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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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verbracht.
    Barton Tinnemans rätselhafter Anruf hatte ihr Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nur noch verstärkt.
     
    Pescolis rechtes Handgelenk war wund. Aufgescheuert von der Handschelle, deren Kette um das Bein der Pritsche gelegt war. Die Haut war aufgeschürft und gerissen, obwohl sie den Zipfel der Decke, die der Schweinehund ihr gegeben hatte, als Polster benutzte, als sie ihr ganzes Gewicht gegen die Pritsche stemmte, um die Schweißnaht zu schwächen. Das linke Handgelenk, umschlossen von der zweiten Schelle, war vergleichsweise wenig verletzt.
    Nicht darüber nachdenken. Versuche es weiter. Die Zeit läuft dir davon. Er kommt bald zurück. Das weißt du doch.
    Sie schwitzte. Trotz der eisigen Kälte rannen ihr salzige Tropfen über die Stirn und den Rücken hinunter.
    Doch das Bein der Pritsche gab schon ein wenig nach. Sie glaubte ganz sicher, es zu spüren, und wenn sie einfach weitermachte, würde sie die Schweißnaht brechen können. Oder?
    Aber wie lange noch? Reicht die Zeit? Schaffst du es?
    Sie reckte das Kinn vor und machte sich erneut an die Arbeit. Eine bessere Fluchtmöglichkeit hatte sie nicht gefunden, und es musste einfach klappen. Es
musste!
    Immer wieder richtete sie sich auf, soweit ihre Fessel es erlaubte, musste sich herabducken, weil zwischen ihrem rechten Handgelenk und der Schweißnaht nur wenig Spielraum blieb, warf sich dann zurück auf die Pritsche und knirschte mit den Zähnen, um nicht aufzuschreien.
    Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, nur der heller werdende Himmel bot ihr einen Anhaltspunkt, doch das winzige, hoch oben angebrachte Fenster ließ nicht viel Licht ein, und der wolkenverhangene Himmel ließ kaum Rückschlüsse auf die verstrichenen Minuten und Stunden zu.
    Sie wusste nur, dass die Zeit, die ihr zur Fluchtvorbereitung blieb, nicht ausreichen würde.
    Zwar hatte die Wirkung des Mittels, das er ihr verabreicht hatte, inzwischen nachgelassen, und sie fühlte sich nicht mehr so benommen, doch das konnte sich ändern, wenn er zurückkam. Falls er in das Zimmer kam, musste sie so tun, als stünde sie immer noch unter dem Einfluss des Medikaments.
    Falls sie noch hier war, wenn er zurückkam.
    Hoffentlich nicht.
    Sie betete darum, dass er möglichst lange fortblieb, oder besser noch, dass sie einen Weg fand, den Spieß umzudrehen, eine Waffe entdeckte und ihn überrumpeln konnte. Dann sollte der Kerl erleben, wie es ist, in eine Gewehrmündung zu blicken oder ein Messer am Hals zu spüren.
    Das Problem war nur, dass sie sich, sofern es ihr irgendwie gelingen sollte, die Oberhand über ihn zu gewinnen, vielleicht nicht beherrschen konnte und ihm einfach das Gehirn wegpustete.
    Doch ihr war klar, dass sie ihn dann irgendwie verhaften und aufs Revier bringen musste. Danach würden sie seine weiteren Opfer finden, und er bekäme seinen großen Auftritt vor Gericht. Die Gerechtigkeit sollte triumphieren.
    »Blödsinn«, knirschte sie und setzte wieder ihr ganzes Gewicht gegen die Handschelle ein. Das kalte Metall schnitt in ihr Handgelenk, ihr Arm fühlte sich an, als würde er aus dem Gelenk gerissen. War das Gerechtigkeit? War das, was er ihr und den anderen Frauen antat, in irgendeiner Weise recht und billig?
    Sie schloss die Augen ganz fest, stemmte sich gegen die Schweißnaht und war sicher, dass diese allmählich nachgab. »Komm schon, komm schon«, flüsterte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Ja! Da rührte sich etwas. Ganz leicht. Nein, sie durfte sich nicht täuschen. All diese Mühe konnte doch nicht vergebens gewesen sein.
    Sie beugte sich sekundenlang vor, holte dreimal tief Luft und spürte den Protest ihrer Muskeln, die schmerzenden Rippen, ignorierte jedoch den verlockenden Gedanken aufzugeben, sich zurück auf die Pritsche zu wälzen und sich die Decke bis ans Kinn hochzuziehen, um allein in der Dunkelheit zu zittern. Sie machte sich bereit, vergewisserte sich, dass die Handschelle sich direkt über der Schweißnaht befand, und warf sich noch einmal auf die Pritsche zurück.
    Sie konnte dem Schwein nicht den Sieg überlassen, nicht, ohne ihm einen harten Kampf zu liefern.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie ihre Kinder. Bianca, gerade erst an der Schwelle zur Frau, ein intelligentes Mädchen, das erst kürzlich das andere Geschlecht entdeckt hatte. Jeremy. Er war auf den falschen Weg geraten. Rauchte Marihuana, probierte Gott weiß was aus, trank und handelte sich mit Heidi Brewster enorme Probleme ein.
    Was wurde aus ihnen, wenn sie sie nicht

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