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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollte, und zwar schon seit langer, langer Zeit.
    »San Francisco. Wie Sie schon sagten, dort befindet sich mein Sohn, aber ich hole ihn keineswegs, um ihn dem lieben alten Dad vorzuführen. Der Alte wollte ihn vor fünfzehn Jahren schon nicht, und jetzt bekommt er ihn auch nicht, wenn ich ihn überhaupt finde, was sich als schwierig erweisen wird.« Padgetts Lippen wurden schmal. »Bringen wir den Stein ins Rollen, ja?«
    »Einfach so? Sie wollen einfach so gehen?«
    »Ich will schon seit langer Zeit gehen, Dr. Ramsby. Aber es war zu gefährlich.«
    »Und jetzt nicht mehr?«
    »Wenn mein Bruder wirklich tot ist? Dann nicht.«
    »Möchten Sie nicht jemanden anrufen?«
    »Wen denn? Mein Bruder ist tot, und falls er gerade verheiratet war, kenne ich meine Schwägerin gar nicht.«
    »Er war nicht verheiratet.«
    »Meine Mutter lebt schon lange nicht mehr, und mein Vater liegt im Sterben, wie Sie sagten. Wer bleibt mir dann noch?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht … Mal sehen.« Sie kramte die Akte wieder hervor und blätterte die Besucherlisten durch. »Wie wär’s mit Liam Kress?«
    Padgetts Gesicht zuckte. »Ich habe schon sehr lange nichts mehr von Liam gehört.«
    »Vielleicht wüsste er gern, dass Sie sprechen können und die Einrichtung verlassen wollen.«
    Padgett schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Und jetzt los.« Sie machte eine kreiselnde Handbewegung. »Erledigen Sie den notwendigen Papierkram, damit ich hier rauskann. Schnellstens. Ich wüsste nicht, warum das alles nicht in einer Stunde erledigt sein könnte. Sie könnten dafür sorgen, dass dann ein Wagen am Eingangstor für mich bereitsteht, genauso, wie ich im Lauf der Jahre so viele Fahrzeuge habe kommen und gehen sehen. Vom McMurray-Fahrdienst, glaube ich.«
    »Dazu gehört schon etwas mehr.«
    »Ja. Ich brauche Zugang zu dem Treuhandfonds. Ich besitze doch sicher irgendwo ein Bankkonto.«
    »Das weiß ich nicht. Ich gebe Ihnen Mr. Tinnemans Telefonnummer.«
    »Ich brauche mehr als das. Vermutlich habe ich doch hier in Mountain View ein Konto. Ich benötige einen Scheck, um den Restbetrag zu zahlen.«
    »Das könnte etwas Zeit in Anspruch nehmen.«
    Padgett lächelte. »Es ist mein Geld, Dr. Ramsby.«
    »Der Papierkram muss erledigt werden, und Sie müssen Ihre Sachen packen …«
    »Ach ja. Ganz recht. Sie sind ja ziemlich neu hier«, sagte sie und verschränkte ihre schlanken Arme unter der Brust. »Wahrscheinlich haben Sie die Aktennotiz nicht erhalten. Meine Sachen sind bereits gepackt. Alles, was ich brauche, befindet sich in meiner Reisetasche.«
    »Jetzt schon?«
    »Ja.«
    Ramsby verstand nicht. »Woher wussten Sie, dass Sie heute abreisen würden, dass Ihr Bruder gestorben ist?«
    Padgett warf sich das Haar über eine Schulter. »Ich packe allwöchentlich, und am Wochenende packt Farrell, die Pflegerin, meine Sachen wieder aus und wäscht die absolut sauberen Kleider. Verstehen Sie, Dr. Ramsby, meine Sachen sind seit fünfzehn Jahren gepackt. Meine Kleider sind wahrscheinlich schrecklich unmodern und verwaschen, aber sie reichen aus, um hier herauszukommen, und sobald ich frei bin, kaufe ich mir neue Sachen.«
    Sie ging zur Tür, bereit, sich zu verabschieden. »So, wie ich es sehe«, sagte Padgett über die Schulter hinweg, als sie die Tür öffnete und, gefolgt von der Psychologin, auf den Flur hinaustrat, »bin ich in der Lage, mir eine neue Garderobe zu leisten.« Mit einem geheimnisvollen Lächeln und einem Winken ging sie zum Lift, genau dorthin, wohin Ramsby, wie sie glaubte, sie vor nicht allzu langer Zeit flüchten gesehen hatte.
    Äußerst nachdenklich blickte Jalicia ihr nach.
    Padgett Long hatte mit ihrem Weggang gerechnet, als hätte sie vom Mord an ihrem Bruder gewusst, bevor sie die Schwelle zu Ramsbys mit Teppich ausgelegtem Büro überschritt.
     
    Der letzte Mensch, den Dan Grayson sehen wollte, war Manny Douglas, aber der frettchenhafte Schreiberling befand sich tatsächlich auf dem Weg ins Dezernat. In Anbetracht des Stands der Dinge hinsichtlich der Presse im Allgemeinen und des
Mountain Reporters
im Besonderen hätte Grayson den Journalisten am liebsten erwürgt oder ihm zumindest nahegelegt, sich vom Acker zu machen, doch Manny ließ sich nicht abwimmeln.
    »Ich muss Ihnen etwas zeigen«, hatte er vor einer Viertelstunde am Telefon angekündigt. »Wenn es nach mir ginge, würde ich sagen: ›Ihr könnt mich mal‹, und einfach mein Ding durchziehen, den Serienmörder entlarven und ein Held sein, aber

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