werden wir noch ein paar Tage hier an Ort und Stelle bleiben, bis Anne mit Sicherheit sagen kann, dass die Reise nicht zu anstrengend für dich wird.«
»Und damit haben wir das Rennen gegen DeVeau verloren.«
»Mach dir deshalb keine Sorgen, Geliebte.«
»Das ist leichter gesagt als getan.«
Cameron küsste sie auf den Hals. »Schlafe, Avery. Das brauchst du jetzt: Schlaf und Essen. Über dieses Schwein können wir später reden, wenn du wieder bei Kräften bist. Wir halten nach ihm Ausschau und wir wissen, dass er wahrscheinlich auf uns wartet, wenn wir den Hafen erreichen. Mehr ist jetzt nicht zu tun. Also schlafe.«
»Ich würde gerne mit dir streiten, aber ich fürchte, ich bin zu müde dazu.« Sie gähnte und schmiegte sich enger an ihn.
»Ich bin bereit, mich mit dir zu streiten, sobald du kräftiger bist«, sagte er und lächelte, als sie mit einem schläfrigen Kichern antwortete.
Er spürte, wie sie sich in seinen Armen entspannte, und fragte sich, ob er das Problem rund um Avery und seine verworrenen Gefühle falsch anging. Bei ihr fühlte er sich gut – so gefährlich diese Erkenntnis auch war. Vielleicht sollte er einfach ihre gemeinsame Zeit genießen und aufhören, gegen Averys Anziehungskraft anzukämpfen. Nachdem er sie beinahe an das Fieber verloren hatte, erschien es töricht, die kurze Zeitspanne, die ihnen verblieb, in einem Sumpf von Zweifeln und inneren Kämpfen zu verbringen. Cameron wollte sich diese ganze Sache noch einmal ernsthaft durch den Kopf gehen lassen – aber erst, wenn er sich ordentlich ausgeschlafen hatte.
14
Leise in sich hineinlächelnd, beobachtete Avery Cameron beim Waschen und Ankleiden. Dies war der letzte Tag in diesem Lager. Durch ihr Fieber und die Zeit, die sie gebraucht hatte, um für die Weiterreise wieder zu Kräften zu kommen, hatten sie bereits eine Woche verloren. Eine verzweifelte innere Stimme riet ihr, weiterhin Schwäche vorzutäuschen oder wenigstens einen kleinen Rückfall. Aber sie unterdrückte diese leise Stimme mit aller Macht. Es würde ihr
Weitere Kostenlose Bücher