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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Sie gesagt, das würde ein Kollege von Ihnen tun?«
    Petiot lacht. »Reine Vorsichtsmaßnahme. Geheimhaltung, so ist das üblich in der Resistance.« Er führt Guschinow durchs Tor und verschließt es wieder. Über einen finsteren Hof gehen sie zu einem niedrigen Ziegelbau. Petiot öffnet eine Tür, schaltet im Flur Licht an, läßt Guschinow die Koffer abstellen und fordert ihn auf, ihm ins Sprechzimmer zu folgen.
    »Setzen Sie sich doch.« Petiot weist auf einen Ledersessel. Er selbst nimmt hinter dem Schreibtisch Platz. Guschinows Blick durchstreift den kleinen Raum. Guschinow kennt Petiots Praxis in der Rue Caumartin. Die ist elegant eingerichtet, aber dieses Sprechzimmer mit seinen alten Möbeln wirkt ärmlich, sogar etwas verwahrlost.
    »Monsieur«, erklärt Petiot, »Sie erhalten jetzt die Kompleximpfung gegen Tropenkrankheiten, außerdem die Impfbescheinigung für die Einwanderungsbehörde in Argentinien. Die Injektion selbst ist nicht weiter schmerzhaft. Aber sie könnte möglicherweise ein leichtes Unwohlsein hervorrufen. Das geht rasch wieder vorüber. Sie können sich dann solange im Ruheraum niederlegen. Alles klar?«
    Guschinow nickt tapfer. Nach dieser Ankündigung ist ihm nun vor der Impfung doch etwas bange.
    Petiot erhebt sich. Er öffnet eine Tür. »Gehen Sie schon in den Ruheraum. Ich bereite die Impfung vor. Machen Sie inzwischen den Oberarm frei.«
    Guschinow betritt den Ruheraum: ein winziges dreieckiges Zimmer ohne Fenster. Gegenüber dem Eingang eine zweite Tür. Der Raum wird fast ganz von einer Liege ausgefüllt. Guschinow legt den Mantel ab, das Jackett, streift den Hemdsärmel empor, wartet mit Herzklopfen.
    Der Doktor erscheint. Er trägt jetzt einen weißen Kittel. Die Injektionsspritze erscheint Guschinow recht groß.
    »Weil es eine Kompleximpfung ist«, erklärt Petiot. »Hoffentlich finden wir eine schöne Vene.« Er bindet den Oberarm ab, desinfiziert die erwählte Ader und sticht die Kanüle ein. Guschinow ist erleichtert, daß er den Einstich kaum merkt. Petiot drückt den Kolben der Spritze hinab und entleert vorsichtig ihren Inhalt in die sich etwas aufblähende Vene.
    Er zieht die Injektionsnadel heraus, tupft einige Blutstropfen ab. »Und nun legen Sie sich nieder und ruhen sich etwas aus.« Dann verläßt Petiot den Raum.
    Guschinow legt sich hin. Bald spürt er seltsame Vorgänge in seinem Körper. Schweiß bricht ihm aus allen Poren, ein wahnsinniger Schmerz durchfährt seinen Leib. Krämpfe schütteln ihn. Er ruft nach dem Doktor, doch der Doktor scheint ihn nicht zu hören. Er taumelt empor, will die Tür aufreißen.
    Die Tür hat innen keine Klinke. Sie ist verschlossen. Er schreit. Er donnert mit Fäusten an die Tür. Sie ist schalldicht abgepolstert.
    Er wankt zur gegenüberliegenden Tür. Es ist keine Tür, nur eine Attrappe.
    Er drückt auf den Klingelknopf. Die Klingel bleibt stumm.
    Guschinow fällt zuckend, röchelnd auf die Liege. Er sieht nicht mehr, daß das Auge des Doktors ihn durch das Okular in der Tür anstarrt. . .
    Wenig später fährt Petiot Guschinows Leiche mit einem Schubkarren ins Hauptgebäude. Er schleppt sie in die Küche, legt sie auf einen langgestreckten Küchentisch und entkleidet sie. Dann bindet er sich eine Gummischürze um.
    Skalpelle, Knochensägen, Mehrzinkerhaken, lange Scheren, Winkelscheren und weitere chirurgische Instrumente liegen bereit, um die Arbeit fortzusetzen. Petiot trennt Kopf, Arme und Beine vom Rumpf und zerteilt diesen ebenfalls. Die ausgebluteten Körperteile wickelt er in Packpapier.
    In den nächsten Tagen fährt Petiot mit dem Bus oder der Metro in verschiedene Vororte, die an der Seine liegen. Stets trägt er eine schwere Tasche mit sich. An einsamen Stellen entnimmt er der Tasche die eingepackten Leichenteile. Guschinows Kopf wirft er in den Fluß. Andere Pakete legt er ins Gebüsch der Wiesen und Wälder.
    Guschinows Kopf wird eines Tages aus der Seine gefischt. Der lange Aufenthalt im Wasser hat ihn aufquellen lassen. Er ist nicht zu identifizieren.
    Im Frühjahr häufen sich die Leichenfunde an der Seine.
    Im Sommer vergeht kein Wochenende, an dem Spaziergänger nicht auf abgetrennte Arme, Beine, Köpfe, Rumpffragmente stoßen. Die Polizei ist ratlos. Kommissar Massu, der Chef der Pariser Kriminalpolizei, zweifelt nicht mehr daran, daß ein Serienmörder am Werk ist. Die Bevölkerung, schon durch die Untaten der Besatzer erregt, ist schockiert. Aber wer sind die Opfer? Ein Kind ist sogar dabei, ein Junge mit

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