Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade

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Patronen sie noch hatte, und schob das Magazin wieder ein. »Hirsh soll den nächsten Eingang suchen und dich hier rausholen. Sag ihm, er soll einen Arzt mitbringen. Bis er hier ist, müsstest du durchhalten. Wenn es dir schlechter geht, ruf mich auf meinem Handy an.«
    Lela nahm die Sig in beide Hände, steckte einen Finger durch den Bügel der Lampe und lief zu dem dunklen Torbogen.
    Aris wütende Stimme hallte von den Wänden wider. »Wo willst du hin, verdammt?«
    Doch Lela war bereits im Tunnel verschwunden.
84.
    Jack tastete sich an den schwarzen Wänden entlang und drang tiefer in den Tunnel ein. Sekunden später stieß er sich den Kopf und taumelte zurück. Ein stechender Schmerz schoss durch seinen Schädel.
    Ihm wurde schwindelig. Als er eine Hand auf die Stirn presste, hatte er das Gefühl, sein Kopf würde platzen. Er tastete mit den Händen durch die Dunkelheit und berührte etwas Rundes, Hartes – eine Säule, nahm er an, dicker als eine alte Eiche.
    Ohne Licht, wurde ihm klar, war er verloren.
    »Jack, warte. Bitte. Ich tu dir nichts.«
    Hinter sich hörte er Steine rollen. Er drehte sich um und sah einen Lichtstrahl. Zwanzig Meter entfernt stieg Lela vorsichtig über das Geröll. Sie hielt eine Lampe in der einen Hand, eine Pistole in der anderen.
    Jack verharrte.
    Als Lela ihn erreicht hatte, holte sie tief Luft. »Bist du verrückt, alleine durch die Dunkelheit zu laufen?«
    »Keine Diskussionen, Lela. Ich muss Yasmin suchen, und mir läuft die Zeit davon. Wenn du mich aufhalten willst, musst du schießen.« Jack starrte in die Dunkelheit, doch das Licht von Nidals Lampe war nicht mehr zu sehen.
    Lela strich mit der freien Hand über Jacks Stirn und zeigte ihm ihre blutverschmierten Finger. »Weißt du, dass du dir den Schädel aufgeschlagen hast? Wenn du ohne Lampe durch die Dunkelheit rennst, liegst du bald in einer Leichenhalle.« Sie ging mit der Lampe an Jack vorbei. »Komm. Aber pass auf, wo du hintrittst. Der Untergrund ist tückisch.«
    Zwanzig Meter weiter zeigte Lela auf eine Blutspur auf demGeröll. Sie hockte sich hin und berührte einen der Blutspritzer mit der Fingerspitze. Sie war rot und feucht. »Offenbar hat Ari jemanden verletzt.«
    »Dein Polizeifreund?« Jack presste wütend die Lippen aufeinander. »Vielleicht hat er Yasmin angeschossen.«
    »Ich kann nichts dafür. Und er ist kein Cop, sondern Mossad-Agent.«
    »Mossad?«
    »Wie schon gesagt, das erkläre ich dir später.«
    Sie gelangten an eine Wendeltreppe aus Metall. Die Blutspur zog sich die Stufen hinauf. Lela richtete ihre Waffe nach oben, während sie die knarrenden Metallstufen hinaufstieg. Jack folgte ihr. Als sie oben ankamen, befanden sie sich in einem anderen Tunnel. Hier war der Boden sauber; nirgendwo lagen Trümmer herum. In Abständen von zwei, drei Metern waren Blutstropfen auf dem Boden zu sehen.
    »Sie sind hier lang.« Lela ging weiter. »Ich muss wissen, was mit der Schriftrolle passiert ist, Jack.«
    »Warum glauben eigentlich alle, dass ich weiß, wo die verdammte Schriftrolle ist?«
    »Wen meinst du mit ›alle‹?«
    »Dich und die beiden Kerle, die Yasmin entführt haben.«
    »Wer sind diese Männer?«
    »Keine Ahnung. Ich habe aber das Gefühl, sie könnten mit einem äußerst unangenehmen Syrer, den ich kürzlich getroffen habe, unter einer Decke stecken.«
    »Wo hast du ihn getroffen?«
    »In einem Kloster.«
    »Du meinst in Maalula?«
    Jack blickte sie ungläubig an. »Woher weißt du das?«
    »Später«, erwiderte Lela.
    »Du musst mir offenbar eine Menge erklären.«
    »Alles zu seiner Zeit. Was gibt es sonst noch?«
    »Das ist alles. Ich weiß nicht mal, warum du in Rom bist, außer vielleicht, um mich wegen eines Verbrechens zu verhaften, das ich nicht begangen habe.«
    Lela legte ihm eine Hand auf den Arm. »Sagst du mir die Wahrheit über die Schriftrolle, Jack? Du hast sie Green nicht gestohlen?«
    »Nein, verdammt!« Jack schaute Lela in die Augen und spürte die starke Anziehung zwischen ihnen. Lela schien es ebenfalls zu bemerken, doch eine Sekunde später schweifte ihr Blick wieder über den Boden, und der Zauber war verflogen. »Die Blutspur ist weg«, sagte sie.
    Jack kniete sich hin und suchte den Boden ab. Auch er entdeckte keine Blutspritzer.
    »Ich nehme an, sie haben die Wunde verbunden, um die Blutung zu stillen«, meinte Lela. »Wer immer dieses Blut vergossen hat, lebt wahrscheinlich noch. Könnte sein, dass es Yasmin erwischt hat, aber die Männer werden ihr bestimmt nichts