Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
Zweifel zog. Nichts Auffälliges. Anschließend überflog Jack den Bericht Pater Kubels – acht sauber getippte Seiten – und las ihn zwei Mal durch.
    Nach zehn Minuten hob Yasmin den Blick. »Was gefunden?«
    »Der Bericht beschränkt sich auf das Wesentliche. Kubel gibt seine Zeugenaussage des Unfalls zu Protokoll und erklärt, bei den polizeilichen Ermittlungen sei man zu dem Ergebnisgekommen, dass meine Eltern und Basim Malik bei einem Verkehrsunfall starben.«
    »Wer ist Basim Malik?«
    »Der Fahrer, der zusammen mit meinen Eltern bei dem Unfall ums Leben kam. Er hat damals bei den Ausgrabungen mitgearbeitet, ähnlich wie Josuf heute. Kubel berichtet, dass keine Sabotage vermutet wird und die Schriftrolle bei dem Unfall verbrannt ist. Allerdings erwähnt er den Inhalt der Schriftrolle nicht. Das ist seltsam.«
    »Wieso?«
    »Mein Vater hatte Kubel und Pater Becket einen Blick auf einen kleinen Teil der Schriftrolle gestattet, ehe wir im Pick-up zur israelischen Behörde für Altertumsforschungen in Jerusalem fahren wollten. Kubel und Becket waren mit dem Aramäischen vertraut. Seltsam, dass Kubel nicht erwähnt, was er an dem Tag gelesen hat.«
    Jack reichte Yasmin den Bericht. »Wirf selbst mal einen Blick hinein. Hast du etwas gefunden?«
    Yasmin legte ein paar Blätter zur Seite. »Noch nicht. Ich habe einen Stapel Briefe von den Buchhaltern des Vatikans überflogen, aber es ist nichts dabei, was mich stutzig gemacht hätte.«
    »Okay, dann sehe ich mir jetzt deine Unterlagen an.«
    »Tu das.« Fünfzehn Minuten später hatte Yasmin sämtliche Dokumente überflogen. »Du hast recht. Kubels Bericht beschränkt sich auf das Wesentliche. Hört sich für mich kaum wie eine Zeugenaussage an, eher so, als wollte er sich absichern.«
    Als Jack Yasmins Stapel durchgesehen hatte, schaute er auf die Uhr. Siebenunddreißig Minuten waren verstrichen. Er blätterte in den Akten. »Hast du Dokument Nummer neun?«
    Yasmin überprüfte ihren Stapel. »Nein, warum?«
    Jack strich mit dem Finger über ein paar Wörter auf einem Notizzettel in dem Stapel. »Im Inhaltsverzeichnis steht, dass es sich bei Dokument neun um ›Pater John Beckets Aussage‹ handelt. Aber dieses Dokument fehlt. Und in einer anderen Notiz steht: ›Schauen Sie unter der Aktennummer QUM121B.‹ Könnte das heißen, das Dokument ist in einer anderen Akte abgelegt?«
    Yasmins Blick glitt über die Regale. »Ich habe Akte QUM121B gefunden.« Sie zeigte auf die Stelle neben der Lücke, wo ihre Aktenbox gestanden hatte. »Es steht auf dem Rücken der Box.«
    »Ich hole sie aus dem Regal und werfe schnell einen Blick hinein.«
    »Aber Kardinal Kelly hat ausdrücklich gesagt …«
    »Nenne mir eine Vorschrift, die noch nicht übertreten wurde.« Jack sah, dass Kelly einen kurzen Blick in ihre Richtung warf, ehe er sich wieder seiner Zeitschrift zuwandte. »Ich behalte Kelly im Auge«, flüsterte Jack Yasmin zu. »Du holst die Akte aus dem Regal. Stell dich vor die Madonnenstatue, damit Kelly dich nicht sieht.«
    »Warum ich? Und was ist mit den Kameras?«
    Jack lächelte. »Du bist schlanker und kannst dich hinter mir und der Statue verstecken. Die Leute, die vor den Überwachungskameras sitzen, wissen nicht, welche Bedingungen Kelly uns gestellt hat. Und wenn er etwas merkt, kann er dich höchstens vom Sicherheitsdienst rauswerfen lassen.«
    »Tolle Aussichten.«
    »Hol die Aktenbox herunter und leg sie flach auf den Tisch, damit Kelly sie nicht sieht.« Jack drehte sich um und stellte sich neben die Madonnenstatue, während er auf ein Dokument aus der Akte starrte. Kelly las noch immer in der Zeitschrift. »Jetzt, Yasmin.«
    Jack hörte, dass Yasmin die Akte aus dem Regal zog; dann landete sie mit einem lauten Knall auf dem Tisch. »Was ist passiert?«, zischte er.
    »Die Akte ist mir aus der Hand gerutscht«, erwiderte Yasmin.
    Kellys Kopf schnellte hoch, als hätte er das Geräusch gehört. Er blickte in ihre Richtung. Jack winkte kurz und tat dann so, als würde er die Dokumente lesen, die er in Händen hielt. Der Kardinal wandte sich wieder seiner Zeitschrift zu.
    »Alles in Ordnung. Kelly liest«, sagte Jack, ohne sich umzudrehen. »Liegt die Akte auf dem Tisch?«
    »Ja.«
    »Versuch, über meine Schulter hinweg einen Blick auf Kelly zu werfen.« Jack drehte sich zum Tisch um und öffnete die zweite Aktenbox, worauf ihm wieder der Duft nach altem Balsaholz in die Nase stieg. Auf einem dünnen Stapel Unterlagen lag ein Blatt Papier. Darauf stand:

Weitere Kostenlose Bücher