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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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verschwunden war.
    Kriminaloberrat Günther Bauer berichtet: »An Hand der Leichen- und Bekleidungsreste konnte festgestellt werden, daß in dem Stollen vier Kinder getötet worden waren. Es waren dies die Kinder, die in den Jahren von 1962 bis 1966 von Kirmesplätzen – in einem Fall während einer Reise – verschwunden waren und über deren Verbleib trotz aller in großem Rahmen durchgeführten Ermittlungsmaßnahmen nichts festgestellt werden konnte.«
    Die Kriminalhauptstelle Düsseldorf übernimmt unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Hinrichs die weitere Ermittlung.
    Noch hat die Mordkommission keinen Verdächtigen. Alle Spuren, alle Hinweise aus der Bevölkerung, die die Polizei bei der Untersuchung der früheren Vermißtenfälle erhielt, hatten sich als nutzlos erwiesen und waren auch jetzt nicht brauchbar. So scheint die Kripo vor einer wahren Sisyphusarbeit zu stehen.
    Aber bereits zwei Tage nach dem Leichenfund präsentiert ein Bürger aus Langenberg der Polizei den Mörder mit Namen und Adresse. Der Mann hatte die Presseberichte über die Bluttaten im Langenberger Luftschutzstollen gelesen, ebenso die Aussage des Peter Freese, der dem Mörder entkommen war. Auch bei seinem eigenen Sohn Frank hatte diese Höhle einmal eine Rolle gespielt. Das war vor fünf Jahren gewesen, sein Sohn war damals elf und vom vierzehnjährigen Sohn des Fleischermeisters Bartsch in die Höhle gelockt worden. Bartsch hatte versprochen, ihm eine Wehrmachtspistole zu schenken, die er im Stollen gefunden habe. Bartsch hatte dann eine Kerze entzündet, ihn mit einer Schreckschußpistole bedroht, geschlagen und gezwungen, sich zu entkleiden. Er hatte sich darauf an dem Jungen sexuell vergangen und ihm befohlen, nichts zu verraten, sonst würde er ihn töten. Frank hatte seinen Eltern trotzdem erzählt, was ihm widerfahren war, doch aus Scham die sexuelle Mißhandlung verschwiegen. Franks Vater hatte der Polizei den Vorfall angezeigt, die Polizei hatte jedoch die Ermittlung eingestellt, weil Bartsch behauptete, es sei nur eine harmlose Balgerei gewesen.
    An all das erinnert sich Franks Vater, als er die Berichte über das Geschehen im Luftschutzstollen liest. Er teilt der Polizei seinen Verdacht mit, der gesuchte Mörder könnte Jürgen Bartsch aus Langenberg sein. Da Franks ehemalige Aussage aktenkundig geworden und eine gewisse Übereinstimmung mit der Aussage Freeses unverkennbar war, geht die Mordkommission dem Verdacht nach. Sie vernimmt Bartsch.
    Nach anfänglichem Leugnen gesteht Bartsch, vier Jungen ermordet zu haben. »Wohl nur in ganz seltenen Fällen der Kriminalgeschichte«, bemerkte dazu Kriminaloberrat Bauer, »gab es einen Täter, der nunmehr so rückhaltlos über seine Taten, seine Gedanken, seine Motive und seine Pläne sich offenbarte.«
    Ganz so selten ist die Geständnisbereitschaft eines Täters allerdings nicht, zumindest nicht bei den Lustmördern. Der gleiche Drang nach Selbstdarstellung findet sich bei Dahmer, bei Kürten, bei Tschikatilo. Wenn sie über ihre Taten berichten, genießen sie noch einmal die Lust, die sie dabei empfunden hatten. Da die meisten Triebtäter ein gestörtes Selbstwertgefühl haben, bereitet es ihnen eine perverse Befriedigung, als Ungeheuer – so hoffen sie – staunende, mit Entsetzen gemischte Aufmerksamkeit zu erregen. So sprach Bartsch selbst davon, daß in ihm ein Raubtier wohne, das nicht aufhören könne zu morden.
    Auch wenn Alice Miller meint, daß das Leben eines solchen Ungeheuers die konsequente Folge seiner Kindheit sei – das Rätsel, wie aus dem »Goldkind« Jürgen ein Serienmörder werden konnte, läßt sich auch aus seiner Biographie nicht befriedigend lösen. Keime seiner sadistischen Triebe werden zwar hier und da sichtbar, wachsen aus einigen problematischen sozialen Bedingungen, sind aber daraus allein nicht erklärbar.
    Jürgen ist unehelich 1946 in Essen geboren. Kurz nach seiner Geburt starb die Mutter an Tuberkulose. Die Fleischersfrau Bartsch hatte das Kind in der Klinik gesehen und sich sofort in den herzigen Jungen verliebt. Ihre Ehe war kinderlos. Sie und ihr Mann adoptierten Jürgen, er erhielt den Familiennamen Bartsch. Die Adoptiveltern erfüllten Jürgen alle Wünsche. Die »Affenliebe« der Mutter glich eine gewisse Strenge des Vaters aus. Das Hauptinteresse der Eltern galt dem Geschäft. Arbeit von früh bis nachts nahm ihre ganze Kraft in Anspruch. Für das Kind blieb kaum Zeit. Deshalb nahm die Großmutter Jürgen tagsüber auf.
    Mit vier

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