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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach Luft, angewidert von seinem Geschmack, von seiner Berührung. Sie verabscheute den Mann. Hasste ihn. Mit nichts am Leibe außer seinem Blut rollte sie den Kopf auf die Seite und versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Du hast gerade ihr Schicksal besiegelt.«
    Was redete er da?
Ihr
Schicksal? Nein, sie musste sich verhört haben. Er hatte sagen wollen,
dein
Schicksal. Pescoli war zu müde, zu sehr von Schmerzen gepeinigt, um auf diese albernen Psychospiele einzugehen. Sie hatte versucht, sich zu befreien, und war kläglich gescheitert. Jetzt wollte er sie bestrafen.
    Wollte er sie in den Wald führen, an einen Baum binden und erfrieren lassen? Gut. Nur zu. Sie würde eine Fluchtmöglichkeit finden. Wenn sie nur wieder zu Kräften kam, wenn die Schmerzen wenigstens eine Minute nur aussetzen würden …
    »Du begreifst es nicht, wie?«, sagte er unter der dunklen Tür.
    Es war ihr gleich. Sie konnte nicht antworten.
    Der Mörder räusperte sich, spuckte noch einmal aus und fluchte leise. Sie war nicht sicher, meinte aber, dass er eine Hand in den Nacken gelegt hatte, wo sie ihm beinahe das Muskelfleisch zerrissen hatte …
    Wenn sie nur ein bisschen besser bei Kräften gewesen wäre.
    »Du denkst, du bist die Einzige? Du hättest keine Konsequenzen zu fürchten?«
    Regan wusste nicht, wovon er redete. Es war ihr egal. Sie bestand nur noch aus Schmerzen. Und er hatte gesiegt.
    Vorerst.
    »Mit ein wenig Glück hätte sie überleben können, doch das ist jetzt vorbei.«
    »Sie?« Hatte sie laut gesprochen? Oder war es nur in ihrem Kopf?
    Der Perverse redete Unsinn. Versuchte, Pescoli aus dem Konzept zu bringen, doch das sollte ihm nicht gelingen. Die Befriedigung gönnte sie ihm nicht.
Lass mich einfach in Ruhe,
hätte sie am liebsten geschrien.
Lass mich.
Sie brachte nicht einmal mehr die Kraft auf, seine Identität festzustellen.
    »Du bist einfach zu dumm, um zu begreifen, nicht wahr,
Detective?
Zu selbstsüchtig, um dir vorzustellen, dass dein Verhalten Auswirkungen auf andere haben könnte.«
    Das Atmen fiel ihr immer noch schwer, ihr Körper zitterte beinahe konvulsiv vor Kälte.
    »Aber ich werde es Elyssa erklären.
Sie
wird es begreifen.«
    Wer ist Elyssa …?
Ihr Bewusstsein schwand.
    »Bist du gar nicht neugierig?«, höhnte er. »Willst du nicht wissen, wessen Todesurteil du gerade unterschrieben hast?«
    Das ist ein Trick. Nichts weiter als ein Trick. Fall nicht darauf rein.
    Mit Mühe drehte sie die Augen in seine Richtung. Tief im Inneren hatte sie den Wunsch, ihn auf die Probe zu stellen, ihn einen schlechten Lügner zu nennen, aber etwas in der Art, wie er dort an der Tür stand, sein überlegender Tonfall, das ließ sie aufhorchen.
    »Elyssa O’Leary … du hast doch sicher ihre Vermisstenmeldung gesehen.«
    O nein, bitte nicht.
Der Name klang tatsächlich vertraut.
    Sie spürte sein verderbtes Lächeln beinahe in der Dunkelheit. »Ja, verstehe, du kennst sie.«
    Jetzt ergab alles einen Sinn. Einen perversen, grauenhaften Sinn. Sie hatte geglaubt, eine Frau weinen, leise schluchzen gehört zu haben. Pescoli hatte sich eingeredet, die gebrochenen Schluchzer der Frau wären nur ein Produkt ihrer Einbildung.
    Aber wie …? Eine eisige Faust griff nach ihrem Herzen. Kalte Angst erfasste sie.
    Elyssa O’Leary. Seit mehreren Wochen vermisst gemeldet … Einzelkind … eine Art Studentin …
    »Ich war nicht sicher, ob sie schon an der Reihe wäre. Noch nicht. Ich hätte ihr vielleicht noch eine Woche oder so gegeben … hätte sie über Weihnachten noch am Leben gelassen … Aber du hast mich überzeugt, Rotschopf. Sie ist fällig.«
    Er bluffte nicht. Er hätte nichts von der kleinen O’Leary wissen können … Pescoli fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Schmeckte wieder seinen abscheulichen Schweiß und sein Blut. Das hier durfte nicht sein. Auf keinen Fall. »Du lügst«, warf sie ihm vor.
    »Nur, wenn es sein muss, und in diesem Fall ist es wahrhaftig nicht nötig.«
    Mit aufsteigender Übelkeit erkannte sie, dass er die Wahrheit sagte. Der Perverse hatte sich diesen tristen Augenblick für einen Anflug von Ehrlichkeit ausgesucht.
    »Wenn der Sturm morgen nachlässt, stirbt sie. Am Heiligen Abend.«
    Pescoli war ganz Abwehr. Sie konnte es nicht zulassen! Würde es nicht zulassen! »Nimm mich«, flüsterte sie.
    »Ach, also glaubst du mir doch.«
    Sie schloss die Augen und wiederholte heiser: »Nimm mich an ihrer Stelle.« Wo Hoffnung war, war Leben. Wenn sie dem Mädchen ein paar

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