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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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draußen geschoben — in der Richtung auf das Arbeitszimmer Ihres Mannes. Sie hat gehört, wie das Fenster aufging, und sie hat die Spitze des Blasrohrs gesehen.«
    Phyllis Crockett lachte jetzt nicht mehr. »Das ist gelogen«, sagte sie, und ihre Stimme klang heiser. »Das kann sie nicht gesehen haben! «
    »Bitte genauer«, drang ich in sie. »Ist das gelogen, weil Sie es nicht getan haben, oder ist es gelogen, weil die Hadley es nicht sehen konnte?«
    »Aus beiden Gründen.«
    »Wir wollen doch einmal einen Versuch machen«, schlug ich vor. »Gibt es hier irgendeinen Gegenstand, der ungefähr die Länge des Blasrohrs hat? Vielleicht einen Besen oder so etwas?«
    »Ja, ein Besen muß irgendwo sein«, gab sie unwillig zu. »Aber geben Sie sich keine Mühe — Sylvia kann von ihrem Standort aus einfach nichts gesehen haben.«
    »Das werden wir ja gleich heraus haben«, meinte ich. »Holen Sie jetzt den Besen, gehen Sie ins Bad und strecken Sie den Stiel zum Fenster hinaus — so weit wie möglich.«
    Sie wollte etwas erwidern, aber dann schluckte sie es hinunter und holte einen Besen aus dem Wandschrank, ging ins Bad und öffnete das Fenster.
    »Ist es recht so?« rief sie durch die offengebliebene Tür.
    »Augenblick...« Ich klappte die große Milchglasscheibe des Atelierfensters nach innen, trat auf die Modell-Plattform und schielte durch den schmalen Spalt der Öffnung. Ich konnte reichlich dreißig Zentimeter von dem Besenstiel sehen.
    »Danke!« rief ich ins Bad hinüber. »Das genügt.«
    Phyllis Crockett stellte den Besen beiseite und kam wieder in das Atelier. »Na?« fragte sie erwartungsvoll.
    »Sie haben Pech«, berichtete ich. »Sie hätte es tatsächlich sehen können.«
    »Nein!«
    Ich nickte. »Doch, Mrs. Crockett.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und blickte zu Boden.
    »Und sie wird es verdammt eilig haben, das der Polizei zu erzählen«, fuhr ich fort. »Wenn Sie Ihren Gatten nicht umgebracht haben, dann haben Sie sich doch ganz schön in die Tinte gesetzt. Und wenn Sie ihn umgebracht haben, dann haben Sie sich selbst in die Gaskammer gesetzt.«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht!« brauste sie auf.
    Ich sah ihr gerade in die Augen und fragte: »Aber das Fenster haben Sie doch aufgemacht, wie? Und das Blasrohr haben Sie auch nach draußen gehalten?«
    Sie vermied meinen Blick und schwieg. Ich wartete.
    »Ja«, gab sie schließlich mit leiser Stimme zu.
    »Erzählen Sie«, forderte ich sie auf.
    Sie holte tief Atem und begann: »Das war gleich nachdem Sie weggegangen waren, Donald... Ich wußte, daß meinem Mann sehr an dem Blasrohr lag, und ich erinnerte mich, daß sein Fenster offen gewesen war. Da ging ich noch einmal ins Bad und überlegte, wie ich seine Aufmerksamkeit vielleicht doch erregen könnte. Ich machte das Fenster auf und sah hinauf.«
    »Konnten Sie ihn sehen?«
    »Ja. Er stand in dem kleinen Vorraum, in dem dann später die Leiche gefunden wurde. Und es war jemand bei ihm. Dean stand mildem Rücken zu mir und verdeckte die zweite Person. Es war... ich konnte... also, das heißt, es war nicht zu erkennen, wer es war. Es könnte auch eine Frau gewesen sein.«
    »Und weiter? Was taten Sie dann?«
    »Ich lehnte mich zum Fenster hinaus und rief seinen Namen. Aber er hörte mich nicht. Ich rief ein zweites Mal. Wieder ohne Erfolg. Und dann...«
    »Dann?« drängte ich.
    »Dann hielt ich das Blasrohr zum Fenster hinaus und rief noch einmal. Ich dachte, wenn ich mit dem langen Ding winke, vielleicht hilft das.«
    »Na und? Hat es geholfen?«
    »Nein. Ich merkte, er war so mit dieser anderen Person beschäftigt, daß ich ihn nicht würde ablenken können. Da gab ich es auf. Ich schloß das Fenster, stellte das Blasrohr in die Ecke und ging wieder malen.«
    »Hm...« Ich überlegte. »Sagen Sie —warum haben Sie es nicht mit der Taschenlampe versucht? Wenn er mit dem Rücken zum Fenster stand, hätte er doch den Lichtfleck auf der Wand sehen müssen.«
    »Ich weiß nicht... Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »So... Aber zu diesem Zweck haben Sie doch die große Stablampe, nicht wahr?«
    »Ja...«
    »Schlecht«, meinte ich, »sehr schlecht. Dann hätten Sie eigentlich daran denken müssen.«
    »Ja«, grübelte sie, »das klingt plausibel, wenn Sie das so sagen... Aber vielleicht hätte ja auch dieser Besucher das Signal bemerkt; vielleicht hätte ich irgendeine wichtige Besprechung unterbrochen... das wollte ich vermeiden, sehen Sie.«
    Wieder entstand eine Pause. Schließlich sagte ich:

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