Der Zweite Messias
er Kelly.
»Ein unersetzliches Dokument wird vermisst, deshalb sind extreme Maßnahmen erforderlich. Wir können gar nicht vorsichtig genug sein, Jack.«
»Das Gute an der Sache ist, dass ich meinen Urologen jetzt mindestens ein Jahr lang nicht aufsuchen muss.«
Kelly lächelte verkniffen. »Tut mir leid, aber die Sicherheit hat oberste Priorität.«
»Hat Pater Rossi das Dokument gefunden?«
»Noch nicht. Aber glauben Sie mir, in solchen Fällen ist er wie ein Bluthund, der einer Spur folgt. Er wird tun, was in seiner Macht steht, um die Sache aufzuklären.«
Die Kollegin des Wachmanns nickte Kelly kurz zu, als sie wenige Minuten später mit Yasmin zurückkehrte, die verschämt dreinblickte.
»Sie scheinen beide sauber zu sein«, sagte Kelly. »Ich begleite Sie jetzt hinaus.«
»Haben Sie schon mal von Neros Marmorplatten gehört?«, fragte Jack, als Kelly sie schnellen Schrittes zum Ausgang führte.
Kelly schüttelte den Kopf. »Nein. Wieso?«
»Und was ist mit dem Atbasch-Code?«
Kelly runzelte die Stirn. »Ja. Professor Schonfield, einer der Übersetzer der ersten Schriftrollen, behauptete, einen solchen Code in mehreren Textpassagen entdeckt zu haben. Warum fragen Sie?«
»Die Schriftrolle, die ich gefunden habe, war teilweise nicht zu entziffern. Ich frage mich, ob der unleserliche Text verschlüsselt gewesen sein könnte.«
Kellys Augen strahlten. »Das ist hochinteressant. Wenn die Kirche Ihnen irgendwie helfen kann, melden Sie sich, Jack. Ein solches Dokument könnte für unsere Wissenschaftler von größtem Interesse sein.« Er reichte Jack eine Visitenkarte mit dem goldenen Siegel des Vatikans. »Meine private Handynummer steht vorne. Rufen Sie mich zu jeder Tages- oder Nachtzeit an, wenn ich Ihnen helfen kann.«
Jack steckte die Karte ein und folgte dem Kardinal die Treppe hinunter. »Sie haben gesagt, Sie hätten Pater Kubels Bericht gelesen.«
»Vor vielen Jahren.«
»Was ist mit dem fehlenden Dokument, ›Pater John Beckets Aussage‹?«
Kelly hob den Blick und schaute kurz in die Ferne, ehe er den Kopf schüttelte. »Ich wusste gar nicht, dass ein solches Dokument überhaupt existiert. Natürlich kann ich den Papst gerne fragen. Wenn er sich daran erinnert, den Bericht geschrieben zu haben, und ich der Meinung bin, der Inhalt könnte Ihnen helfen, melde ich mich sofort bei Ihnen.«
»Noch eine Frage, Kardinal.«
Kelly schaute auf die Uhr, als sie den Belvedere-Hof betraten. »Darf ich Sie daran erinnern, dass ich eine wichtige Verabredung habe?«
»Ich weiß. Kennen Sie Pater Vincento Novara?«
Kelly runzelte die Stirn. »Vincento Novara? Wer ist das?«
»Ein katholischer Priester und Experte für Aramäisch. Er hat in einem Kloster in Maalula, Syrien, gelebt. Ich glaube, er war gerade dabei, die gestohlene Schriftrolle zu übersetzen, als ich ihn gestern getroffen habe. Ich glaube überdies, dass er mit den Dieben unter einer Decke gesteckt hat, als sie die Schriftrolle gestohlen haben. Novara ist einem brutalen Mord zum Opfer gefallen.«
»Das tut mir leid. Aber ich habe noch nie von einem Pater Novara gehört.«
»Könnten Sie mir noch einen Gefallen tun? Würden Sie Novara für mich überprüfen? Er müsste in Ihren Kirchenbüchern zu finden sein. Ich möchte alles wissen, was Sie über diesen Mann in Erfahrung bringen können.«
»Natürlich. Ich melde mich bei Ihnen.« Als sie die Tür erreichten, blickte der Kardinal demonstrativ auf die Uhr. »Es tut mir leid, aber jetzt muss ich wirklich los. Ich komme zu spät zu meiner Verabredung.«
»Noch eine Frage. Lebt Pater Kubel noch?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich würde gerne mit ihm sprechen.«
Kelly hielt ihnen die Tür auf. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Pater Kubel liegt im Sterben, falls er nicht schon verstorben ist.« Kelly reichte ihnen die Hand. »Jetzt muss ich mich aber beeilen. Hat mich sehr gefreut, Sie wiederzusehen, Jack. – Miss Green, es war mir ein Vergnügen. Arrivederci. «
Der Serbe, der sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite des bewachten Eingangs zum Vatikan aufhielt, besaß die Geduld eines Jägers. Wenn er über den Platz lief, entfernte er sich immer nur so weit, dass er die Schranke und das wartende Taxi im Auge behalten konnte. Ab und zu mimte er wieder den Touristen und filmte mit seinem Camcorder. Schließlich faltete er den Stadtplan zusammen, steckte den Camcorder in die Reisetasche, schlenderte zum Lancia zurück und stützte sich mit dem Ellbogen auf
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