Der Zorn Gottes
und schaute seinen neuen
Diener an. »Fünf Dinge sind mir wichtig«, knurrte er.
»Erstens: Lady Maude. Ihr muß immer und überall gehorcht
werden. Zweitens: Die Sorge um meine Söhne, die beiden Kerlchen.
Drittens: Bruder Athelstan hier, mein Freund.« Sanft klopfte er dem
Ordensbruder auf die Schulter. »Viertens: Mein Arbeitszimmer, in dem
ich meine große Abhandlung aufbewahre, ist mein Heiligtum. Und fünftens:
Mein Weinschlauch. Genau gesagt, gibt es zwei. Der eine hängt hinter
der Tür zur Speisekammer, der andere in meiner Kammer. Sie müssen
jederzeit gefüllt sein, aber Lady Maude darf niemals erfahren, daß
es zwei gibt.«
»Selbstverständlich,
Sir John.« Boscombe verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
Cranston nahm einen Schluck
Wein. »Er wird sich machen«, stellte er fest. »Aber was
ist mit den verdammten Hunden, hm? Beim Sack des Satans, Athelstan, die
sehen aus, als könnten sie die Kerlchen und Lady Maude mit einem
Bissen verschlingen.«
Athelstan nagte an der
Unterlippe. Er sah Sir Johns Problem, aber nicht den Schimmer einer Lösung.
»Das alles wird davon
abhängen«, sagte er langsam, »wie Lady Maude entscheidet,
Sir John.« Er verbiß sich das Lachen. »Wenn Ihr Glück
habt, setzt sie die beiden Hunde vor die Tür. Aber wenn sie wütend
ist, müßt Ihr vielleicht mit.«
Cranston rülpste. Die
beiden Hunde drehten sich um und schauten ihn an.
»Bei den Zähnen
der Hölle, Jungs«, rief Cranston ihnen zu, »wie soll ich
euch denn nennen? Wißt ihr, daß dieser erbärmliche
Dreckskerl Mountjoy, möge Gott ihn verfaulen lassen, sich nicht mal
die Mühe gemacht hat, euch Namen zu geben? Na, ich habe mir zwei
einfallen lassen: Der mit dem blauen Halsband wird Gog heißen, und
der mit dem roten Magog.«
Die beiden Hunde fanden
offenbar, es sei an der Zeit, ihrem neuen Herrn wieder einmal zu danken,
denn sie kamen auf ihn zugesprungen. Athelstans Herz tat einen angstvollen
Satz, aber Cranston hob die Hand, und die beiden Hunde legten sich
hechelnd vor ihn und ließen sein fettes, rotes Gesicht nicht aus den
Augen.
»Woher habt Ihr dieses
Talent mit Hunden? Die würden Euch aus der Hand fressen«,
meinte Athelstan und zog vorsichtig die Füße unter die Bank.
»Schon als Dreikäsehoch
habe ich mich mit Hunden gut verstanden«, sagte Cranston. »Mein
Vater war ein harter Mann. Wenn ich etwas falsch gemacht hatte, sperrte er
mich in den Hundezwinger.« Wie immer widerstrebte es ihm, über
seine Jugend zu sprechen, und er deutete auf das Schreibzeug auf dem Tisch
vor Athelstan. »Aber das ist nicht so schwierig wie dieses Problem,
was?«
Athelstan nahm die grobe
Zeichnung des Rathausgartens zur Hand. »Wie …?«
murmelte er, während Cranston ihm geräuschvoll ins Ohr atmete.
»Wie konnte dieser Mord geschehen?«
»Was kümmert uns
das?« grollte der Coroner. »Überlegen wir lieber, wer es
war. Bei den Zitzen der Hölle!« knurrte er und beantwortete
sich seine Frage gleich selbst. »Der Möglichkeiten sind Legion,
und auch diese Hurensöhne und Hosenlätze kommen in Frage, die
ein schönes Halsband aus Hanf mehr als verdient haben!«
Athelstan starrte den Coroner
an. »Ich wußte nicht, daß sie Euch so wichtig sind, Sir
John.«
Cranston redete sich in Rage.
»Sie sind eine Bande von miesen, runzligen, doppelzüngigen,
angemalten Scheißhaufen!« Er schob Athelstans Pergament
beiseite und zerkrümelte die Reste eines Stücks Brot, an dem er
geknabbert hatte. »Heute nachmittag im Rathaus, mein lieber Mönch
…«
»Ordensbruder, Sir
John.«
»Ist doch dasselbe«,
murmelte er. »Heute nachmittag haben wir die wunderbarste Sammlung
von Gaunern kennengelernt, die je dieses Königreich zierten.«
Cranston legte ein Stück Brot auf den Tisch. »Da haben wir die
Gildemeister, die Handlanger des Teufels. Voll öliger Schmiere - wenn
man eine Fackel dranhält, brennen sie ewig. Sie hassen einander und
verabscheuen die Krone, und jeder von ihnen würde London nur gar zu
gern regieren. Jeder einzelne könnte Mountjoy ermordet haben - oder
alle zusammen!
Und zweitens« - wieder
legte er ein Stück Brot auf den Tisch - »haben wir Gaunts
Partei. Gott allein weiß, was dieser durchtriebene Fürst im
Schilde führt. Vielleicht will er die Krone, vielleicht auch nur ihr
Herr sein. Er will den Londoner Pöbel beherrschen, und dazu braucht
er das
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