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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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und schaute seinen neuen
     Diener an. »Fünf Dinge sind mir wichtig«, knurrte er.
     »Erstens: Lady Maude. Ihr muß immer und überall gehorcht
     werden. Zweitens: Die Sorge um meine Söhne, die beiden Kerlchen.
     Drittens: Bruder Athelstan hier, mein Freund.« Sanft klopfte er dem
     Ordensbruder auf die Schulter. »Viertens: Mein Arbeitszimmer, in dem
     ich meine große Abhandlung aufbewahre, ist mein Heiligtum. Und fünftens:
     Mein Weinschlauch. Genau gesagt, gibt es zwei. Der eine hängt hinter
     der Tür zur Speisekammer, der andere in meiner Kammer. Sie müssen
     jederzeit gefüllt sein, aber Lady Maude darf niemals erfahren, daß
     es zwei gibt.« 
    »Selbstverständlich,
     Sir John.« Boscombe verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
    Cranston nahm einen Schluck
     Wein. »Er wird sich machen«, stellte er fest. »Aber was
     ist mit den verdammten Hunden, hm? Beim Sack des Satans, Athelstan, die
     sehen aus, als könnten sie die Kerlchen und Lady Maude mit einem
     Bissen verschlingen.«    
    Athelstan nagte an der
     Unterlippe. Er sah Sir Johns Problem, aber nicht den Schimmer einer Lösung.
    »Das alles wird davon
     abhängen«, sagte er langsam, »wie Lady Maude entscheidet,
     Sir John.« Er verbiß sich das Lachen. »Wenn Ihr Glück
     habt, setzt sie die beiden Hunde vor die Tür. Aber wenn sie wütend
     ist, müßt Ihr vielleicht mit.«
    Cranston rülpste. Die
     beiden Hunde drehten sich um und schauten ihn an.
    »Bei den Zähnen
     der Hölle, Jungs«, rief Cranston ihnen zu, »wie soll ich
     euch denn nennen? Wißt ihr, daß dieser erbärmliche
     Dreckskerl Mountjoy, möge Gott ihn verfaulen lassen, sich nicht mal
     die Mühe gemacht hat, euch Namen zu geben? Na, ich habe mir zwei
     einfallen lassen: Der mit dem blauen Halsband wird Gog heißen, und
     der mit dem roten Magog.«
    Die beiden Hunde fanden
     offenbar, es sei an der Zeit, ihrem neuen Herrn wieder einmal zu danken,
     denn sie kamen auf ihn zugesprungen. Athelstans Herz tat einen angstvollen
     Satz, aber Cranston hob die Hand, und die beiden Hunde legten sich
     hechelnd vor ihn und ließen sein fettes, rotes Gesicht nicht aus den
     Augen.
    »Woher habt Ihr dieses
     Talent mit Hunden? Die würden Euch aus der Hand fressen«,
     meinte Athelstan und zog vorsichtig die Füße unter die Bank.
    »Schon als Dreikäsehoch
     habe ich mich mit Hunden gut verstanden«, sagte Cranston. »Mein
     Vater war ein harter Mann. Wenn ich etwas falsch gemacht hatte, sperrte er
     mich in den Hundezwinger.« Wie immer widerstrebte es ihm, über
     seine Jugend zu sprechen, und er deutete auf das Schreibzeug auf dem Tisch
     vor Athelstan. »Aber das ist nicht so schwierig wie dieses Problem,
     was?«
    Athelstan nahm die grobe
     Zeichnung des Rathausgartens zur Hand. »Wie …?«
     murmelte er, während Cranston ihm geräuschvoll ins Ohr atmete.
     »Wie konnte dieser Mord geschehen?«
    »Was kümmert uns
     das?« grollte der Coroner. »Überlegen wir lieber, wer es
     war. Bei den Zitzen der Hölle!« knurrte er und beantwortete
     sich seine Frage gleich selbst. »Der Möglichkeiten sind Legion,
     und auch diese Hurensöhne und Hosenlätze kommen in Frage, die
     ein schönes Halsband aus Hanf mehr als verdient haben!«
    Athelstan starrte den Coroner
     an. »Ich wußte nicht, daß sie Euch so wichtig sind, Sir
     John.«
    Cranston redete sich in Rage.
     »Sie sind eine Bande von miesen, runzligen, doppelzüngigen,
     angemalten Scheißhaufen!« Er schob Athelstans Pergament
     beiseite und zerkrümelte die Reste eines Stücks Brot, an dem er
     geknabbert hatte. »Heute nachmittag im Rathaus, mein lieber Mönch
     …«
    »Ordensbruder, Sir
     John.«
    »Ist doch dasselbe«,
     murmelte er. »Heute nachmittag haben wir die wunderbarste Sammlung
     von Gaunern kennengelernt, die je dieses Königreich zierten.«
     Cranston legte ein Stück Brot auf den Tisch. »Da haben wir die
     Gildemeister, die Handlanger des Teufels. Voll öliger Schmiere - wenn
     man eine Fackel dranhält, brennen sie ewig. Sie hassen einander und
     verabscheuen die Krone, und jeder von ihnen würde London nur gar zu
     gern regieren. Jeder einzelne könnte Mountjoy ermordet haben - oder
     alle zusammen!
    Und zweitens« - wieder
     legte er ein Stück Brot auf den Tisch - »haben wir Gaunts
     Partei. Gott allein weiß, was dieser durchtriebene Fürst im
     Schilde führt. Vielleicht will er die Krone, vielleicht auch nur ihr
     Herr sein. Er will den Londoner Pöbel beherrschen, und dazu braucht
     er das

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