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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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wurde Licht.
    Während das Morgenrot langsam den Horizont erhellte, stieg Jack einen felsigen Hang hinauf. Seine Gestalt hob sich schwarz vor dem orangeroten Schein der Morgendämmerung ab. Er dachte an die Worte aus der Genesis und daran, wie gut sie zu diesem Augenblick passten.
    Doch da er vom Whisky ein wenig beschwipst war, fielen ihm auch wieder die Worte eines Comedians ein, die er einmal in New York gehört hatte: »Am Anfang war nichts; dann schuf Gott das Licht. Da war zwar immer noch nichts, aber man konnte es besser sehen.«
    Als Jack den Hang erreichte, blieb er stehen, genoss den Blick auf die judäische Wüste, die sich bis Jordanien erstreckte, und holte tief Luft. Sein Herz klopfte laut, aber nicht von der Anstrengung, sondern vor Freude.
    Die aufgehende Sonne war noch hinter den Bergen von Edom verborgen. Jack fröstelte. Die Wüstenluft am frühen Morgen war bitterkalt. Er ließ den Blick über die rostbraunen Felsen schweifen, die steinigen Berge und die fernen Lager der Beduinen mit den Kamelen und Ziegenherden. Hinter einem vonPalmen gesäumten Wadi bildete eine felsige Hügelkette die Grenze zur schier endlosen Wüste, die dahinter begann. Die aufgehende Sonne tauchte die Landschaft in rot glühendes Licht.
    Jack liebte dieses Land, seine Geheimnisse, sein kupferfarbenes Licht und seine fantastische, bewegte Geschichte.
    Im Schneidersitz kauerte er sich auf einen Felsblock und atmete durch. Im Morgengrauen herrschte tiefe Ruhe im Tal des Toten Meeres, das fast vierhundert Meter unter dem Meeresspiegel lag. Es war eine öde, beinahe trostlose Landschaft, doch seltsamerweise fühlte Jack sich hier Gott am nächsten.
    Doch er war nicht tiefgläubig; er war ein eher spiritueller Mensch. Sein Vater hatte den Unterschied immer mit den Worten erklärt: »Religion ist für Leute, die Angst vor der Hölle haben. Spiritualität ist für Leute, die schon dort waren.«
    Doch hier im Heiligen Land schien es einfacher zu sein, den Glauben zu verstehen. Die Geschichte lag förmlich in der Luft. Man atmete sie mit jedem Atemzug. Hier war das Land von Abraham und Jakob. Hier war Jesus Christus geboren. Unter diesem Himmel hatte er geschlafen, auf diesem Boden war er gekreuzigt worden. Dieses Land atmete Geschichte.
    Als Jack das Poltern von Steinen hörte, drehte er sich um und sah Yasmin Green den Hang vom Camp hinaufsteigen. Ihr langes blondes Haar glänzte im gelben Sonnenlicht, und ihr Bauch war entblößt. Jack konnte das silberne Bauchnabelpiercing nicht sehen, gestand sich aber ein, dass er davon träumte, diesen gebräunten Bauch zu küssen. Und wenn er ehrlich war, träumte er noch von etwas ganz anderem. Bestimmt hatten alle Männer im Camp diese Fantasien, seit Yasmin sich vor zwei Monaten zu ihnen gesellt hatte, um ihnen bei den Ausgrabungen zu helfen.
    »Hallo, Jack«, rief sie und winkte ihm zu.
    Er winkte zurück, und sein Herz schlug schneller, als er wartete, bis sie bei ihm war.
    Yasmin setzte sich neben ihn auf den Felsbrocken, zog ihre gebräunten Beine an und schlang die Arme um die Knie. Sie hatte zwei Dosen Bier mitgebracht und reichte Jack eine. »Die letzten beiden. Ich dachte, du trinkst vielleicht noch einen Absacker mit mir.«
    »Klar. Auf ein Bier mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an.«
    Sie kicherte. »Ich habe meinem Onkel zwar gesagt, er soll schlafen gehen, aber ich selbst kriege kein Auge zu. Und du?«
    Jack trank einen Schluck von dem kalten Bier. »Ich bin seit unserer Entdeckung noch immer wie im Rausch. Ich habe ein bisschen Bewegung gebraucht, um abzuschalten.«
    »Du scheinst mit deinen Gedanken weit weg zu sein. Woran denkst du, Jack?«
    »Ganz ehrlich?« Er ließ den Blick über die hügelige Wüstenlandschaft schweifen. »Vor zwanzig Jahren – ich war neunzehn – hat mein Vater hier in der Nähe Ausgrabungen geleitet. Auch damals habe ich mit einem hübschen Mädchen auf einem Hügel gesessen, so wie jetzt. Sie war die erste Frau, mit der ich geschlafen habe.«
    Yasmin trank einen Schluck Bier und lächelte. »Neunzehn? Heutzutage würde man dich als Spätzünder bezeichnen. Erzähl mir von ihr.«
    »Sie hieß Lela Raul.« Jack wies mit dem Kinn auf den Horizont. »Sie wohnte in einer israelischen Siedlung dort drüben. Ihr Vater war Sergeant bei der Polizei.«
    »Weißt du, was aus ihr geworden ist?«
    »Es ist lange her. Angeblich ist sie in die Fußstapfen ihresVaters getreten und Polizistin geworden. Die Familie lebt aber schon lange nicht mehr in

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