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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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sie trotz
     seiner Nervosität geschickt auffing.
    »Master Boscombe, dir
     ist schweres Unrecht geschehen. Warte dort drüben.«
    Flink wie ein Kaninchen
     huschte Boscombe davon und ließ sich bei den großen
     Wolfshunden nieder. Gaunt trat auf Cranston und Athelstan zu und strich
     mit der Fingerspitze über den Rand seines Bechers.
    »Wenn Boscombe es nicht
     war«, sagte er leise, »wer war es dann?«
    Athelstan und Cranston
     starrten ihn wortlos an.
    »Was noch wichtiger ist«,
     fuhr Gaunt fort, »wie wurde der Mord vollbracht? Der Garten ist nach
     allen Seiten geschlossen. Mountjoy war Soldat, und seine Hunde bewachten
     ihn. Wir haben seinen Weinbecher untersucht, der kein Betäubungsmittel
     enthielt. Wie also konnte jemand so nah herankommen und den Mann
     umbringen?« Gaunt deutete auf Sir John. »Mylord Coroner, Ihr
     und Euer Schreiber werdet heute abend bei dem Bankett meine Gäste
     sein. Ihr habt den Befehl, diese Sache so schnell wie möglich aufzuklären.«
     Er schaute seine Begleiter an. »Meine Herren, wir müssen diese
     Angelegenheit in die fähigen Hände des Lord Coroner legen.«
    »Habt Ihr denn die
     andere Geschichte schon aufgeklärt?« fragte Goodman boshaft.
    Cranston wurde rot vor Wut
     über das Gelächter, das diese Bemerkung auslöste.
     Sir Nicholas Hussey, den Cranston insgeheim schätzte, machte ein
     betretenes Gesicht.
    »Um was für eine
     Geschichte geht es?« wollte Gaunt wissen.
    »Oh«, blökte
     Goodman und trat vor, »auf der London Bridge und anderswo werden die
     abgeschlagenen Köpfe und blutigen Gliedmaßen von hingerichteten
     Verrätern gestohlen. Schon seit Wochen versucht Sir John, den Dieb zu
     fangen.«
    Gern hätte Athelstan dem
     Bürgermeister in das rote, fleischige Gesicht geschlagen; statt
     dessen schaute er zu Boden und hoffte, Cranston werde seinem Jähzorn
     nicht nachgeben. Sir John enttäuschte ihn nicht; er baute sich vor
     dem Bürgermeister auf, das Gesicht nur noch eine Handbreit von dem
     seines Widersachers entfernt.
    »Ich werde diese
     Angelegenheit nicht nur aufklären«, flüsterte er laut
     genug, daß die anderen es hören konnten, »sondern
     versichere Euch, Sir, daß, wenn die Sache erledigt ist, auf der
     London Bridge neue Köpfe auf die Stangen gespießt werden.«
    Alle wandten sich zum Gehen
     und wollten gerade das Rathaus betreten, als Boscombe gerannt kam und sich
     dem Regenten zu Füßen warf.
    »Mylord!« heulte
     der Mann und wandte das tränennasse Gesicht zu John von Gaunt empor.
     »Was soll ich jetzt tun? Mein Herr ist tot. Und die Hunde …?«
    »Habt Ihr eine Stellung
     für ihn?« fragte Gaunt den Bürgermeister.
    Goodman schüttelte den
     Kopf, und der Regent zuckte die Achseln.
    »Dann, Master Boscombe,
     mußt du dich mit dem begnügen, was du hast. Wenigstens bist du
     frei.«
    »Und die Hunde?«
     heulte der Mann.
    »Vielleicht sollten sie
     ihrem Herrn nachfolgen. Es sei denn« - Gaunt warf Cranston einen
     Blick zu »der Lord Coroner wollte die Kosten für euch alle drei
     übernehmen.«
    Cranston betrachtete den erbärmlichen
     kleinen Mann und die beiden riesigen Wolfshunde, die sich anscheinend mit
     ihrem Schicksal abgefunden hatten. Schon wollte er ablehnen, aber da sah
     er Goodmans höhnische Miene und die traurigen Augen der Hunde.
    »Ich übernehme die
     Kosten«, erklärte er, bevor Athelstan ihn zur Vorsicht mahnen
     konnte.
    Cranston stellte Boscombe auf
     die Füße, pfiff den Hunden und marschierte durch das Rathaus
     davon. Er grinste boshaft von einem Ohr zum anderen, als die Hunde ihm
     folgten und die mächtigen, arroganten Männer auseinanderstieben
     ließen.

 
    Drei
    »Lady Maude wird mich
     umbringen!« murmelte Sir John. Er saß mit Athelstan auf einer
     Gartenbank und schaute zu, wie die beiden großen Wolfshunde, die dem
     Cranston'schen Haushalt bereits eine Heidenangst eingejagt hatten, im
     Garten herumtollten. Ab und zu kamen sie gerannt, legten dem Coroner die
     großen Pfoten auf die fetten Beine und leckte ihm das Gesicht, bis
     der Garten von Cranstons wüstesten Flüchen widerhallte.
    Boscombe hatte keine zweite
     Einladung gebraucht; er hatte seine kläglichen Habseligkeiten in ein
     Bündel geschnürt und war Sir John nach Hause gefolgt. Jetzt
     stand er in der Haustür, gewaschen, umgezogen und mit einem vollen
     Becher Rotwein in der Hand.
    »Guter Mann! Braver
     Mann!« brummte Cranston. »Du stehst bereits hoch in meiner
     Gunst.« Er hob einen runden Zeigefinger

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