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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Geldverlegenheit«, sagte ich. »Und unterstellen wir, daß sie die Gelegenheit hatte, diese Buddhas zu stehlen. Wem könnte sie die Dinger verkauft haben?«
    Phyllis Crockett schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Donald«, meinte sie, »das würde ihr gar nicht ähnlich sehen. Sie mag in manchen Dingen ein leichtsinniges Huhn sein; in Geldsachen ist sie ehrlich. Obwohl...« Sie brach plötzlich ab.
    »Obwohl was?«
    »Ach, mir fällt nachträglich auf... Na ja, sie hat sich in der letzten Zeit manchmal ein bißchen komisch benommen. Ich habe mir nichts dabei gedacht, aber neulich habe ich sie mal in einem Sportwagen sitzen sehen, neben Mortimer Jasper... Er parkte hier vor dem Haus — wahrscheinlich hatte er sie zur Arbeit gefahren. Und die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich offenbar sehr angeregt...«
    Nun schien es mir an der Zeit, das Thema wiederaufzunehmen, das ich vorhin abgebrochen hatte. »Wer ist eigentlich dieser Mortimer Jasper?« erkundigte ich mich.
    »Es kommt ganz darauf an, wen Sie fragen ...«, meinte sie.
    »Ich frage Sie.«
    »Manche Leute halten ihn für einen Mann von Welt und für einen Sammler orientalischer Kunst. Und andere behaupten, er sei so eine Art... Hehler.«
    »Hm, so; eine Art Hehler... klingt interessant. Wo kann man ihn erreichen?«
    »Er hat irgendwo unten in der Stadt einen kleinen Laden; aber wo er wohnt...? Er muß ja im Telefonbuch stehen.«
    Mortimer Jasper, memorierte ich, Kunstsammler und Hehler... »Haben Sie der Polizei etwas davon gesagt, daß Sie mit dem Blasrohr Winke-Winke gemacht haben?« fragte ich dann.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube, ich habe einfach nicht daran gedacht... Es schien so unwichtig.«
    »Sehen Sie, so kann man sich irren«, meinte ich trocken. »Und gerade dadurch haben Sie den Kopf in die Schlinge gesteckt... Jetzt denken Sie einmal scharf nach: Als ich gestern weggegangen war, sind Sie ins Bad marschiert; so viel wissen wir mittlerweile. Aber was ist mit Sylvia — war sie auch noch einmal im Bad?«
    »Aber woher soll ich das wissen! Schließlich ist das keine so weltbewegende Sache, daß man... Halt mal! Ja, natürlich — sie ist ins Bad gegangen! Jetzt weiß ich’s wieder.«
    »Und das Blasrohr, war das etwa im Badezimmer geblieben?«
    »Ja, es stand gleich vorn in der Ecke.«
    »Und wie lange war Sylvia im Bad?«
    »Keine Ahnung; ich hab’ nicht auf die Uhr gesehen. Ich blieb an der Staffelei und malte weiter... Offen gesagt, ich ging völlig auf in meiner Tätigkeit. Ich hätte vielleicht gar nicht gemerkt, daß sie hinausgegangen war, aber ich hatte Schwierigkeiten mit einem bestimmten Lichteffekt, und ich konnte nicht weitermalen, bis sie zurückkam. Ich erinnere mich deutlich, daß ich deswegen ziemlich ungeduldig wurde.«
    »Na schön«, meinte ich, »das Hilft jetzt nicht mehr viel. Wenn die Polizei wiederkommt, dann sagen Sie einfach, Sie seien nicht in der Lage, weitere Fragen zu beantworten... die Nerven, Sie wissen schon. Und vor allen Dingen ziehen Sie schleunigst ein anderes Kleid an. Etwas weniger Aufregendes; wenn möglich ein Trauerkleid. Sie sollen hier nicht die lustige Witwe spielen.«
    »Wenn ich aber doch keinerlei Trauer fühle! Ich kann doch...«
    »O ja, Sie fühlen Trauer! Und Sie werden dafür sorgen, daß die Leute das merken, verstanden? Ihr Mann hat Ihnen nicht besonders nahegestanden; er war eine eigenwillige Persönlichkeit, immer in seine Arbeit vergraben. Aber Sie waren ihm ergeben, und Sie haben ihn immer von fern bewundert, sozusagen... verstehen Sie mich? Sie haben nicht sehr eng zusammen gelebt. Er hatte seine Arbeit und deshalb wenig Zeit für Sie, und das haben Sie immer bedauert. Jetzt fühlen Sie die Lücke, die er in Ihrem Leben hinterlassen hat, und Sie sind vollkommen außer sich, daß er auf diese Art gestorben ist. Sie können es nicht erwarten, bis die Polizei den Mörder faßt. Sie haben sogar Detektive angestellt, die bestimmte Spuren verfolgen und die Ergebnisse der Polizei übergeben sollen — nicht der Polizei helfen, das wäre psychologisch ungeschickt; bringen Sie das bitte nicht durcheinander. Und dann ist da noch etwas...« Ich sah mich fragend um.
    »Was suchen Sie denn?«
    »Geben Sie mir einen Bogen Papier.«
    Sie öffnete eine Schublade und riß einen Bogen von einem Skizzenblock. Ich nahm ihn und schrieb: »Hiermit wird die Firma Cool & Lam beauftragt, nach Möglichkeit die beiden jadegeschnitzten Buddha-Statuetten aufzufinden und

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