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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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»sollen Sie mir vielleicht mal erzählen, warum Sie das Ding gestern abend mitgenommen haben. Wie wär’s?«
    »Ich? Aber ich hab’s doch gar nicht mitgenommen!«
    Ich sah ihn nur an und grinste.
    »Ich versichere Ihnen, Mr. Lam, ich habe nichts davon gewußt. Ich habe lediglich in meiner Eigenschaft als Klubsekretär die Flagge entgegengenommen, ich habe heute früh das Schildchen am Schaft anbringen lassen und die Flagge in den Schrank gestellt.«
    »So, hm, hm... Hören Sie, Bedford — ich glaube, wir sollten uns doch noch ein bißchen unterhalten — was meinen Sie?«
    »Unterhalten? Worüber?«
    »Ich nehme an, es würde Ihnen nicht recht sein, wenn dieser ganze Schwindel hier aufplatzte, oder?«
    »Was für ein Schwindel denn? Wie meinen Sie das?«
    »Sagen Sie mal — mit dem Finanzamt haben Sie hier wohl nichts zu tun, wie?«
    »Nein, durchaus nicht, Mr. Lam. Warum sollten wir auch?«
    »Na, Sie haben doch Einkünfte, nicht?«
    »O nein; wir sind als Gesellschaft eingetragen, die lediglich gemeinnützigen Zwecken dient. Wir haben kein Einkommen und verfolgen ausschließlich das Ziel der internationalen Verständigung.«
    Ich grinste wieder: »Na endlich! Das wollte ich bloß hören.«
    Jetzt war er völlig verwirrt. »Was soll das?« fragte er unsicher.
    »Das will ich Ihnen gern erklären«, entgegnete ich. »Sie sind also als gemeinnützige Gesellschaft eingetragen, ja? Und Sie haben — na, wenn’s hoch kommt, vielleicht acht oder zehn Mitglieder. Wahrscheinlich gibt es noch einen ganzen Rattenschwanz von Ehrenmitgliedern, aber die brauchen Sie nur als Aushängeschild. Ihre aktiven Mitglieder hingegen überweisen große Beträge an den Klub — als Spenden. Der Klub seinerseits finanziert die Reisen und >Expeditionen< dieser Leute.
    Nehmen wir zum Beispiel Dean Crockett. Er will nach Borneo; er reist auf seiner Jacht, und er nimmt vier oder fünf Gäste mit, seinen Fotografen und seinen Public-Relations-Mann. Als normale Vergnügungsreise wäre dieses Unternehmen aber sogar für einen Mann seines Einkommens ein bißchen zu kostspielig, nicht wahr? Auch Crockett verdient die Zechinen für so was nicht im Handumdrehen — und wenn er sie verdient hat, muß er ja erst mal Steuern zahlen.
    Aber das kann er ja viel bequemer haben: Er macht einfach eine Schenkung an den Klub — sagen wir, von 50 000 Dollar. Der Klub finanziert nun die Borneo-Expedition. Wenn Crockett zurückkommt, überreicht er feierlich dieses Fähnchen da; außerdem Fotos, Tagebücher, Filme und so weiter. Der ganze Kram kommt in das Klubarchiv. Und dann präsentiert Crockett eine Spesenrechnung von 50 607 Dollar.
    Diesen Betrag braucht er nun aber nicht über die Steuer laufen zu lassen — es ist ja nur eine Rückerstattung seiner tatsächlichen Ausgaben. Die 50 000 Dollar hat er aber nicht angegeben, weil es doch eine steuerfreie Schenkung ist, die er übrigens noch von seinem Einkommen absetzen kann — ganz einfache Sache.
    Auf diese Art und Weise bringt es eine kleine Gruppe von Millionären fertig, mitsamt ihren Freunden Weltreisen zu unternehmen, die sozusagen vom Finanzamt finanziert werden... ich vermute sogar, daß auch die Party gestern abend vom Klub bezahlt wird — schließlich ging es ja darum, ein geistiges Band zwischen den oberen Zehntausend dieser Stadt und den Kopfjägern von Borneo zu knüpfen... Und nächste Woche wird Crockett wahrscheinlich wieder eine kleine Spende überweisen — steuerfrei, versteht sich.«
    Bedford sah aus, als sei er unter eine Dampfwalze gekommen. »Wer... für wen arbeiten Sie in Wirklichkeit?« stieß er hervor.
    »Das habe ich Ihnen bereits mitgeteilt: für Dean Crockett.«
    »So, aha, für Mr. Crockett... ich war einen Augenblick lang nicht mehr so ganz davon überzeugt«, murmelte er verstört.
    »Na, wenn schon«, gab ich zurück. »Das alles geht mich auch gar nichts an. Ich habe den Auftrag, dieses verdammte Blasrohr wiederzufinden; das hab’ ich jetzt. Den Rest hab’ ich Ihnen aus reiner Menschenfreundlichkeit erzählt, das kriegen Sie gratis — das und den guten Rat, mir keine Schwierigkeiten zu machen. Denn in diesem Falle wäre ich genötigt, vielleicht doch noch einen Artikel über Ihren Klub zu schreiben, Mr. Bedford. Und wenn dieser Schwindel hier in die Zeitung kommt, sind Sie vermutlich die längste Zeit Klubsekretär gewesen — und ich vermute, daß die Stellung ganz attraktiv ist. — Guten Morgen.«
    Er holte tief Luft und machte eine vollendete Verbeugung. »Guten

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