Der zweite Buddha
eigenen Getränke aufbewahren; wir stellen sozusagen nur die Eiswürfel... Ja, wie gesagt, einstweilen sind wir noch etwas beengt; aber wir hoffen, uns eines Tages vergrößern zu können.«
Ich nickte und zog einen Block aus der Tasche, während ich in die Bibliothek trat.
»Für welche Zeitung schreiben Sie übrigens, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Bedford, der mir gefolgt war.
»Ach, das wechselt«, erklärte ich. »Ich bin freier Mitarbeiter, wissen Sie. Ich sammle erst den Stoff für meine Artikel, und dann biete ich sie verschiedenen Blättern an.«
»Ich verstehe.« Es klang nicht mehr ganz so liebenswürdig.
Ich ging an den Regalen entlang und betrachtete die Bücher. Neue Exemplare waren offenbar nicht darunter; sie machten alle den Eindruck, als ob sie aus anderen Bibliotheken zusammengetragen seien. Ich griff wahllos einen Band heraus; es war ein Reisebericht über Afrika. Auf dem Vorsatzblatt fand ich den Namenszug von Dean Crockett dem Zweiten.
»Sieh mal an«, sagte ich, halb zu mir selbst, »ist das der bekannte Forschungsreisende Crockett?«
»Ja, ganz recht. Hier steht eine ganze Menge von seinen Büchern.«
»So, so ...«
»Ja. Sehen Sie, das ist so: Sie kennen ja auch die Nöte des modernen Haushalts... die Wohnungen werden immer kleiner, und die Leute haben keinen Platz mehr für die vielen Bücher; es ist ja heute nicht mehr so wie vor... na, sagen wir, vor zwanzig Jahren; damals lebte ein Mann wie Mr. Crockett in einem großen Haus, aber heute ...«
»Crockett hat also dem Klub seine Reisebücher, Expeditionsberichte und so weiter gestiftet?«
»Einiges davon, ja.«
»Machen das andere Leute auch?«
»O ja; unsere Mitglieder sind in dieser Beziehung recht großzügig.«
»Wie nett von ihnen... Wieviel Mitglieder haben Sie?«
»Ja, da muß ich Ihnen nun sagen, daß wir ziemlich exklusiv sind... Offen gesagt, Mr. Lam — wir gehen nach Qualität, nicht nach Quantität.«
»Könnten Sie mir nicht die Zahl nennen?«
»Verstehen Sie’s nicht falsch, Mr. Lam, aber ich glaube nicht, daß der Klub gegenwärtig daran interessiert ist, derartige Details zur Veröffentlichung freizugeben... Wir sind in erster Linie darauf aus, unsere Ziele bekanntzumachen: die Förderung des gegenseitigen Verständnisses über die Grenzen der Länder und Rassen hinweg.«
»Sehr begrüßenswert, wirklich... wie machen Sie das?«
»Nun ja, der Klub organisiert Vortragsreisen im ganzen Land, dann versuchen wir, das Interesse der Öffentlichkeit auf die Lebensweise anderer Völker zu lenken, sie mit deren Zivilisation, Gebräuchen und Idealen vertraut zu machen... auf dieser Ebene bewegen sich unsere Bemühungen.«
»Ausgezeichnet. Sagen Sie, setzen Sie auch Redner ein, die honoriert werden?«
»O ja.«
»Würden Sie mir ein paar Namen nennen?«
Wieder zögerte er. »Das möchte ich lieber vermeiden... das ist ein wenig heikel, wissen Sie... Am Ende ist dann jemand verärgert, weil
er nicht genannt wird.«
»Ein Teil dieser Vorträge wird doch wahrscheinlich auch von Ihren Mitgliedern gehalten?« Ich stellte die Frage ganz beiläufig.
»Selbstverständlich; darauf legen wir besonderen Wert.«
Ich wandte mich um und sah ihn voll an: »Aber gibt es überhaupt Sprecher, die nicht Mitglieder des Klubs sind?«
»N-n-nein«, gab er zu, »ich glaube nicht... Sehen Sie, in Anbetracht der enormen Wichtigkeit dieser Dinge legt der Klub den größten Wert auf äußerste Genauigkeit. Wir wollen nicht riskieren, jemanden in unserem Namen sprechen zu lassen, dessen Fachwissen vielleicht nicht ganz auf der gleichen Höhe steht wie seine rhetorischen Fähigkeiten... Sie verstehen.«
»Ja natürlich, vollkommen ...« Ich beschloß, das Thema zu wechseln. »Ganz was anderes: Haben Sie eigentlich eine Klubfahne?«
»Aber gewiß!«
»Dann besitzen Sie doch sicher auch einige Wimpel oder dergleichen, die an irgendwelchen abgelegenen Punkten der Erde aufgepflanzt worden sind?«
»Sicher haben wir die, Mr. Lam! Außerdem gibt es eine wundervolle Sammlung von Fotos, die solche Ereignisse zeigen.«
»Könnte ich davon gegebenenfalls einige haben? Als Illustrationsmaterial zu meinem Artikel, meine ich?«
»Ich bin fest überzeugt, daß der Klub Ihnen derartiges Material mit dem größten Vergnügen zur Verfügung stellen wird.«
»Fein«, sagte ich; dann fuhr ich fort: »Ach ja — gibt es auch Tagebücher? Expeditionstagebücher und so?«
»Auch das, Mr. Lam. Hier, das ganze Regal...«
Er schob eine
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