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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehr hatten? Würden Lucky und Michelle sie großziehen? Das wäre die Katastrophe.
    Sie keuchte jetzt, ihr Atem ging mühselig, während sie immer weiter versuchte, die nachgebende Verbindungsstelle des zusammengeschweißten Metalls aufzubrechen. Sie hatte zu viel, wofür es sich lohnte zu leben, um irgendeinem Perversen zum Opfer zu fallen.
    Blitzartig dachte sie an Nate, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie hatte nie geglaubt, dass sie ihn liebte, hatte es sich nie eingestanden, aber, da mochte sie sich getäuscht haben. Sein scharfer Verstand, sein sexy Lächeln. Wie er ihr Innerstes nach außen kehren konnte …
    Stopp!
    Sie musste sich konzentrieren. Schon um der Kinder willen. Um Nates willen. Weil sie diesem Spinner um keinen Preis den Sieg überlassen würde!
     
    Tyler McAllister war high. Dabei war es noch nicht einmal Mittagszeit. Was im Grunde gleichgültig war, aber heute, da seine Mom verschwunden war, hatte Jeremy keine Zeit für McAllisters Eskapaden. Er saß auf dem Beifahrersitz im Blazer und trommelte nervös mit den Fingern auf die Leiste des Seitenfensters, während Tyler sich eine Zigarette anzündete und, die Kippe zwischen den Lippen, auf der freien Straße Gas gab, die Bremse durchtrat und den Geländewagen seitwärts wegrutschen ließ. Da lachte er, hielt das alles für einen Riesenspaß.
    Jeremy nicht.
    »Lass das!«, brüllte Jeremy über den Bass irgendeines ihm unbekannten Heavy-Metal-Songs hinweg.
    »Was?«, brüllte McAllister zurück. Der Blazer fand wieder in die Spur, und Tyler schaltete die Scheibenwischer ein. Es schneite wieder. Keine großen, schweren Flocken, sondern winzige Eiskristalle, die eine Wetterverschlechterung ankündigten. Eis und Schnee lasteten bereits schwer auf den Zweigen der Tannen. Das Verkehrsaufkommen war schwach, Gott sei Dank, denn McAllisters Fahrstil ließ zu wünschen übrig.
    McAllister spurtete den Berg hinauf auf die lange gerade Strecke zu dem Bergrücken von Horsebrier Ridge. Auf der anderen Seite des Bergs krümmte und schlängelte sich die Straße dem Bachlauf folgend, doch hier, ein Stück höher, schnitt sie wie ein Messer durch die Berge der Umgebung.
    »Pass mal auf!« Mit einem dämlichen Grinsen trat Tyler wieder aufs Gaspedal und lachte, als der Blazer unter dem Dröhnen der Musik rückwärts ausbrach. Die Fenster beschlugen, doch er schien es nicht zu bemerken. »Ha!« Noch einmal gab er Gas.
    Jeremy war stinksauer. »Fahr einfach … einfach …« Jeremy schaltete den iPod aus. Plötzlich war es still im Wageninneren.
    »Was zum Geier soll das?«
    »Ich habe keine Zeit für diesen Schwachsinn! Fahr mich einfach zu mir nach Hause, und lass den Quatsch!«
    »Du bist heute Morgen wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden«, imitierte Tyler mit Fistelstimme mütterliche Sprüche.
    Was Jeremy nur noch mehr auf die Palme brachte. »Hör auf, ja? Hör … einfach auf! Ich habe dich gebeten, mich nach Hause zu bringen. Sonst nichts.«
    »Ach du meine Güte, was ist denn in dich gefahren?«
    »Meine Mom ist verschwunden.«
    »Du hast’s gut.« Tyler zuckte die Achseln. »Ich würde Gott weiß was dafür geben, dass meine Mutter verschwindet. Sie ist und bleibt eine elende Nervensäge.«
    Jeremy ballte eine Hand zur Faust und hätte McAllister beinahe einen Kinnhaken versetzt. »Hör jetzt bitte auf, ja?«
    Tyler zog eine Grimasse wie ein kleines Kind, das übertrieben ernst sein will. Die Kippe hing ihm immer noch im Mundwinkel. Er sah total bescheuert aus. Ach was, er
war
bescheuert!
    Einen flüchtigen Augenblick lang fragte Jeremy sich, ob seine Mutter womöglich recht hatte und er sich um andere Freunde bemühen sollte. Doch der Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war. »Fahr einfach. Los.«
    Tyler schnaubte, dass der Rauch ihm aus den Nasenlöchern strömte, schaltete seinen iPod wieder ein und drehte die Lautstärke auf, bis die Bässe dröhnten und der Leadsänger kreischte, was das Zeug hielt. Vielleicht war es genau das, was Jeremy brauchte: sich zu verlieren und den ganzen Mist zu vergessen. Ein süßer Rausch, der seine Sorgen einnebelte und ihn von dem Bammel befreite, der ihn immer fester in den Griff bekam.
    »Hey … was ist da los?«, fragte Tyler, als er das Umleitungsschild eine halbe Meile vom Berggipfel entfernt bemerkte. Die vereisten Fahrbahnen waren gesperrt, Hütchen und ein Streifenwagen der Highway-Kontrolle blockierten die Weiterfahrt. Eine großgewachsene Polizistin wies auf eine Seitenstraße und

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