Der Zuckerkreml
zugenommen.
– Die Fülle steht Ihnen gut.
– Ach, Sie … Na also, jetzt rückt es mal ein Stück.
– Sagen Sie, gibt es noch Fische in der Tschepza?
– Das weiß ich nicht. Mit Fischen kenne ich mich nicht
aus.
– Sie haben sich in Glasow also mehr auf das
Schweinefleisch konzentriert.
– Das kann man wohl sagen! Schön braun gebraten, Knoblauch
dran, das liebe ich über alles.
– Mit Kruste?
– Ja-a! Und außerdem mag es die Tante, Würstchen in
zerlassenem Speck zu braten, so in der Röhre mit Kartoffeln und Rüben, ich kann
Ihnen sagen …
– Ich bitte Sie, hören Sie auf, mir läuft das Wasser im
Mund zusammen …
– Aha, wieder ein Stück. Endlich kommt die Riesenschlange
in Bewegung.
– Das hat mit Ihrem Erscheinen zu tun. Sie sind die blaue
Muse dieser Schlange.
– Und Sie sind ja ein gehöriger Witzbold. Wie hält Ihre
Frau das bloß aus mit Ihnen?
– Ich bin Junggeselle.
– Nicht möglich!
– Doch, doch.
– So ein ansehnlicher Mann und unbeweibt? Das kann nicht
sein.
– Wir sind seit dem Herbst auseinander.
– Geschieden?
– Ja.
– Ging das schnell?
– Drei Monate zog es sich hin. Und ohne zu schmieren, wäre
es gar nicht gegangen.
– Das kann ich glauben.
– Jetzt sind wir einander los.
– Und gibt es Kinder?
– Die Tochter ist bei der Mutter geblieben.
– Die fehlt Ihnen gewiss?
– Dessen können Sie sicher sein. Das ist wie ein Stachel
im Herzen. Der lässt sich nicht rausziehen.
– Wissen Sie … Pardon, wie heißen Sie?
– Trofim.
– Sehr angenehm, ich heiße Vera.
– Ein wunderbarer Name. Er passt zu Ihrem Äußeren.
– Also, mein lieber Trofim, was ich Ihnen sagen wollte,
ganz im Vertrauen: Ich bin eine ausgesprochene Gegnerin von Scheidungen.
– Meine Frau hatte einen Geliebten.
– Das ist natürlich eine große Sünde. Aber Gott lehrt uns,
wie man seinem Nächsten vergibt. Hat sie denn nicht Buße getan, Ihre ehemalige Frau?
– Das schon. Sie war extra bei den Starzen in Optino um
Vergebung bitten.
– Und Sie? Haben Sie sie bestraft?
– Ja. Ich habe sie zweimal aufs Revier gebracht.
– Und da wurde sie ausgepeitscht?
– Ja.
– Und das hat Ihnen nicht genügt?
– Darum geht es nicht, Vera.
– Worum sonst?
– Es geht darum, dass … He, Alter, lass das Drängeln!
– Wer drängelt denn?
– Na, du.
– Ich werd von hinten geschoben.
– Tritt in Gottes Namen einen Schritt zurück und hör auf
zu drängeln … Also, hochverehrte Frau Vera, hauptsächlich geht es doch darum, dass
ich meiner Frau nach alledem nicht mehr trauen konnte. Und kurz darauf hab ich mich
selbst in eine andere verliebt. Daraus wurde zwar nichts. Doch eine Beziehung mit
meiner Frau war nach alledem gar nicht mehr denkbar.
– Sie hatten sich gänzlich entfremdet, ja?
– So war es.
– Entfremdung ist Sünde.
– Das weiß ich. Aber wir schliefen zuletzt nur noch
getrennt.
– Und Ihr geistiger Vater? Ich meine, konnte der Ihnen
nicht helfen, die Familie zu retten?
– Seine Güte kennt so gar keine Grenzen. Er hat meiner
Frau Kniefälle auferlegt, ließ sie barfuß auf Hirsekörnern stehen, aber … ich
glaube, er hat meine Frau nicht sehr heftig gegeißelt. Er ist von Natur aus so
unendlich gut, seine Güte baut auf christlicher Tugendschönheit, ist ganz von ihr
durchdrungen und zugerichtet. Es gebe keine Sünde, die der Herrgott nicht zu
vergeben imstande sei, so sagt er immer.
– So ist es.
– Wenn meine Frau ihre Sünde in der Klause von Optina
gesühnt hat, sei ihr also vergeben, ja?
– Jawohl.
– Aber ich kann
ihr nun mal nicht vergeben.
– Damit sündigen Sie.
– Wohl wahr. Das hilft aber alles nichts. Ich kann nicht.
– Soll ich Ihnen was sagen, Trofim? Mir scheint, Sie haben
Ihre Frau einfach zu wenig gezüchtigt.
– Ich bin kein Freund von Auspeitschungen.
– Sie hätten Ihre Frau nicht aufs Polizeirevier führen dürfen und
fremder Peitsche ausliefern, Sie hätten sie eigenhändig züchtigen sollen, so wie es
sich ziemt. Mein Mann führt mich nie dorthin.
– Er züchtigt sie oft?
– Einmal die Woche. Immer samstags.
– Das ist nicht gerade wenig. Gibt es Gründe dafür?
– Ach wissen Sie … Eine Sünde findet sich immer. Aber
nein, unter uns gesagt: Es gibt Gründe …
– Hoho! Sie sind ja sehr offenherzig!
– Sünde schmeckt süß, wie man sagt. Ich bin eine schwache
Frau, und der Satan weiß seine Netze geschickt zu
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