Der Zorn Gottes
brave
Jungs. Hiergeblieben!«
Die beiden Tiere kauerten
sich nieder, und Cranston schob den protestierenden Boscombe und den
willigeren Leif vor sich her zur Tür.
»Sollten wir nicht
abschließen?« fragte Boscombe, als sie auf der Cheapside
waren.
»Hör mal zu, Mann«,
erwiderte Cranston. »Was glaubst du, was diese braven Jungs machen würden,
wenn irgendein Nachschwärmer versuchen wollte, da hineinzuspazieren?«
Boscombe grinste.
»Jetzt kommt«, drängte
Cranston. »Diese Pastete hat köstlich geduftet. Ich will dir
deine gerechte Belohnung geben.«
Zwei Stunden später,
angefüllt mit Rotwein und der Zwiebelpastete der Wirtin, verließ
Cranston das »Heilige Lamm Gottes«, den einen Arm um Boscombe, den anderen um Leif gelegt, und
schaute über die Cheapside.
»Ihr wart also in
Poitiers?« fragte Boscombe.
»Oh ja«, sagte
Cranston. »Schlanker und hübscher war ich damals …«
Er sprach nicht weiter, denn
er hatte einen leisen Hilfeschrei aus einer nahen Gasse gehört. Ohne
auf Boscombes Warnungen zu achten, und dem Rotwein, den er getrunken
hatte, zum Trotz, schoß er pfeilschnell in die Dunkelheit. Er sah
zwei Gestalten in Schwarz, die mit erhobener Fackel über einem
Dritten standen, der am Boden lag. Cranston sah Stahl blinken und hörte
erneut ein mitleiderregendes Stöhnen. Er schlang sich den Mantel um
den linken Arm und stürmte vorwärts wie ein wütender Bulle.
»Aidez! Aidez!«
brüllte er den gebräuchlichen Hilfeschrei.
Die beiden Gestalten blickten
auf, und er wußte sofort, daß hier etwas nicht stimmte. Sie
wichen nicht zurück; sie hatten Masken auf den Gesichtern, und das
»Opfer« sprang plötzlich auf. Cranston blieb schwer
atmend stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Man lernt nie aus«,
knurrte er und verfluchte sich dafür, daß er in eine
altbekannte Falle gerannt und einem mutmaßlichen Opfer zu Hilfe
geeilt war, nur um selbst in einen Hinterhalt zu tappen. Rasch sah er sich
um und die Gasse hinauf, wo Boscombe und Leif langsam herankamen.
»Lauft zurück!«
brüllte er.
Er zog sein Schwert und wich
langsam zurück. Er wagte nicht, sich umzudrehen und zu rennen. Er könnte
ausrutschen, oder ein fliegendes Messer könnte ihn zur Strecke
bringen. Außerdem war er alt und fett, und die drei Angreifer bewegten
sich geschmeidig wie makabre Tänzer auf ihn zu. Cranston zog sich
weiter zurück und sprang unvermittelt zur Seite, um an einem schmalen
Stützpfeiler an der Hauswand seinen Rücken zu schützen.
Die drei schwarzgekleideten
Attentäter kamen näher. Jeder trug ein Schwert und einen Dolch.
Im Näherkommen teilten sie sich, und Cranston erkannte sie als
Berufsmörder, sehr viel gefährlicher als die Gassenratten, die
der bloße Anblick von blankem Stahl in die Flucht schlagen würde.
Er bemühte sich, beherrscht zu atmen. Wer mochte sie geschickt haben?
Ira Dei? Cranston blinzelte. Nein, nein, das wäre allzu
offensichtlich. Dann fiel ihm Rosamund Inghams haßerfülltes
Gesicht ein, ihre unausgesprochenen Drohungen - und Wut verdrängte
seine Angst.
Die drei glitten vorwärts;
breitbeinig und mit ausgestreckten Armen vollführten sie den ausgeklügelten
Tanz berufsmäßiger Kämpfer. Cranston behielt den mittleren
im Auge und erhaschte einen kurzen Blick; dann wandte er sich den beiden
Kumpanen zu, als bereiteten sie ihm größere Sorge.
»Na, kommt schon, ihr Böckchen!«
höhnte er. »Jetzt habt ihr den alten John auf den Tanzboden
geholt. Dann wollen wir doch auch ein Tänzchen wagen!«
Die beiden Mörder rechts
und links rückten weiter vor. Cranston schaute weiter hin und her,
aber er kannte die Sorte. Sie wollten ihn täuschen. Er schaute nach
rechts und dann rasch geradeaus, als der mittlere Mörder vorsprang,
das Schwert nach unten, den Dolch in die Höhe gereckt. Cranston
schwang sein langes Schwert und ließ es in einem blinkenden Bogen
nach vorn sausen. Der Mörder war tot, ehe er es recht begriffen
hatte. Die spitze, scharfe Klinge von Cranstons Schwert hatte ihm die
ungeschützte Luftröhre durchtrennt.
Cranston grinste und parierte
erst nach rechts, dann nach links. Er spürte, daß der eine der
beiden Angreifer unerfahren war und weiter zurückwich als nötig.
Cranston fuhr herum und attackierte den anderen, daß es dem den Atem
verschlug. Dann wich er zurück und rammte dem Kerl das Schwert mit
aller
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