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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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auf dem Weg zu Verriers Laden.
    Zur gleichen Zeit begibt sich auch Petiot, wie vereinbart, zu Verrier. Dort soll ihn Dreyfus erwarten.
    Petiot trifft sich in einem Hinterzimmer des Ladens mit Dreyfus. Bei einem Blick in seinen Koffer überzeugt sich Petiot, daß Dreyfus ein millionenschwerer Kunde ist. Er erklärt sich bereit, ihm zu helfen, und fordert ihn auf, mit ihm zu kommen.
    Die Gestapoagenten beobachten, wie Dreyfus mit einem großen dunkelhaarigen Mann den Laden verläßt. Sie zweifeln nicht, daß das der gesuchte Fluchthelfer Dr. Eugène ist. Sie folgen den beiden.
    Plötzlich werden die beiden Agenten von einem Bekannten angesprochen. Sie machen ihm klar, daß sie keine Zeit für ihn haben, verlieren dabei aber kostbare Sekunden. Als sie weitereilen, sind Dr. Eugène und Dreyfus ihren Blicken entschwunden.
    Dreyfus ist seinen Beobachtern entkommen. Er entkommt nicht seinem Mörder. Seine Flucht nach Afrika endet bereits in der Rue Lesueur, in einem kleinen dreieckigen Todeszimmer.
    Und für Petiot endet dieser Tag in der Zelle eines Gestapokerkers. Noch am Abend war Friseur Verrier verhaftet worden und hatte die Identität des Dr. Eugène preisgegeben.
    Petiot macht es der Gestapo nicht leicht. Sie hat keinen Beweis, daß er auch nur einen einzigen jüdischen Flüchtling über die Grenze geschleust hat. Er gibt nur eines zu: Flüchtlinge weitervermittelt zu haben. An wen? Das wisse er nicht. Die Fluchtorganisation arbeite nach geheimdienstlichen Grundsätzen. Er habe auf der untersten Stufe der Organisation gestanden und keinen Einblick in die höheren gehabt.
    Daß Petiot Dutzende Juden umgebracht hat, davon ahnt die Gestapo nichts. Und Petiot spricht davon lieber nicht. Vielleicht, so denkt er zwar einmal, hätte ich dafür einen Orden bekommen. Aber dessen ist er sich nun doch nicht sicher. Nach unergiebigen Vernehmungen wird er schließlich wieder in eine Zelle des Gestapogefängnisses verbracht. Dort läßt man ihn monatelang schmoren.
    Doch das macht Petiot nichts aus. Im Gegenteil: die Gefangenschaft erweist sich bald als sehr hilfreich. Das Jahr 1943 geht zu Ende, der fünfte Kriegswinter beginnt. Stalingrad ist gefallen, die deutschen Armeen sind überall auf dem Rückzug, in Rußland, auf dem Balkan, in Italien, in Afrika. Die Franzosen warten auf die Invasion der Alliierten, die Frankreich befreien soll. Bald wird kein deutscher Soldat mehr auf französischem Boden stehen. Petiot muß an seine Zukunft denken. Es kann eine rosige Zukunft werden, denn er hat unermeßliche Schätze angehäuft. Die Zukunft kann aber auch pechschwarz werden, würden seine Morde jemals entdeckt. Er muß jetzt kluge Vorsorge treffen.
    Die Zellen des Gestapogefängnisses sind überfüllt. Unter den Gefangenen sind auch Widerstandskämpfer, die auf ihr Urteil warten. An diese macht sich Petiot heran, gibt sich selber als Widerstandskämpfer aus, gewinnt Vertrauen, läßt sich über Erlebnisse, über Taktik und Organisation der Resistance erzählen, speichert Namen in seinem Gedächtnis.
    Am 8. Februar 1944 wird Petiot aus der Zelle geholt.
    Man wird ihn aus der Haft entlassen, wenn er sich verpflichtet, als Informant für die Gestapo zu arbeiten.
    Petiot unterschreibt. Er wird noch am selben Abend entlassen.
    Die Freiheit – aber wie lange? Der Krieg geht sichtbar seinem Ende entgegen. Die Russen dringen unaufhaltsam vorwärts, die Invasion der Alliierten wird in den nächsten Monaten erwartet. Die deutschen Besatzer werden nervös. Und wenn sie erst vertrieben sind und normale Zeiten wiederkommen, aber keiner der Flüchtlinge zurückkehren wird – dann wird sich auch offenbaren, daß Petiots Unternehmen nichts anderes gewesen ist als eine Reiseagentur in den Tod.
    Petiot denkt nach. Und kommt zur Erkenntnis, daß er drei Maßnahmen treffen muß. Er muß zuerst die im Gestapogefängnis geknüpften Kontakte mit Widerstandskämpfern nutzen und Verbindung zu einer Widerstandsgruppe aufnehmen. Er muß das Geld, die Devisen, Schmuck und Diamanten in ein sicheres Versteck bringen. Und er muß die Leichen in der Rue Lesueur beseitigen.
    Daß die Leichen sehr viel schneller verschwinden müssen, als er kalkuliert hatte, erfährt er bei seiner Rückkehr in die Rue Lesueur. Eine Nachbarin teilt ihm mit, während seiner Haft habe die Wehrmacht das Haus beschlagnahmt und werde es ab 1. April benutzen.
    Ab 1. April! Das ist in sechs Wochen! Wie soll er in dieser Zeit die Dutzende von Leichen beseitigen, die unter den Steindeckeln

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