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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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braunrotem Sarsenett mit goldenen Tressen und wechselte seine
     Stiefel gegen ein Paar höfischere, prächtigere. Als er in die Küche
     kam, glänzte sein rotes Gesicht, und er duftete süß wie
     eine Rose von dem Balsam, mit dem er sich Hände und Wangen
     eingerieben hatte.
    »Sir John, Ihr seht vom
     Scheitel bis zur Sohle aus wie der Lord Coroner.« Athelstan blickte
     an seiner staubigen Kutte hinunter. »Ich fürchte, ich habe
     nichts Sauberes anzuziehen.«
    »Du siehst aus wie das,
     was du bist«, gab Cranston zurück und klopfte ihm sanft auf die
     Schulter. »Wie ein armer Priester, ein Mann Gottes, ein Diener
     Christi. Glaub mir, Athelstan, du kannst einen Hundeköttel in ein Stück
     Brokat wickeln, aber ein Hundeköttel bleibt es trotzdem.«
    Und mit diesem kernigen Stück
     hausgemachter Weisheit wandte Cranston sich ab, brüllte den Mägden
     etwas zu, gab Boscombe Anweisungen wegen der Hunde, holte seinen
     wunderbaren Weinschlauch und marschierte den Korridor hinunter. Athelstan
     eilte ihm nach, und Sir John öffnete die Haustür.
    »Oh, hau ab!« brüllte
     er den rothaarigen, einbeinigen Bettler Leif an, der am Türrahmen
     lehnte, das schäbige Bettelbrett um den Hals gehängt. Leif sah
     aus, als wolle er im nächsten Augenblick vor Erschöpfung und
     Hunger zusammenbrechen, aber Athelstan wußte, daß er ein
     vollendeter Schauspieler war, der ebenso herzhaft aß und trank wie
     Sir John.
    »Oh«, winselte
     Leif, »mein Bauch ist leer.«
    »Dann paßt er ja
     zu deinem Kopf!«
    »Sir John, eine
     Brotkrume, einen Becher Wasser?«
    »Den Teufel!« brüllte
     Cranston. »Du hast schon mein Abendessen aufgefressen! Du bist ein
     gieriger, magerer Gauner, Leif.«
    »Sir John, ich bin ein
     armer Mann.«
    »Ach, geh schon hinein«,
     knurrte Cranston. »Geh zu Boscombe; er ist mein neuer Dienstmann.
     Nein, ich hab's mir anders überlegt. Boscombe!«
    Der kleine Kerl erschien,
     lautlos wie ein Schatten.
    »Das ist Leif«,
     sagte Cranston. »Er wird mich mit seiner Freßgier noch um Haus
     und Hof bringen. Gib ihm Wein - aber nicht von meinem Roten. Brot ist da
     und Suppe, und Lady Maude hat eine Pastete in der Speisekammer.«
    »Oh, ich danke Euch,
     Sir John.« Behende wie ein Eichhörnchen hoppelte Leif in den
     Hausflur.   
    »Ach, übrigens…«
     Cranston lächelte boshaft. »Leif, mein Freund, geh in den
     Garten. Ich habe zwei neue Gäste, die dich gern kennenlernen wollen.«
     Er schlug die Tür hinter sich zu und ging leise lachend die Cheapside
     hinunter.
    »Sir John, war das vernünftig?«
    »Oh, mach dir nur keine
     Sorgen um Leif, Athelstan«, rief Cranston über die Schulter.
     »Der ist flink wie ein Floh und kann schneller rennen als du oder
     ich. Und hat es auch schon oft getan«, fügte er hinzu.    
    Abgesehen von den Müllkarren,
     den Straßenkehrern und vereinzelten, safrangelb gekleideten Huren,
     die sich an den Wirtshaustüren herumtrieben, lag die Cheapside jetzt
     verlassen da. Sowie es erst dunkel war, würden sie und das übrige
     Stadtgesindel, lärmende Burschen und das, was Cranston als »das
     Nachtgelichter« bezeichnete, ihre Anwesenheit spürbar machen.
    Als sie am Rathaus ankamen,
     war das ganze Gebäude von königlichen Bogenschützen und
     Gardesoldaten umstellt. Cranston schrie seinen Namen und drängte sich
     an ihnen vorbei, die Treppe hinauf und in den Audienzsaal, wo Lord Adam
     Clifford sie erwartete.
    Das Gesicht des jungen Höflings
     verzog sich zu einem aufrichtigen Lächeln. »Sir John, Bruder
     Athelstan.« Er drückte ihnen warm die Hand. »Ihr seid mir
     höchst willkommen.«
    Cranston warf einen Blick auf
     die schlichte Lederjacke des jungen Edelmannes, die wollene Hose und die
     hochhackigen Lederreitstiefel.
    »Aber Mylord, kommt Ihr
     denn nicht auch zum Bankett?«
    Der junge Mann zog eine
     Grimasse. »Der Lord Regent hat andere Aufgaben für mich.«
    Athelstan sah am Blick des
     jungen Mannes, daß dieser sich nicht gern wegschicken ließ.
    »Ihr seid der letzte
     Gast, Sir John«, flüsterte er drängend. »Gleich wird
     der König kommen, und dann beginnt das Bankett. Beeilt Euch lieber!«
    Clifford übergab sie
     einem livrierten Diener, der sie die Treppe hinauf und durch mehrere
     Korridore führte, die von flackernden Fackeln erhellt waren.
     Gleichwohl spürte Athelstan allenthalben Unbehagen: Überall sah
     man Bogenschützen, entweder mit dem weißen Hirschen, dem persönlichen
     Wappen des Königs, oder mit

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