Der Zorn Gottes
Weinfässer
zu legen, wo er kühl bleiben und nicht stinken würde, schenkten
sie keinen Blick.
Cranston und Athelstan traten
beiseite, als die Bediensteten, unter ihrer grausigen Bürde fluchend
und murrend, vorüberhasteten. In der hinteren Ecke des Gartens lagen
die beiden großen Wolfshunde einsam im Gras, als wüßten
sie, daß ihr privilegiertes Leben nun vorbei war. Sir John trat
schwungvoll vor die sitzenden Männer, den bleichen Boscombe immer
noch bei der Hand. Goodman sprang auf, und die übrigen beobachteten
Sir John mit schmalen Augen und mißbilligenden Mienen.
Eine unangenehme Bande,
dachte Athelstan: Männer, die sich der Anhäufung von Macht und
Reichtum verschrieben hatten, dunkle Seelen
mit unheimlichen Gedanken und gewaltigem Ehrgeiz. Sie erinnerten ihn an
Falken in einem Burghof, die an ihren Fesseln zerrten, bereit, ihren Sitz
zu verlassen und zum Töten auf ihre Beute herabzustoßen.
Goodman trat Sir John mit großer Geste entgegen.
»Dieser Mann ist ein
Gefangener der Stadt!«
»Und ich bin der
Coroner der Stadt«, antwortete Cranston. Er hatte Mountjoy auch nie
leiden können, aber Goodman verabscheute er als einen Mann, der seine
eigene Mutter verraten würde, solange der Preis stimmte.
»Ihr seid aber nicht
ermächtigt, ihn freizulassen«, stammelte Goodman.
»Was gibt's, Sir John?
fragte Lord Adam Clifford, der neben dem Regenten saß, in trägem
Tonfall. Der junge Mann beschirmte seine Augen vor der Spätnachmittagssonne,
als er aufblickte. »Gütiger Gott, Mann, Ihr wollt ihn doch
jetzt nicht hängen, oder? Ich habe noch nichts gegessen, und dieser
Garten hat für einen Tag genug Gewalttätigkeit gesehen.«
Cranston wandte sich an den
Regenten. »Mylord, ein kleines Theaterspiel - wenn Ihr gestattet?«
Ohne eine Antwort abzuwarten,
machte Cranston kehrt, zwinkerte Athelstan zu und schob den armen Boscombe
in Mountjoys Laube. Achselzuckend stellte der Regent seinen Weinbecher auf
den Boden und folgte Cranston. Lord Adam lächelte Athelstan zu.
»Ein feines
Theaterspiel«, murmelte er. »Tja, Gentlemen, ich denke, wir
sollten Seiner Gnaden folgen.«
In der Laube wurde Boscombe
wieder nervös. Er zitterte wie ein Aspik, als Cranston ihn zu der
blutbefleckten Rasenbank führte.
»So!« Cranston
strahlte Gaunt und die übrigen an, die am Tor standen.
»Nun, Master Boscombe« - er zog seinen eigenen langen Dolch -,
»jetzt sollst du mich ermorden.« Cranston ließ sich auf
die Rasenbank fallen, ohne auf das geronnene Blut zu achten, und schaute
grinsend zum Bürgermeister hinüber. »Sir Christopher, seid
so gut - einen Becher von dem Wein, den Ihr da trinkt?«
Der Coroner wischte sich die
Stirn und befeuchtete seine Lippen. Goodman wollte protestieren, aber
Gaunt schnippte mit den Fingern. Der Bürgermeister eilte davon und
kam mit einem randvollen Becher zurück, den er dem Coroner in die große
Pranke drückte. Wortlos prostete Cranston dem Regenten zu und starrte
dann den jämmerlichen Boscombe an, der mit spitzen Fingern den Dolch
festhielt, als fürchte er, sich daran zu schneiden, von Sir John ganz
zu schweigen.
»Also!« blaffte
Cranston und nahm einen Schluck aus seinem Becher. »Erstich mich,
Boscombe!«
Athelstan trat vor. »Na
los, Mann«, murmelte er. »Mach schon.«
Mit vorgestrecktem Dolch
tappte Boscombe auf Sir John zu. Was dann geschah, hätte Athelstan
nicht genau sagen können. Cranston trank weiter von seinem Wein,
Boscombe stieß zu - aber im nächsten Augenblick hatte der
Coroner ihm den Dolch aus der Hand geschlagen und den Diener der Länge
nach ins Gras geschleudert. Cranston trank seinen Becher leer und stand
auf.
»Der Lord Coroner hat
klargemacht, worauf es ihm ankam«, stellte Athelstan taktvoll fest.
»Boscombe kann einen Dolch nicht einmal richtig halten. Genau wie
Sir John war Sir Gerard ein feuriger Mann. Er hätte Widerstand
geleistet, von den Hunden ganz zu schweigen. Und was noch wichtiger ist,
Mylord«, fügte Athelstan hinzu, an Gaunt gewandt,
»wenn Boscombe ihm den Dolch so tief in die Brust gestoßen hätte,
dann müßte er Blutflecken an Händen und Ärmeln haben.
Aber«, schloß er und half Boscombe auf die Beine, »solche
Flecken gibt es nicht.«
Gaunt starrte erst Athelstan,
dann Boscombe an. Seufzend blies er die Wangen auf; dann wühlte er
eine Münze aus seinem Beutel und warf sie Boscombe zu, der
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