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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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und fragte zurück: »Hat das etwas mit der Sache zu tun?«
    »Es könnte schon etwas damit zu tun haben«, meinte ich vorsichtig.
    »Vielleicht wäre es doch besser, Wenn Sie sich ein wenig deutlicher ausdrücken würden, Mr. Lam ...«
    Ich beschloß, einstweilen die Katze noch nicht aus dem Sack zu lassen. »Wissen Sie, ich bin kein Amateur...« Ich ließ diese Feststellung in der Luft hängen.
    »Kein Amateur?«
    »Kein Amateurdetektiv. Ich lebe davon. Ich werde bezahlt für meine Arbeit.«
    »Das scheint mir recht und billig zu sein.«
    »ja. Und ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen etwas zu erzählen, was Sie vielleicht interessieren könnte.«
    »Wie wäre es, wenn Sie das erst einmal tun würden?« Die Stimme blieb gleichmäßig freundlich. Ich spürte aber, daß er langsam neugierig wurde.
    »Wußten Sie, daß Dean Crockett tot ist?« fragte ich beiläufig.
    »Ich lese die Zeitung.«
    »Dean Crockett besaß zwei wertvolle Jade-Schnitzereien, kleine Buddha-Figuren. Die Jade soll besonders schön gewesen sein, völlig fehlerlos und von außergewöhnlicher Farbe; die Schnitzarbeit auserlesen. In der Stirn war bei beiden Statuetten ein Rubin so geschickt eingelassen, daß der Eindruck des Von-innen-her-Leuchtens entstand.«
    »Interessant«, murmelte er, ohne von seiner Kritzelei aufzusehen.
    »Nun«, fuhr ich fort, »dann kam die Nacht, bevor Crockett ermordet wurde. In dieser Nacht wurde eines von diesen Figürchen gestohlen. Das andere war bereits drei Wochen vorher verschwunden. Mr. Crockett schrieb übrigens den beiden Buddhas einen enormen Wert zu.«
    Die wäßrigen Augen hoben sich langsam von dem Block, starrten blicklos an mir vorbei und senkten sich wieder, um dem Bleistift zu folgen, der eine Kette aus ineinander verschlungenen Dreiecken hervorzauberte.
    »Ich weiß auch, wer die Figuren gestohlen hat«, bemerkte ich schließlich.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Und die Polizei wird es auch bald wissen.«
    Der Bleistift hielt inne. »Wie bald?«
    »Vielleicht bereits in wenigen Minuten.«
    »Erzählen Sie weiter ...«
    »Sylvia Hadley ist die geborene Opportunistin«, sagte ich. »Sie ist schön, klug, talentiert — und sie hat keine Hemmungen. Und noch etwas hat sie nicht: Erfahrung mit der Polizei. Wenn nun aber die
    Polizei Miss Hadley in die Finger bekommt und anfängt, sie auszuquetschen, dann hat die gute Sylvia keine Chance. Sie wird gestehen, daß sie — neben verschiedenen anderen Dingen — von Zeit zu Zeit kleine, aber wertvolle Schmuckstücke und dergleichen gestohlen hat.«
    Ich brach ab und beobachtete Jasper. Er schwieg und war emsig damit beschäftigt, auf den Spitzen der Dreiecke Kreise anzubringen.
    »Dabei wird wohl auch Ihr Name genannt werden«, fügte ich hinzu. Obgleich ich nicht lauter gesprochen hatte als bisher, schien es mir, als dröhnte meine Stimme durch die Stille des Raumes.
    »Warum? Sie hat keine Veranlassung, meinen Namen zu nennen«, sagte er ruhig, ohne aufzusehen.
    Ich beachtete den Einwand nicht. »Die Polizei wird der Sache nachgehen«, entgegnete ich. »Wahrscheinlich lassen sie sich jetzt gerade einen Haussuchungsbefehl ausstellen.«
    Wieder hing die Stimme im Raum. Nur das leise Kratzen des Bleistifts war zu vernehmen, der unermüdlich Kreis an Kreis reihte.
    »Sie werden bald hier sein«, mahnte ich. »Wir haben nicht viel Zeit. Kann ich Ihnen... helfen?«
    »Helfen? In welcher Weise denn?«
    »Sehen Sie, ich vertrete die Nachlaßverwaltung von Dean Crockett - das heißt, ich arbeite für die Witwe. Ich habe den Auftrag, den gestohlenen Buddha wieder herbeizuschaffen. Darauf ist übrigens eine Belohnung ausgesetzt. Wenn Sie mir bei der Beschaffung der Figur — sagen wir — behilflich sind, würden Sie von der Versicherungsgesellschaft dreitausend Dollar erhalten. Aber natürlich würde die Gesellschaft sichergehen wollen, daß sie es nicht mit dem Dieb oder einem Beauftragten des Diebes zu tun hat. Und hier trete ich in Erscheinung.
    Ich könnte zum Beispiel bestätigen, daß ich einen Anruf von Ihnen erhielt — und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem die Polizei noch nicht auf Sylvia Hadley aufmerksam geworden war. Ich könnte bestätigen, daß Sie mir mitgeteilt haben, der Buddha sei in Ihrem Besitz; daß Sie erklärten, ihn von einer jungen Dame erworben zu haben, die ihrerseits behauptet habe, das Stück sei bereits seit Jahrzehnten im Besitz ihrer Familie; und erst nachdem Sie durch die Zeitung von der Ermordung Crocketts und dem Verlust der Statuette erfahren

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