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Der Zorn Des Skorpions

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Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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interessierte. Während ihr Blick über die vertrauten Titel glitt, dachte sie an die stille Frau in Zimmer 126 . Abgesehen von Gebeten sprach sie kein einziges Wort.
    Seit fünfzehn Jahren.
    Und dennoch blitzte eine gewisse Intelligenz in Padgetts kornblumenblauen Augen. Jalicia spürte es.
    Als sie keinen Titel fand, der ihr weiterhelfen konnte, drehte sie sich wieder zum Schreibtisch um, öffnete die Pepsiflasche, schenkte vorsichtig das Glas mit den Eiswürfeln voll und sah zu, wie der Schaum stieg und fiel und kleine Bläschen leise prickelnd zerplatzten. Mit dem Getränk ging sie zum Fenster und blickte hinaus.
    Der Himmel war grau, es regnete, und Wolken behinderten die Sicht. In den Tannen längs der Zufahrt blinkten Lichterketten und erinnerten fröhlich an die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage.
    Jalicia trank von ihrer Cola und sah eine Limousine die Zufahrt hinaufkommen und eine Parkbucht für Körperbehinderte ansteuern. Ein Mann in dickem Mantel mit Filzhut stieg aus und lud einen Rollstuhl aus dem Kofferraum. Er klappte ihn auseinander, schob ihn an die Beifahrertür und half einer korpulenten Frau hinein.
    Jalicias Telefon klingelte, und sie kehrte dem Fenster den Rücken zu. »Dr. Ramsby«, meldete sie sich, blickte auf den Aktenordner und dann auf die Uhr. In zehn Minuten stand ein Termin mit einer ihrer Männergruppen bevor.
    »Ja, Dr. Ramsby, ich wollte nur melden, dass ein Mr. Barton Tinneman angerufen hat. Er ist Padgett Longs Anwalt.«
    Jalicia ging zum Schreibtisch und schlug die erste Seite von Padgetts Akte auf. Dort fand sie Barton Tinnemans Namen. »Haben Sie seine Telefonnummer?«, fragte sie und sah erneut auf die Uhr.
    »Natürlich.«
    »Schicken Sie sie mir per Mail, dann rufe ich ihn so bald wie möglich an.« Am liebsten hätte sie den Anwalt auf der Stelle angerufen, doch sie sagte sich, dass sie für ein Gespräch über Padgett Long wohl mehr als zehn Minuten benötigen würde.
    »Mach ich.«
    Jalicia legte auf und leerte ihr Glas. Vielleicht gewann sie durch das Gespräch mit dem Anwalt ja einen tieferen Einblick in das Rätsel, das Padgett Long für sie darstellte.
     
    Er war fort.
    Aus dem angrenzenden Raum war kein Laut zu hören, und der Feuerschein, der gewöhnlich durch die Türritze zu sehen war, wurde schwächer. Falls Regan je entkommen wollte, war jetzt der geeignete Zeitpunkt zur Flucht.
    Doch sofern sie sich nicht irgendwie die Hand absägen wollte, saß sie in der Klemme. Die enge Handschelle an ihrem Gelenk wurde sie nicht los.
    Hey, Pescoli, denk nach. Gib nicht auf. Das ist
die
Gelegenheit.
    Regan hatte Schmerzen, ihre Rippen taten gemein weh, ihre Schulter schrie nach ärztlicher Behandlung, doch sie verfügte von jeher über eine hohe Schmerztoleranz, der sie auch ihre ausgezeichneten Leistungen im Schul- und Collegesport verdankte. Einmal hatte sie mit einer Knöchelzerrung Basketball gespielt und auch noch den entscheidenden Korb geworfen. Doch dieser Schmerz jetzt war allgegenwärtig und zwang sie zu äußerster Konzentration, um einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Sie konnte nicht entkommen, sofern sie sich nicht irgendwie von dem verflixten Bett befreite. Langsam, immer noch an das Bein der Pritsche gefesselt, kam sie auf die Füße und untersuchte die Konstruktion des Betts. Der Rahmen bestand aus Stahl und ließ sich zusammenklappen, doch das Bein, woran sie gefesselt war, war am Boden festgeschraubt. Ohne den Schlüssel für die Handschellen oder einen Bolzenschneider war ihre Situation offenbar ausweglos …
    Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Die Worte ihres Vaters hallten durch ihren Kopf.
    Pescoli tastete das Bein der Pritsche ab. Es war an die am Boden aufgeschraubte Platte festgeschweißt. Der einzige Schwachpunkt der Konstruktion war entweder die Schraube oder die Schweißnaht. Da ihr kein Schraubenzieher oder Messer zur Verfügung stand, musste sie bei der Schweißnaht ansetzen. Sie untersuchte sie, so gut es im Dämmerlicht möglich war, und schöpfte Mut. Die Schweißarbeit war offenbar in großer Eile erledigt worden. Eindeutig eine Schwachstelle.
    Vielleicht hatte sie doch eine Chance.
    Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Wieder schien ihr Vater zu ihr zu sprechen. Sie versuchte, das Bein loszutreten, konnte jedoch, gefesselt, wie sie war, nicht richtig Schwung holen. Wahrscheinlich klappte es besser, wenn sie sich auf die Pritsche warf, heftig, immer wieder, bis die Schweißnaht hoffentlich nachgab. Sie machte sich ans Werk. Sie

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