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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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kommt es nicht an«, belehrte ich sie. »Aber vergessen Sie nicht, daß Sie jetzt eine Witwe sind — eine gramgebeugte Witwe.«
    »Ach was!« rief sie ungeduldig. »Warum soll ich jetzt noch Theater spielen? Dean und ich, wir hatten uns völlig auseinandergelebt — seit über einem Jahr schon... Wissen Sie übrigens, was er an seinem Todestag getan hat?«
    »Nein —wie sollte ich?«
    »Mit einem Anwalt hat er telefoniert, wegen der Scheidung. Am nächsten Morgen sollte sie eingereicht werden. Die Vorbereitungen laufen schon seit Anfang dieser Woche, soviel ich weiß.«
    »Ist die Scheidung tatsächlich eingereicht worden?«
    »Nein. Am nächsten Morgen war Dean tot.«
    »Hm, so... Und die Polizei? Ich meine, weiß die Polizei davon?«
    »Die Polizei weiß es, die Zeitungen wissen es — es scheint, daß es die ganze Welt weiß.«
    »So? Und woraus schließen Sie das?«
    Sie lachte trocken. »Das war nicht gerade schwer zu bemerken... Deswegen sind sie doch alle hinter mir her wie der Teufel hinter der armen Seele. Nicht so sehr die Polizei. Aber die Reporter! Ich kann Ihnen sagen... Der Polizei habe ich alles gesagt, was ich weiß. Jetzt haben sie mir eine Atempause gegeben.«
    »Die Polizei dürfte im Augenblick noch damit beschäftigt sein, Ihre Geschichte zu überprüfen. Und wehe Ihnen, wenn da etwas nicht stimmt!«
    »Da können Sie ganz beruhigt sein. Es stimmt alles.«
    »Um so besser. Und die Reporter? Wie war das mit denen?«
    »Ziemlich widerlich war es. Sie haben die unmöglichsten Fragen gestellt. Es gibt so ungefähr nichts, was sie nicht wissen wollten... Schließlich konnte ich nicht mehr. Olney hat mir dann die Meute vom Hals gehalten — in solchen Situationen ist er Gold wert.«
    »Olney, so ...«
    »Ja. Auf Olney kann man sich verlassen, Donald. Er war Dean ergeben, solange Dean am Leben war. Aber er kannte Deans Schwächen wie wenige andere. Nachdem Sie heute mittag gegangen waren, haben wir uns ausgesprochen. Er hat sich erboten, mir in Zukunft zur Verfügung zu stehen wie bisher meinem Mann.«
    Ich überlegte. »Und wozu?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich überlege mir, wozu Sie einen Presseagenten brauchen.«
    »Sie schätzen ihn falsch ein, Donald. Er ist nicht nur ein Public-Relations-Mann, er ist ein Manager. Er kennt sich überall aus. Er weiß, an welchen Strippen man ziehen muß... Mit den Presseleuten ist er zum Beispiel großartig fertig geworden. Er war nett und höflich zu ihnen, aber er hat keinen zu mir gelassen.«
    »Na ja, wenn Sie meinen...« Ich wechselte das Thema: »Wann ist übrigens die Polizei oben in der Wohnung endgültig fertig geworden?«
    »Vorhin, vor — ungefähr vor zwei Stunden. Sie haben gesagt, ich kann die Wohnung wieder beziehen. Aber ich habe mich schon die ganze Zeit hier unten aufgehalten — wegen der Reporter, wissen Sie.«
    »Aber gerade in dieser Beziehung ist das Atelier doch viel ungünstiger als die Wohnung oben. Nach oben kann keiner, wenn Sie nicht wollen; aber hier...«
    »Ja, das stimmt schon, aber ...« Sie stockte, dann fuhr sie rasch fort: »Ich wollte nicht, daß Melvin Olney erfährt, daß ich Sie jetzt schon empfange. Ich habe ihm gesagt, ich müßte mich ausruhen.«
    »Aber er weiß, daß Sie hier unten sind?«
    »Ja.«
    Es entstand eine Pause. Ich gab mir einen Ruck und beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Ach ja«, begann ich, »da ist noch etwas... das war gestern. Versuchen Sie sich so genau wie möglich zu erinnern...«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    »Gestern nachmittag bin ich doch zu Ihnen gekommen und habe Ihnen dieses Blasrohr übergeben...«
    »Wir wollen mal sagen, Sie haben es bei mir abgegeben. Sie haben es dort hingelehnt und mich gebeten, es Dean zu überbringen.«
    »Ja, ganz recht. Und jetzt wüßte ich gern, was Sie gemacht haben, nachdem ich gegangen war.«
    »Was ich... nun, ich habe gemalt.«
    »Gemalt, so. Sind Sie noch einmal ins Badezimmer hinübergegangen?«
    Sie lachte. »Na hören Sie mal, wie soll ich das wissen? Wahrscheinlich... ich bin auch nur ein Mensch. Aber ich führe doch nicht Buch darüber! «
    »Bitte, tun Sie nicht so, als wüßten Sie nicht, was ich meine. Sind Sie aus einem ganz bestimmten Grund ins Bad gegangen?«
    »Das möchte ich fast annehmen ...« Sie fand die Sache noch immer komisch.
    »Ich fürchte, das Lachen wird Ihnen jetzt vergehen«, meinte ich ernst. »Sylvia Hadley behauptete, Sie seien ins Bad gegangen, hätten das Fenster geöffnet und das Blasrohr nach

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