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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Morgen, Mr. Lam.«
    Ich klemmte das Blasrohr unter den Arm und ließ ihn stehen.
     

6
     
    Die Gegend, in der Lionel Palmer wohnte, hatte früher einmal bessere Tage gesehen. Die Häuser, in denen damals angesehene Firmen gearbeitet hatten, sahen jetzt verwahrlost und schmutzig aus, und in den Räumen, in denen einmal ein Rechtsanwalt seine Praxis gehabt hatte, ging nun ein Flickschneider seinem ehrbaren, aber wenig repräsentativen Handwerk nach. Ein paar Schritte weiter las ich auf einem Schild: LIONEL PALMER — FOTOGRAF.
    Ich öffnete die Tür und trat ein. Irgendwo im hinteren Teil des Gebäudes erklang eine Schelle, und gleich darauf leuchtete ein Transparent auf: >Der Fotograf ist in der Dunkelkammer beschäftigt. Bitte nehmen Sie einen Augenblick Platz.<
    Entgegen dieser freundlichen Aufforderung blieb ich stehen und sah mich um. In einer Ecke stand ein Schreibtisch, dahinter ein Sessel; inmitten des Raumes war eine große Studiokamera auf einem Stativ aufgebaut. An der einen Wand lagerten einige der üblichen Hintergrundkulissen für Porträtaufnahmen; an der Wand gegenüber war ein Regal befestigt, in dem hinter Glas einige Kameras aufbewahrt wurden. Überall hingen gerahmte Vergrößerungen; zum überwiegenden Teil handelte es sich um Jagdszenen, auf denen Dean Crockett II. im Vordergrund pirschte, lauerte oder schoß.
    Nach etwa zwei Minuten kam Palmer zum Vorschein. Er blinzelte in der Helle und begann: »Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ; aber ich war gerade am Entwickeln, und... ach nee, der Herr Detektiv persönlich!«
    Er schüttelte mir die Hand und fuhr fort: »Und was führt Sie zu mir... ich meine, kann ich etwas für Sie tun?«
    »Tja, weshalb komme ich zu Ihnen ...«, fing ich an. »Wissen Sie, ich führe nämlich ein Doppelleben.«
    »Kleine Fische«, grinste er; »schon mal was von dem >Mann mit den vier Gesichtern< gehört? — Also, was wollen Sie?«
    »Bilder«, sagte ich schlicht.
    »Bilder, so«, meinte er nachdenklich; »was für Bilder denn?«
    »Die Bilder von gestern abend. Von Crocketts Party.«
    Er zog die Stirn kraus und überlegte einen Augenblick; dann zuckte er mit den Achseln: »Von mir aus; Sie gehören ja wohl zur Familie, sozusagen.« Er hielt die Tür zur Dunkelkammer auf und forderte mich auf: »Kommen Sie ‘rein — gerade hab’ ich die Abzüge gemacht.«
    Die Dunkelkammer war ziemlich geräumig und hatte etwa die Form eines großen S, um zu verhindern, daß zuviel Tageslicht hereinfiel. Im Hintergrund brannte eine rötlichgelbe Birne und beleuchtete schwach die Bilder an den Wänden. Sie hingen dicht bei dicht und zeigten ausschließlich Pin-up-girls; zum Teil handelte es sich um künstlerische Aktaufnahmen, zum Teil einfach um Nackedeis in >Huch-nein!<-Posen; ein paar waren auch halbwegs normal bekleidet, machten aber gerade einen Handstand oder hatten sich oberhalb einer Rummelplatz-Windmaschine aufgebaut.
    Ich pfiff durch die Zähne. »Allerhand!« sagte ich bewundernd.
    »Na ja, man kommt rum in der Welt«, gab Palmer geschmeichelt zu. »Es läppert sich zusammen.«
    Ich ließ es dabei bewenden. »Was ist jetzt mit den Bildern von der Party?« fragte ich.
    »Wozu brauchen Sie sie denn?«
    »Ich möchte mir mal die Leute ansehen, die da waren«, erklärte ich.
    »Sie arbeiten doch für Crockett, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Und die Bilder sollen Ihnen helfen, das geklaute Zeug wiederzufinden?«
    »Möglicherweise könnten sie dabei helfen, ja.«
    »Hm ...« Er überlegte. »Und wenn Sie die Sachen auftreiben, kriegen Sie eine Belohnung, was?«
    »Davon weiß ich einstweilen noch nichts. Wissen Sie, das Geschäftliche erledigt meine Partnerin.«
    »Aber es wäre doch denkbar, nicht wahr?« Der Bursche war hartnäckig.
    »Vielleicht«, räumte ich ein.
    »Wenn ich Ihnen jetzt helfe, dann... ich meine, eine Hand wäscht die andere, ja? Vielleicht könnten Sie mir auch helfen.«
    »Das ist nicht ausgeschlossen«, sagte ich vorsichtig. »Warum denn nicht?«
    »Wissen Sie, ich bin nämlich im Moment völlig pleite«, gestand er. »Es ist zum K ..., ich komme nie hin mit dem Geld. Dabei wollte ich heute abend mit einem Mädel ausgehen ...«
    »Wohl mit der kleinen Buchhalterin aus unserem Büro?« erkundigte ich mich.
    »Ach so, die ...«, grinste er. Er zog ein Notizbuch aus der Tasche, trat näher an die Lampe und begann zu blättern. »Warten Sie mal — wie hieß die doch gleich... richtig, Ennis. Eva Ennis. Hier hab’ ich die Adresse.«
    Ich sah ihm über

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