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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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drohen. Dein Geheimnis
     ist bei mir sicher. Nicht einmal Sir John weiß etwas.«
    Der Grabenbauer scharrte mit
     den Füßen. »So ist es ja nicht, Pater.«
    »Was soll das heißen?«
    »Vor drei Monaten«,
     antwortete Pike, »da haben ich und ein paar andere aus Southwark
     diesem wahnsinnigen Priester zugehört - Ihr wißt schon, der mit
     dem brennenden Kreuz vor St. James Garlickhythe. Da kamen die Soldaten,
     und wir wurden festgenommen. Ich hatte die Wahl: Ich konnte eine Buße
     zahlen oder Gaunts Spitzel werden. Die Strafe hätte mich vernichtet,
     und …« Seine Stimme versagte. 
    »Und …?«
    Pike hob trotzig den Kopf.
     »Glaubt nicht alles, was Ihr hört, Pater. Ich bin keiner von
     diesen Fanatikern. Oh, am Anfang schon, aber jetzt nicht mehr. Nicht, wenn
     sie von Gemetzel reden und davon, daß sie jeden Priester umbringen
     und die Guten mit den Bösen verbrennen wollen.« Er lachte säuerlich.
     »Pater, jemanden zu verraten, an den man nicht mehr glaubt, ist
     nicht schwer. Und Lord Gaunt hat inzwischen festgestellt, daß ich
     nicht der allerfähigste Spion bin. Also erzähle ich ihm von
     einer Nachricht an der Kirchtür. Oder daß ein Mitglied der Großen
     Gemeinschaft des Reiches in Southwark war - drei Tage, nachdem der Mann
     weg ist. Keine Sorge, Pater: Gaunt kann nichts mit dem anfangen, was ich
     erzähle.«
    Athelstan betrachtete den großen,
     stämmigen Grabenbauer, der da mit hängendem Kopf vor ihm stand.
     Du bist der Inbegriff des gemeinen Mannes, sann Athelstan, gefangen
     zwischen den Dämonen, die alles zerstören, und denen, die alles
     bewahren wollen. Er streckte die Hände aus.
    »Es tut mir leid. Du
     bist kein Verräter, kein Judas.«
    Pike ergriff seine Hand.
     »Könnt Ihr mir helfen, Pater?«
    Athelstan schürzte die
     Lippen. »Ja, ich glaube, das kann ich. Aber es wird Zeit brauchen.
     Tu jetzt nichts Unüberlegtes, Mann. Und …«
    »Und was, Pater?«
    »Was weißt du von
     Ira Dei?«
    Pike lachte. »Pater,
     ich bin ein sehr kleines Blatt ganz unten an einem sehr hohen Baum. Ich
     weiß nicht einmal, wer die Rebellenführer sind. Niemand weiß,
     wer Ira Dei ist. Er kommt im Schutze der Dunkelheit, verkündet seine
     Botschaft und verschwindet ebenso geheimnisvoll wieder. Jeder könnte
     es sein. Lady Benedicta, Watkin, sogar Sir John Cranston.« Pike
     grinste. »Obwohl ich glaube, daß die Leute ihn erkennen würden.
     Pater, ich weiß nichts. Ich schwöre es beim Leben meiner
     Kinder.«
    »Aber könntest du
     ihm eine Nachricht übermitteln?«
    »Ich könnte sie
     gewissen Leuten sagen. Wieso?« Pikes Gesicht wurde sorgenvoll.
     »Pater, seht Euch vor. Habt keinen Umgang mit so gefährlichen
     Leuten, ob es nun Adlige sind oder Bauern. Wißt Ihr, was ich glaube?
     Es ist ein Streit zwischen den Ratten und den Frettchen darüber, wer
     über die Hühner herrschen soll.«
    Athelstan lächelte, gerührt
     von Pikes Sorge.
    »Die Nachricht ist
     einfach. Sag ihnen, Athelstan von St. Erconwald möchte Ira
     Dei treffen.« Er ließ Pike den Satz wiederholen.
    »Ist das alles, Pater?«
    »Ja. Ich habe dich
     jetzt lange genug aufgehalten. Und entschuldige meinen Wutausbruch.«
    Pike zuckte die Achseln.
     »Man kriegt, was man verdient, Pater. Aber Ihr werdet mir helfen?«
    »Natürlich!«
    »Das werde ich Euch nie
     vergessen, Pater.«
    Pike verschwand. Athelstan
     dachten an den langaufgeschossenen Sohn des Grabenbauers, der so
     unsterblich in Watkins Tochter verliebt war, und er starrte Bonaventura
     an, der die beiden höchst aufmerksam beobachtet hatte.
    »Ja, ja, mein schlauer
     Kater«, sagte er leise. »Vielleicht wird der Sonntagmorgen
     doch nicht so schrecklich werden, hm?«
    Athelstan schaute sich in der
     Kirche um und dachte an das Versprechen, das er einem anderen Pfarrkind
     gegeben hatte. Er schloß St. Erconwald ab und eilte durch die Straßen
     zu Ranulf, dem Rattenfänger. Dessen Haus war eine kleine,
     zweigeschossige Behausung an der Ecke einer engen Gasse. Der Rattenfänger
     mit dem bleichen, verkniffenen Gesicht erwartete ihn schon. Seine Kinder,
     die alle so aussahen wie er, drängten sich hinter ihrem Vater in der
     Tür, um den Priester willkommen zu heißen. Als Athelstan den
     dunklen Hausflur betrat, entsann er sich, daß Ranulf Witwer war;
     seine Frau war fünf Jahre zuvor im Kindbett gestorben. Gefolgt von
     seiner Brut, führte Ranulf Athelstan in einen kleinen Söller,
     der zugleich eine Art Werkstatt war. Athelstan schnupperte,

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