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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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automatische Pistole hervor. »Es wird Zeit, dass wir uns Cane und seine Freundin schnappen und sie verhören. Hirsh hat zehn Minuten von hier ein sicheres Haus. Sobald sie auftauchen, nehmen wir sie hops.«
72.
    »Spann mich nicht so auf die Folter«, sagte Yasmin ungeduldig.
    Jack strahlte, als er die Zeichnung aus der Aktenbox nahm und sie mit der Lupe betrachtete. »Das ist die Skizze einer römischen Marmorplatte, die mit einer Inschrift versehen ist. So etwas wird Flachrelief genannt. Diese Reliefs wurden angefertigt, um Mauern oder Gebäude zu verschönern oder wichtige Ereignisse zu dokumentieren.«
    »Und was ist daran so interessant?«
    »In Pater Novaras Arbeitszimmer habe ich eine ähnliche Zeichnung gefunden.«
    »Du meinst, er hat dieses Bild gemalt?«
    »Ich glaube schon. Die beiden Zeichnungen mit den Tieren, den Ungeheuern und den Naturgeistern sehen sich sehr ähnlich.«
    »Und was ist so Besonderes daran?«
    Jack schob das Blatt vorsichtig unter die Leselampe. »Als ich die Zeichnung in Novaras Arbeitszimmer entdeckt habe, hatte ich das Gefühl, sie schon mal gesehen zu haben, aber ich wusste nicht mehr, wo das gewesen ist«, sagte er. »Jetzt, wo ich gesehen habe, dass das vollständige Bild die Gestalt einer Schriftrolle hat, erinnere ich mich wieder.«
    »Woran?«
    »Während der Herrschaft Kaiser Neros Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts war Rom eine Metropole mit fast einer Million Einwohnern, in der es bereits einige der Annehmlichkeiten einer modernen Gesellschaft gab: Mietshäuser, ein hervorragendes Abwassersystem, eine Feuerwehr, einePolizeitruppe und Gerichtshöfe. Bei einer der Grabungen, bei der ich dabei gewesen bin, haben wir Teile des unterirdischen Roms erforscht, die noch aus jener Zeit erhalten sind. Und jetzt rate mal!«
    »Ich habe keine Lust zu raten, Jack. Spann mich nicht ständig auf die Folter. Sag mir einfach, was Sache ist.«
    »Genau dieses Relief habe ich schon mal auf einer Marmorplatte gesehen. Das Bild mit den Tieren, den Ungeheuern und Sylphen ist sehr einprägsam. Die Platten waren mehrere Meter lang, geformt wie ausgerollte römische Schriftrollen und mit eingemeißelten Inschriften versehen.«
    Jack betrachtete eingehend die Zeichnung. »Auf der Mauer eines großen runden Raums, den die Römer Rotunde nannten, waren eine ganze Reihe dieser Platten. Viele erinnerten an die Heldentaten römischer Befehlshaber. Die Archäologen nannten sie Neros Marmorplatten, weil sie in einer großen Villa entdeckt wurden, die aus der Zeit Kaiser Neros stammte.«
    »Was besagten die Inschriften?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr genau, es waren zu viele. Manche waren durch Erdabsenkungen und Steinschlag beschädigt. An eine Inschrift aber kann ich mich noch genau erinnern. Es waren Geschenke an Nero aufgelistet – Dinge, die einer seiner Militärbefehlshaber in Palästina bei Plünderungen zusammengerafft hatte.«
    Yasmin runzelte die Stirn. »Und was macht diese Zeichnung in der Aktenbox?«
    Jack legte die Lupe aus der Hand und kratzte sich am Kopf. »Eine andere Inschrift in dieser Rotunde erinnerte an die Niederlage der Juden in Masada in der Nähe von Qumran während der römischen Besatzung im Jahr achtundsiebzig nach Christus. Trotzdem verstehe ich nicht, was die Zeichnung zu bedeutenhat. Sie muss aber eine Bedeutung haben, wenn sie in den Akten des Vatikans aufbewahrt wird. Und Novara hatte einen Entwurf davon.«
    Als Jack sein Handy aus der Tasche zog, fragte Yasmin: »Was hast du vor?«
    »Ich mache ein Foto von der Zeichnung. Schieb die Leselampe ein Stück herüber.«
    »Und die Überwachungskameras?«
    »Komm her. Wenn ich mich über den Tisch beuge, kann niemand etwas sehen.«
    »Kelly dreht durch, wenn er das merkt.«
    »Zu spät.« Es klickte mehrmals leise. Jack überprüfte die Bilder, die er gemacht hatte, ehe er das Handy zuklappte und einsteckte. »Die Fotos sind nicht gerade der Hit, aber ich habe, was ich brauche.«
    Yasmin, die Jack über die Schulter schaute, wurde plötzlich blass. »Wir haben ein Problem. Kelly hat etwas gesehen. Er kommt auf uns zu.«

    Jack hatte die zweite Aktenbox gerade wieder aufs Regal gestellt, als er Schritte hörte und sich umdrehte. Kardinal Kelly stand vor ihm und musterte ihn mit düsterem Blick. Neben ihm stand ein großer, schlaksiger Mann mit der Miene eines traurigen Bluthundes. Die dunklen Ringe unter seinen Augen deuteten auf Schlafmangel hin.
    »Was haben Sie gemacht?«, fragte Kelly geradeheraus. »Haben

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