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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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eine kleine Küche eingerichtet sein.«
    »Waren Sie dort drin? Wie weit sind Sie überhaupt hineingegangen?«
    »Nein. Ich habe nur hier in der Tür gestanden.«
    »Und die anderen?«
    »Auch nicht weiter. Ich habe sie daran gehindert.«
    »Na schön«, sagte er schließlich, »dann verkrümeln Sie sich jetzt mit den beiden. Sobald wir hier fertig sind, komme ich zu Ihnen ‘rüber. Ach ja, noch was: Es wird gleich ein Polizeifotograf kommen und ein Fingerabdruck-Spezialist und jemand von der Staatsanwaltschaft. Schicken Sie alle zu mir... Übrigens, kann man noch auf einem anderen Weg hier herauf gelangen als mit dem Fahrstuhl?«
    »Meines Wissens nicht — höchstens über das Dach.«
    »Also gut«, beendete er das Gespräch, »dann passen Sie inzwischen mal schon auf die beiden auf.«
    Wir drei gingen in das Wohnzimmer hinüber und setzten uns. Niemand sagte etwas. Die Stille war unbehaglich.
    Schließlich brach Phyllis Crockett das Schweigen: »Wie wär’s mit einem Drink?« Es hörte sich so an, als wären Olney und ich zu Besuch.
    »Lieber nicht«, riet ich. »Es ist besser, Sie warten noch ein wenig. Dieser Sellers ist ein komischer Kerl; er darf im Dienst keinen Alkohol trinken, und da riecht er ihn nicht gern bei anderen Leuten... Sagen Sie, Mrs. Crockett, wo ist denn jetzt das Blasrohr, das ich Ihnen gestern abend gab?«
    »Unten im Atelier«, antwortete sie. »Es steht noch so da, wie Sie es hingestellt haben. Glauben Sie, dieser Sellers will es sehen?«
    »Bestimmt.«
    »Von mir aus«, sagte sie leichthin und erhob sich. »Dann will ich es gleich holen.«
    »Nein«, hielt ich sie zurück, »das werden Sie bleibenlassen. Sie werden das Atelier erst betreten, wenn Sellers dabei ist.«
    »Aber warum denn? Es ist mein Atelier.«
    »Sicher. Aber Sellers ist von Berufs wegen mißtrauisch. Er wird behaupten, Sie seien bei der ersten Gelegenheit hinuntergeeilt, um Spuren zu beseitigen oder um irgend etwas Belastendes aus dem Weg zu schaffen.«
    »Etwas Belastendes? Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will nichts sagen. Das wird Sellers im Bedarfsfalle tun.«
    Wir schwiegen, und wieder legte sich die beklemmende Stille über den Raum. Sie wurde nur durch das Klappern der Schreibmaschine unterbrochen, das gedämpft vom Büro herüberdrang. Das Geräusch zerrte an den Nerven.
    Schließlich wandte ich mich an Olney: »Vielleicht sollte man diesem Denton Bescheid sagen, daß sein bisheriger Arbeitgeber in Zukunft keine Gehaltsschecks mehr unterschreiben wird.«
    »Dann sagen Sie’s ihm doch«, knurrte Olney.
    Ich wollte gerade aufstehen, da glaubte ich einen sekundenlangen Blickwechsel zwischen ihm und Phyllis Crockett zu bemerken. Ich lehnte mich wieder zurück, zündete eine Zigarette an und murmelte: »Ist ja auch nicht so wichtig; er wird es noch früh genug erfahren. Und Sellers wird ohnehin lesen wollen, was Mr. Crockett zuletzt diktiert hat...«
    Und wieder drangen die akustischen Begleiterscheinungen von Dentons Fleiß in die Stille des Raumes.
    Da erklärte Phyllis Crockett auf einmal: »So, jetzt hab’ ich aber genug von dieser Warterei. Mir ist schon ganz schlecht. Ich mach’ einen Kaffee.«
    »Ich könnte auch eine Tasse vertragen«, meinte Olney. »Ich kann uns ja welchen aufbrühen.«
    »Nein, nein — ich geh’ schon selber.«
    Olney sah zu mir herüber. »Entschuldigen Sie uns einen Augenblick, Lam — ich helfe nur rasch beim Kaffeekochen; wir sind sofort wieder da.«
    Ich erhob mich rasch: »Wenn Sie beide ebenfalls entschuldigen — ich werde auch mithelfen.«
    Daraufhin marschierten wir zu dritt in die Küche. Mrs. Crockett holte eine Kaffeemaschine hervor und erklärte dabei: »Wir haben hier eigentlich nie gekocht — nur Kaffee, und hie und da mal ein Spiegelei oder so was. Entweder haben wir im Restaurant gegessen, oder wir haben uns das Essen schicken lassen.«
    »Hoffentlich ist die Milch noch gut«, sagte Olney.
    »Keine Ahnung — ich nehme keine«, erklärte Phyllis Crockett.
    »Wie gräßlich«, schüttelte sich Olney, »Kaffee ohne Sahne!«
    »Nun weinen Sie doch nicht gleich«, tröstete sie ihn, »es wird schon welche da sein.«
    Sie öffnete den Kühlschrank und nahm eine Milchdose heraus. Er holte einen Löffel, goß ein wenig von der Milch hinein und versuchte. »Sauer«, stellte er fest.
    »Ach, das tut mir aber leid«, sagte sie bedauernd.
    »Macht ja nichts«, beruhigte er sie. »Ich laufe rasch hinunter und besorge frische; bis der Kaffee fertig ist, bin ich längst

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