Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Arbeit für mich haben werde, und trug mir auf, dafür zu sorgen, daß Wilbur rechtzeitig hier ist. Es scheint sich um etwas Wichtiges zu handeln.«
    »Wann hat er Ihnen das gesagt?«
    »Gestern abend.«
    »Ach? Ich dachte, er sei gestern überhaupt nicht mehr aufgetaucht.«
    »Doch, er kam für etwa eine halbe Stunde heraus — ich glaube, Sie waren in Ihrem Atelier unten.«
    Wieder drückte Olney auf den verborgenen Knopf, und wieder erklang das gedämpfte Glockenzeichen.
    Hinter der Tür blieb es still.
    »Da muß irgend etwas nicht in Ordnung sein«, meinte Olney. »Wir sollten lieber nachsehen; es ist immerhin denkbar, daß ...«
    »Nein, auf keinen Fall! Lassen Sie das sein!« rief Mrs. Crockett nervös. »Das würde er nie verzeihen — niemand würde er das verzeihen. Wenn er in seiner >Höhle< ist, will er unter gar keinen Umständen gestört werden.«
    »Aber vielleicht ist er krank?«
    »Er... nein; er kann doch nicht auf einmal so krank geworden sein, daß er nicht herauskommen könnte.«
    »Ich weiß nicht recht«, überlegte Olney. »Man kann so plötzlich krank werden, daß man nicht einmal mehr vom Stuhl hochkommt... Wo ist der Notschlüssel?«
    »Der Not...? Er liegt im Safe. Aber ich würde nicht um alles in der Welt... nein, das geht nicht. Das ist ausgeschlossen.«
    »Im Safe, sagen Sie? Wo liegt er da?«
    »Oben rechts; in der oberen rechten Schublade.«
    »Sie haben die Kombination, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann möchte ich doch vorschlagen, daß Sie jetzt den Safe öffnen und den Schlüssel holen. Wir müssen nachsehen, was los ist, Mrs. Crockett.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Da erklärte Olney mit kalter Höflichkeit: »Wie Sie wünschen. Diese Entscheidung müssen Sie treffen, Mrs. Crockett. Allerdings
    muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie unter diesen Umständen auch die gesamte Verantwortung tragen ...« Er warf einen Blick auf seine Uhr und fuhr fort: »Es ist jetzt sieben Minuten nach zehn — ich darf Sie bitten, Mr. Lam, sich daran zu erinnern, daß ich um diese Zeit den Notschlüssel gebrauchen wollte, und daß sich Mrs. Crockett dem widersetzt hat.«
    »Was soll denn das heißen?« sagte sie aufgebracht. »So haben wir nicht gewettet — Sie können mir doch nicht einfach die ganze Verantwortung aufhalsen!«
    »Dann geben Sie den Schlüssel heraus.«
    Sie zögerte einen Augenblick; dann stand ihr Entschluß fest. »Also gut. Wollen Sie bitte auch im Gedächtnis behalten, Mr. Lam, daß mir Mr. Olney mitgeteilt hat, er werde mich für alle Folgen verantwortlich machen, die daraus entstehen könnten, daß ich den Notschlüssel nicht herausgebe... es ist jetzt zehn Uhr siebeneinhalb.«
    Ich hatte dieses Duell schweigend mit angehört; ich äußerte mich auch jetzt nicht.
    »Schon gut, Lam.« Olneys Lachen klang gezwungen. »Wenn ich etwas unternehme, dann stehe ich auch für die Folgen gerade.«
    »Bitte warten Sie einen Moment«, forderte uns Phyllis Crockett liebenswürdig auf. »Ich hole jetzt den Schlüssel.«
    Damit verließ sie das Zimmer.
    »Irgend etwas stimmt da nicht«, behauptete Olney, und ein seltsamer Unterton lag in seiner Stimme. »Er hat sich schon immer gern dorthinein zurückgezogen, wenn er es einrichten konnte; er haßt es, bei der Arbeit gestört zu werden. Und seine Frau hat nicht viel Verständnis für seine Schriftstellerei; häufig irritiert sie ihn im ungünstigsten Augenblick mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten — was das schlimmste ist, sie kann einfach nicht unterscheiden, was wichtig ist und was nicht... Aber ich sollte Ihnen all das wohl nicht erzählen; bitte betrachten Sie diese Mitteilungen als vertraulich — ich habe überhaupt nur davon angefangen, weil ich mir doch allmählich Sorgen mache. Irgend etwas ist nicht in Ordnung mit Dean Crockett; womöglich hat er einen Herzanfall oder so etwas... Dieser Klingelknopf ist ein Geheimsignal, verstehen Sie; nur Mrs. Crockett und ich kennen ihn. Versuchen Sie mal, ob Sie ihn finden.«
    Er trat zur Seite, und ich betrachtete die hölzerne Wandverkleidung. Ich sah sie mir sehr genau an, aber ich konnte nichts entdecken.
    »Jetzt achten Sie mal auf meinen Daumen«, sagte Olney. Er trat wieder an die Wand, tastete kurz über die glatte Holzfläche und drückte dann auf eine bestimmte Stelle. Hinter der Tür erscholl wieder das Läuten.
    »Jetzt hab’ ich es«, erklärte ich. Olney lächelte und gab die Wand frei. »Dann versuchen Sie’s doch noch einmal«, lud er mich ein.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher