Der zweite Mord
dich und trink erst mal ein Bier«, sagte Krister fröhlich.
Er beugte sich vor und nahm ein brutzelndes Gratin aus dem Ofen.
»Wir haben zusammen gekocht. Papa will abnehmen«, sagte Jenny strahlend.
»Was habt ihr euch Leckeres einfallen lassen?«
»Endiviengratin mit Cheddarkäse, dazu Erbsen und Tomatensalat«, antwortete ihre Tochter stolz.
»Und?«
»Und was?«
»Und was gibt es als Hauptgericht?«
Ihre gesamte Familie sah sie erstaunt an. Die Antwort kam wie aus einem Mund:
»Das ist das Hauptgericht!«
Irene stellte düster fest, dass magere Zeiten bei Familie Huss anbrachen.
KAPITEL 18
Der Samstag verging wie im Fluge, nachdem sie sich einer Kette nicht abreißender Pflichten widmete, die sie vernachlässigt hatte. Sammie zu scheren stand ganz oben auf der Liste. Es war allerhöchste Zeit. Sein Pelz wucherte wie wild. Das Schneiden verabscheute er von Herzen, aber anschließend stolzierte er herum und präsentierte sich allen.
Dann machte sie sich ans Putzen, Waschen, Bügeln und Einkaufen für die kommende Woche.
Zum warmen Abendessen, der Hauptmahlzeit, gab es zu Irenes Erleichterung wieder Fleisch. Ein Gericht mit Schweinefilet, das die letzten Pfifferlinge aus dem Gefrierschrank enthielt, und Preißelbeeren. Dazu hatte Krister einen Chianti gekauft, der schwach nach schwarzen Johannisbeeren duftete. Jenny machte sich die Reste des vegetarischen Gerichts vom Vorabend in der Mikrowelle warm. Katarina hielt sich ans Schweinefilet. Beide Mädchen tranken Cola.
Krister hob sein Glas, räusperte sich und sagte:
»Skål, meine Mädchen. Auf mein neues Leben.«
Irene sah vollkommen entgeistert aus, sie verstand nur Bahnhof, hob aber trotzdem ihr Glas und prostete den anderen zu.
»Ich habe mich gestern mit Jenny unterhalten. Vegetarisches Essen liegt im Trend, und außerdem haben einige Gäste bereits im Restaurant nach einem vegetarischen Gericht gefragt. Noch dazu muss ich abnehmen. Mindestens zwanzig Kilo.«
Im Scherz fasste sich Krister unter den Bauch und hob ihn hoch. Er hatte die letzten Jahre wirklich ordentlich zugenommen. Jetzt wandte er sich an Irene und fragte:
»Mein Liebes, hast du gemerkt, dass das Essen anders schmeckt als sonst?«
»Nein. Es war sehr gut.«
Krister sah sehr zufrieden aus.
»Gut. Die Schlagsahne habe ich mit Milch verdünnt. Das habe ich zum ersten Mal gemacht. ›Man soll nie an den Zutaten sparen. Richtige Butter und richtige Sahne, Jungs!‹, hat mein früherer Küchenchef immer gesagt. Aber das hat seine Nebenwirkungen.«
Wieder fasste er sich unter den Bauch. Vorsichtig meinte Irene:
»Vielleicht solltest du auch mit dem Joggen anfangen?«
»Immer mit der Ruhe! Soll ich mir einen Herzinfarkt holen? Joggen ist nichts für mich. Aber ich habe mir vorgenommen, jeden Tag eine Dreikilometerrunde mit Sammie zu drehen, egal wie das Wetter ist. Und dann werde ich jeden Sonntagmorgen in Frölunda einen halben Kilometer schwimmen.«
Irene konnte kaum ihren Ohren trauen. Sie hatten in all den Jahren nie das Bedürfnis gehabt, gemeinsam Sport zu treiben. Jiu-Jitsu und Joggen hatten nur Irene interessiert, Handball und Krafttraining ebenfalls. Mit dem Handball hatte sie jedoch nach der Geburt der Zwillinge aufgehört. Da war nicht mehr genug Zeit dafür gewesen. Krafttraining war Teil des Fitnessprogramms der Polizei. Das machte sie in der Arbeitszeit.
»Jenny und ich haben uns überlegt, dass wir dreimal die Woche vegetarisch essen. An den anderen Tagen stehen Fisch und Fleisch auf dem Programm. Was meint ihr?«
Irene sah Katarina an, die skeptisch wirkte. Schließlich fragte diese:
»Nimmt man davon ab?«
»Ja. Wenn man es mit vegetarischen Ölen zubereitet und sparsam mit der Sahne ist. Außerdem isst Jenny keine Sahne, ihr Essen ist also noch fettärmer.«
»Man darf aber Sonnenblumenkerne und Nüsse essen, damit man ausreichend Energie hat«, warf Jenny ein.
Katarina zuckte mit den Achseln und sagte:
»Na dann, meinetwegen.«
Erneut musste Irene feststellen, dass für alle, die sich normal ernähren wollten, schwere Zeiten anbrachen.
Am Sonntagmorgen erwachte sie mit dem Gefühl, unruhig geschlafen zu haben. Es war kurz nach acht. Eigentlich hätte sie fit sein müssen. Aber Kurt Hööks Frage war ständig in ihrem Unterbewusstsein herumgegeistert: Was war aus Hildings und Teklas Taschen herausgenommen worden?
Sie nahm Sammie auf eine Runde mit, damit dieser pinkeln konnte, ehe sie allein joggen ging, heute die kurze Strecke. Diese betrug nur
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