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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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ans Bein der Pritsche. Ihr linkes Handgelenk, durch die Kette mit dem rechten verbunden, ruhte an ihrem rechten Oberschenkel.
    »Du bist ja prüde«, sagte er unübersehbar amüsiert. »Das überrascht mich. Ich hätte dich nicht für so schüchtern gehalten.«
    Du weißt überhaupt nichts, du Wichser.
    Er kratzte sich im Nacken. Vielleicht juckte ihn das falsche Haar. Wenn sie ihm nur Mütze, Perücke und Skibrille herunterreißen und ihm in die Augen hätte blicken können, dann hätte sie ihn mit Sicherheit sofort identifiziert.
    Was nützt dir das, wenn du dich nicht befreien kannst?
    Pescoli hätte den Dreckskerl am liebsten niedergeschlagen, zu Boden gestoßen und ihm die Vermummung vom Gesicht gerissen. »Wie gesagt, du kennst mich überhaupt nicht.«
    »Tatsächlich?« Wie ein Schmierenschauspieler, der sich in Gedanken versunken präsentieren will, legte er einen Finger ans Kinn. »Ich weiß, dass du zwei Mal verheiratet warst, beide Male mit Versagern. Beide haben dich betrogen, nicht wahr? Aber du hast es Joe, deinem College-Schwarm, gegeben, indem du mit einem anderen geschlafen hast.«
    Innerlich kochte sie, doch sie hielt den Mund. Sollte er weiterschwafeln. Falls ihm womöglich irgendetwas an Information entschlüpfte, was er für nutzlos hielt, dann erfuhr sie vielleicht etwas über ihn, etwas, was ihr schließlich doch noch einen Hinweis auf seine Identität gab.
    »Genau … Damals lebtest du von Joe getrennt, und deshalb war es in Ordnung für dich, dich aufzuführen wie die Schlampe, die du nun mal bist.«
    Er genoss es, sie zu demütigen. Er schritt im Zimmer von einer Wand zur anderen, auf und ab. Vorbei an ihrer Pritsche, wieder zog sie die Decke um sich. Mit jedem Mal kam er näher heran. »Wie bitte? Du wehrst dich nicht, Rotschopf?« Und er wirkte gereizt. Gut. So war es besser. Sollte er sich aufregen. Vielleicht unterlief ihm dann ein Fehler.
    Sie sagte nichts und bemerkte trotz des Dämmerlichts, wie er die Lippen zusammenpresste, die nicht völlig unter seinem Bart verborgen lagen.
    »Und jetzt schläfst du wieder mit so einem Abschaum.«
    Sie spürte, wie sich ihre Rückenmuskeln spannten. Er sollte Santana aus der Sache herauslassen. Nur mit Mühe konnte sie den Mund halten. Ruhig bleiben, während sie ihn am liebsten umgebracht hätte.
    »Und dabei bist du angeblich so schlau, Rotschopf. Intelligent. Fähig, Tatbestände zu erkennen. Leben zu retten.« Wieder hallte sein Zungeschnalzen durch den Raum. Er lachte sogar leise, als mokierte er sich über ihre Unfähigkeit. »Aber du bist eine Versagerin. Dein Leben ist ein Chaos. Und jetzt bist du die Gefangene, nicht die Jägerin. Eine der Besten in Pinewood County. Mit deinen eigenen Handschellen gefesselt. Ironie des Schicksals, wie?«
    Er reizte sie bis aufs Blut, was einen erhöhten Adrenalinausstoß bewirkte. »Wir hier in den Bitterroots sind wohl alle ein bisschen dumm, wie?«, sagte sie gedehnt.
    Er blieb unvermittelt stehen, bleckte die Zähne und ballte die Hände zu Fäusten. Einen Moment lang glaubte sie, er würde die Beherrschung verlieren. Sie wappnete sich, doch kurz darauf nahm er sein Auf- und Abschreiten wieder auf.
    »Ein Wunder, dass du eingestellt worden bist«, schoss er zurück. »Du bist die erbärmliche Karikatur einer Frau, noch dazu einer Polizistin.«
    Während sie zusah, wie er auf und ab stapfte, hatte sie eine Vision von jemandem, den sie schon einmal gesehen hatte … jemand, der auf der Wache den Flur entlangging, jemand … Sie bekam das Bild nicht recht zu fassen. Aber sie war sicher, ihn gesehen zu haben, als sie arbeitete. Und dann all seine abwertenden Bemerkungen über Polizisten. Was hatte er mit dem Büro des Sheriffs am Hut? Etwas in seinen Äußerungen ließ vermuten, dass er ein Hühnchen zu rupfen hatte, dass das Büro des Sheriffs von Pinewood County das Ziel seines Spotts war.
    Aber warum?
    Hatte er mal keine Hilfe bekommen, als er sie benötigte? Hatte man dort einen Fehler gemacht, durch den jemand, der ihm wichtig war, zu Schaden oder zu Tode gekommen war? War er persönlich von der Polizei oder einem anderen Arm des Gesetzes so heftig gekränkt worden, dass er es nun darauf anlegte, Polizisten bloßzustellen, insbesondere Polizisten aus Pinewood County? Oder war er nur ein Krimineller, der alle Polizisten hasste?
    Auf jeden Fall ließ er sich nicht gern ärgern.
    Vorsichtig beobachtete sie ihn, während er immer näher kam und sie stumm verhöhnte, weil sie an die Pritsche gekettet

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