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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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als er dem
     Stuhl des Rattenfängers gegenüber auf einem Schemel Platz nahm.
     Die Kinder umringten den Priester und
     ließen ihn nicht aus den Augen.
    »Gefallt Euch der
     Geruch, Pater?«
    »Nun ja, Ranulf, abstoßend
     ist er nicht.«
    Ranulf klopfte an seine
     schwarzgeteerte Jacke. »Ich habe sie mit Anissaat und Thymian
     eingerieben. Die Ratten mögen das.«
    Er hielt inne, als seine
     älteste Tochter in einem zerlumpten schwarzen Kleid hereinkam und
     Athelstan und ihrem Vater mit feierlicher Miene eine wohlschmeckende Suppe
     servierte. Währendessen schaute der Priester sich um. In einer Ecke
     stand ein Käfig mit Spatzen, in einer anderen hingen Angelschnüre,
     ein Dachsfell, mehrere Senkbleie und Aalhaken.
    »Mögt Ihr Ratten?«
     fragte Ranulf unvermittelt.
    Athelstan starrte ihn an.
    »Es gibt vier Arten,
     Pater. Scheunenratten, Gossenratten, Flußratten und Straßenratten.
     Die schlimmsten sind die Gossenratten - die sind schwarz.« Er schob
     den Ärmel seiner Teerjacke hoch und entblößte einen
     Unterarm, der von Narben übersät war. »Die schwarzen
     Ratten sind Drecksbiester, Pater. Entschuldigt, aber es sind wirklich
     Drecksbiester! Viermal bin ich an ihren Bissen fast gestorben. Einmal sind
     mir die Zähne der Ratte im Finger abgebrochen.« Er streckte die
     Hand aus. »Es war furchtbar schlimm - alles war geschwollen und
     faulte. Ich mußte die abgebrochenen Stücke mit einer Zange
     herausziehen. Überall haben sie mich schon gebissen, Pater.«
    Athelstan fuhr zusammen, als
     ein kleines Pelztier, das von nirgendwo zu kommen schien, am Bein des
     Rattenfängers heraufrannte und auf seinem Schoß Platz nahm.
    »Das ist Ferox«,
     erklärte Ranulf. »Mein Frettchen.«
    Ungläubig starrte
     Athelstan das Geschöpf mit den kleinen schwarzen Augen und der
     zuckenden Nase an.
    »Ferox bedeutet wild«,
     fuhr Ranulf fort, ohne daß Athelstan Gelegenheit hatte, etwas zu
     sagen. »Frettchen sind sehr gefährlich, aber Ferox ist gut
     abgerichtet. Er hat schon mindestens tausend Ratten zu ihrem Schöpfer
     heimgeschickt.«
    Athelstan verbarg ein
     Grinsen; er aß seine Schüssel leer und gab sie dem Mädchen
     mitsamt dem Zinnlöffel zurück. Die übrigen Kinder standen
     immer noch da und starrten ihren Vater mit großen, bewundernden
     Augen an. Der Priester betrachtete die etwas vorstehenden Zähne des
     Rattenfängers, die spitze Nase und das bleiche Gesicht mit dem dünnen
     Schnurrbart, und er dachte an das Gespräch mit Pike. Ranulf war
     genauso: ein hart arbeitender Mann, ein guter Vater, einer der Kleinen auf
     Erde, so weit entfernt von Macht und Reichtum, und doch so nah bei Gott.
    »Ranulf, du wolltest
     mit mir über die Zunft sprechen.«
    »Ja, Pater. Wir möchten,
     daß St. Erconwald unsere Zunftkirche wird.« Ranulf schluckte
     nervös. »Die Zunft möchte in der Kirche zusammenkommen,
     und nachher würden wir gern unser Festmahl im Kirchenschiff
     einnehmen. Wäre Euch das recht, Pater?«
    Athelstan nickte feierlich.
    »Jeden dritten Samstag
     im Monat würden wir uns in St. Erconwald zur Messe treffen und
     hernach im Kirchenschiff unsere Zunftversammlung abhalten.«
    Wieder nickte Athelstan.
    »Und wir würden
     Euch jedes Vierteljahr zwei Pfund fünfzehn Shilling bezahlen.«
    Athelstan vermutete, daß
     der Rattenfänger diesen Betrag für ziemlich niedrig hielt.
    »Damit wäre ich
     überaus zufrieden«, antwortete er rasch.
    »Seid Ihr sicher,
     Pater?«
    »Natürlich.«
    »Und Frauen und Kinder
     können auch dabeisein?«
    »Warum nicht?«
    »Und Ihr werdet unsere
     Frettchen und Fallen segnen?«
    »Ganz ohne Zweifel.«
    »Wißt Ihr auch
     einen Schutzheiligen für uns, Pater?«
    Athelstan starrte ihn an.
     »Nein, Ranulf, da bin ich ratlos. Aber ich kann sicher einen für
     euch finden.«
    Ranulf seufzte erleichtert
     und stand auf.
    »Wenn das so ist,
     Pater, dann habt Ihr unseren Dank. Osric - das ist der oberste Rattenfänger
     von Southwark - wird den Vertrag aufsetzen. Er kennt einen Schreiber in
     St. Paul.«
    »Ich kann das kostenlos
     machen«, sagte Athelstan und erhob sich ebenfalls.
    Ranulf krähte entzückt
     und klatschte in die Hände. Seine Kinder ließen sich von seiner
     guten Stimmung anstecken und tanzten im Kreis um Athelstan herum, als sei
     er ihr Schutzpatron. Athelstans Blick fiel auf eine Falle an der Wand, und
     plötzlich mußte er an Cranstons armen Freund Oliver Ingham
     denken.    
    »Sag, Ranulf, hast du
     schon einmal

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