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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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der Siedlung dort.«
    »Ich habe gehört, dass du den Ort besucht hast, wo deine Eltern ums Leben kamen. Ist das der Grund, warum du heute an die Vergangenheit denkst?«
    »Kann sein.«
    Yasmin stellte die Bierdose ab und berührte Jacks Arm. »Dein Freund Buddy spricht immer in den höchsten Tönen über deine Eltern. Und mein Onkel Donald ebenfalls. Vermisst du sie?«
    »Wir standen uns sehr nahe.« Jack wandte den Blick ab. »Ehrlich gesagt spreche ich nicht gerne über diese Zeit. Nach dem Tod meiner Eltern sind viele schlimme Dinge geschehen. Um meinen Kummer zu betäuben, habe ich Orte aufgesucht, von denen ich besser ferngeblieben wäre. Ich will lieber nicht mehr daran denken.«
    »Das hört sich an, als wärst du durch die Hölle gegangen.«
    »So ungefähr war es auch. Eine Zeitlang glaubte ich den Verstand verloren zu haben. Aber lass uns von etwas Anderem reden.«
    »Wenn es dir lieber ist.« Yasmin biss sich auf die Lippe. »Ich habe dich gesehen, als du den Hang hinaufgestiegen bist, und da kam mir die Idee, dir Gesellschaft zu leisten. Ich hoffe, es macht dir nichts aus. Oder störe ich?«
    Ob es mir etwas ausmacht? Ganz im Gegenteil. Ihr Anblick steigerte Jacks Hochstimmung. Er nahm ihr feines Parfum wahr. Ihr pinkfarbener Lippenstift glänzte. Er schaute auf ihre hübschen Beine, die im Dämmerlicht golden schimmerten. Sie gehörte zu den wenigen Frauen im Camp, die auf ihr Äußeres achteten. Die anderen – Studentinnen und Hochschulabsolventinnen verschiedener Nationalität, die sich alle nicht zu schade waren, eine Schaufel zu schwingen – schminkten sich nicht und trugen weiteKleidung und alte Arbeitsstiefel. Zwei weitere Frauen waren orthodoxe Jüdinnen und trugen beim Graben lange, unförmige Gewänder. Doch Yasmin schaffte es irgendwie, selbst dann noch gut auszusehen, wenn sie in Höhlen herumgekrochen war und mit gufas – aus halben Autoreifen gefertigten Eimern – Erde weggeschafft hatte.
    »Ganz im Gegenteil. Ich freue mich über deine Gesellschaft«, sagte er.
    »Ist Donald endlich ins Bett gegangen?«, fragte Yasmin.
    »Ich hoffe es.«
    »Er war furchtbar aufgeregt.« Yasmin lächelte. »Ich freue mich für dich, dass du die Schriftrolle gefunden hast, Jack. Das ist eine sensationelle Entdeckung. Der wahr gewordene Traum eines jeden Archäologen.« Sie strich ihm über den Arm.
    Jack lief ein heißer Schauer über den Rücken. »Ohne dich hätte ich die Schriftrolle niemals gefunden.«
    »Ich habe dir nur geholfen. Onkel Donald sagt, dass die Archäologen seit Jahrhunderten nach handfesten Beweisen für die Existenz Jesu gesucht hätten, aber ohne Erfolg. Und das sei einer der Gründe, weshalb die Christen Reliquien wie dem Turiner Grabtuch und Überresten des Kreuzes eine so große Bedeutung beimessen. Aber Onkel Donald meint, die Schriftrolle könnte sich als bahnbrechendes historisches Dokument erweisen. Wie fühlst du dich bei diesem Gedanken?«
    Jack war sich bewusst, dass ihre Hand noch immer auf seinem Arm lag. »Als hätte ich im Lotto gewonnen.«
    Yasmin griff in ihre Tasche, zog ein Armband aus Leder und glänzendem Stahl heraus und hielt es einen Moment fest. »Ich hoffe, es ist nicht zu kindisch, aber das ist für dich.«
    »Was ist das?«
    »Ein Souvenir. Ich habe es auf einem Markt in Jerusalemgekauft. Sie werden nach persönlichen Wünschen mit Gravuren versehen. Lies mal, was da steht.«
    Jack konnte die ins Armband eingravierten Wörter im Dämmerlicht so eben erkennen: ARCHÄOLOGIE IST COOL. Er stellte die Bierdose ab, schob sich den Armreifen übers Handgelenk und lächelte. »Es wird mich an dich erinnern. Danke, Yasmin.«
    Sie stieß ihm übermütig in die Rippen. »He, ich mache keinen auf Groupie, bloß weil du der Mann der Stunde bist. Ich wollte dir nur sagen, ich gönne dir die Anerkennung und die Vortragsreisen, zu denen du jetzt eingeladen wirst. Du hast es verdient.« Yasmin beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Das meine ich ernst. Du hast hart gearbeitet.«
    Jack strich sich mit der Hand über die Wange und spürte noch immer die Berührung ihrer Lippen. »Jetzt fühle ich mich wirklich, als hätte ich im Lotto gewonnen.«
    Yasmin kicherte und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    Sie ist zehn Jahre jünger als ich , dachte Jack. Na und? Ist das denn so schlimm? Er wünschte sich, dass sie ihn noch einmal küsste, und dass er ihre Lippen auf seinem Mund spürte. Und das lag nicht nur am Alkohol. Im Laufe der Jahre hatte es mehr als

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