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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Kraft in den Bauch. Als er sich umschaute, verschwand der dritte
     Angreifer wie ein Hase in der Dunkelheit. Cranston lehnte sich auf sein
     Schwert, sog die Nachtluft ein und betrachtete die beiden toten Angreifer.
    »Tödliche Streiche«,
     murmelte er.
    Der eine lag mit dem Gesicht
     nach unten auf den Pflastersteinen, der andere lehnte wie eine zerbrochene
     Puppe an der Hauswand. Boscombe und Leif kamen herangehoppelt und starrten
     entsetzt die beiden Leichen und einen vollkommen veränderten Sir John
     Cranston an. Sein Gesicht war hart wie Eisen im flackernden Licht der
     Fackel, die auf dem Pflaster lag, wo der eine Angreifer sie hingeworfen
     hatte.
    »Sir John.«
     Boscombe berührte seinen neuen Herrn. »Sir John, es tut mir
     leid, daß wir nicht helfen konnten.«
    Cranston schüttelte den
     Kopf. »Nein, ihr wart sehr klug«, antwortete er leise. »Aber,
     Master Boscombe, ich danke dir für deine Sorge. Das war nichts, womit
     der alte John nicht hätte fertigwerden können.«
    »Aber warum?«
     schnaubte Leif.
    Ein bitteres Lächeln auf
     den Lippen, schaute Cranston die Gasse hinunter. »Oh, ich weiß,
     warum«, brütete er. »Und jetzt ist der alte John am Zug.«

 
    Neun
    Auch Athelstan brütete,
     als er am nächsten Morgen nach der Messe auf den Altarstufen kniete.
     Bonaventura nicht mitgerechnet, waren nur drei Pfarrkinder beim
     Gottesdienst gewesen: Pemel, die Flamin, die Hure Cecily in ihrem bunten
     Taftkleid und Benedicta, die eben gegangen war. Die Witwe hatte Athelstan
     versprochen, Elizabeth Hobden und ihre Amme Anna am Vormittag zu den
     Minoritinnen zu bringen.
    Athelstan nagte an den
     Fingerknöcheln und beobachtete die halb offene Kirchentür. Er
     war zornig und gekränkt und hoffte nur, daß er sich bei der
     bevorstehenden Begegnung würde beherrschen können.
    Er bekreuzigte sich, stand
     auf, als er Schritte hörte, und ging durch das Kirchenschiff auf
     Pike, den Grabenbauer, zu, der voller Unbehagen am Taufbrunnen stand.
    »Pater, Ihr habt mich
     rufen lassen?«
    »Ja, Pike, das habe
     ich. Bitte mach die Tür zu.«
    Pike ging zurück, schloß
     die Tür und drehte sich erstaunt um, als sein sanfter Pfarrer plötzlich
     wie ein angreifender Ritter auf ihn zugestürmt kam. Athelstan packte
     Pike bei seinem schmierigen Wams und stieß ihn rückwärts
     gegen die Tür. Der Mann wehrte sich nicht; die Wut, die in Athelstans
     Augen loderte, versetzte ihn in Angst und Schrecken.
    »Pater, was ist denn?«
     stammelte er.
    »Du verfluchter Judas!«
     Athelstan schüttelte ihn.
    »Pike, ich bin dein
     Priester, und du hast mich verraten!«    
    »Was meint Ihr damit?«
    Aber Athelstan sah die
     Wahrheit im nervösen Blick des Grabenbauers. Er ließ ihn los,
     stieß ihn von sich und ging das Kirchenschiff hinauf.
    »Lüg nicht, Pike!«
     donnerte er, und seine Worte hallten durch die Kirche. »Du weißt
     verdammt genau, was ich damit meine! Du warst der einzige, der gesehen
     hat, wie ich die Proklamation abgenommen habe, die Ira Dei an meine Tür
     genagelt hatte.« Athelstan fuhr herum. »Ehrlich gesagt, glaube
     ich, daß du sie dort angebracht hast! Na gut. Spiel du nur deine
     dummen, gefahrlichen Spiele von Aufstand und der Errichtung des Reiches
     Gottes hier in London. Aber sag mir, wissen deine Freunde, weiß die
     Große Gemeinschaft des Reiches, weiß Ira Dei, daß du ein
     Verräter bist? Ein Spitzel des John von Gaunt?« Athelstan kam
     zurück. »Und was würde mit dir passieren, wenn sie es
     herausfanden? Wie geht deine Geheimgesellschaft mit Verrätern um?«   
    Pike ließ hilflos die Hände
     hängen, und Athelstans Zorn versiegte angesichts des blanken
     Entsetzens in Miene und Haltung des Mannes. Er blieb dicht vor dem
     Grabenbauer stehen.
    »Um des Himmels willen,
     Pike, ich habe deine Kinder getauft! Ich gebe dir das Sakrament, ich habe
     dich bewundert, wie du von früh bis spät für einen
     Hungerlohn arbeitest, um deine Familie zu ernähren.« Athelstan
     holte tief Luft. »Du bist nicht wie ich, Pike. Ich habe keine
     Familie, um die ich mir Sorgen machen muß. Aber du bist ein guter
     Arbeiter, ein guter Ehemann, ein guter Vater. Um Gottes willen, warum
     spielst du den Judas bei einem Mann, der nicht nur ein Priester ist, sondern dein
     Freund? Konntest du mir nicht vertrauen?«
    Pike wedelte hilflos mit den
     Händen, und Tränen rannen über seine schmutzigen Wangen.
    »Herr im Himmel!«
     murmelte Athelstan. »Pike, ich will dir nicht

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