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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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der beiden Polizisten von einer Krankenschwester, die in der Löwander-Klinik umgehe, als möglicher Mörderin gesprochen habe! Das klang wirklich verdammt merkwürdig. Aber er war sich vollkommen sicher, dass die Polizisten dass gesagt hatten. Da öffnete der Berg Lumpen … die Dame … den Mund und sagte ungefähr das Folgende: ›Ich habe Schwester Tekla gesehen. Sie geht um. Sie will sich an denen rächen, die sie in den Tod getrieben haben!‹ Erst kümmerten wir uns nicht weiter um sie. Aber sie plapperte immer weiter, dass sie das Gespenst gesehen habe und so. Plötzlich sagte sie: ›Ich habe gesehen, wie sie gekommen ist. Ich habe gesehen, wie sie gegangen ist. Das Blut tropfte von ihren Händen.‹ Es war unheimlich.«
    Irene unterbrach ihn:
    »Hat sie wirklich Schwester Tekla gesagt?«
    »Ja. Überzeugen Sie sich selbst, ich habe sie auf Band. Aber ich werde dabei das Zimmer verlassen. Papier und Stifte liegen auf dem Tisch, falls Sie sich etwas aufschreiben wollen. Aber Sie dürfen keinesfalls publik machen, dass ich Ihnen diese Informationen zugänglich gemacht habe!«
    »Ich verspreche, dass ich mit dem Material vorsichtig umgehen werde.«
    Er machte das Tonband an und ein bemerkenswerter Dialog war zu hören:
    »Ich heiße Kurt Höök. Wie soll ich Sie anreden?«
    »Mama Vogel. So nennen mich alle meine Freunde. Meine Lieblinge. Meine Kinder. Alle kleinen Kinder der Mama Vogel.«
    »Haben Sie viele Freunde und Kinder?«
    »Abermillionen! Meine Lieblinge. Meine Kindermeinekindermeinekinder … alle meinekinder …«
    »Schon gut. Eben haben Sie doch gesagt, dass Sie ein Gespenst im Park der Löwander-Klinik gesehen haben?«
    »Schwester Tekla! Ich habe solche Angst vor ihr. Angstwirklichangst! Ich muss meine Lieblinge beschützen. Sie wird töten! Alleallealle … töten«
    »Und diese Schwester Tekla haben Sie heute Nacht im Park gesehen?«
    »Jajajajaja. Ich wohne da. Meine Lieblinge schlafen und ich muss wachen. Ich schlafe nicht. Ich sah. Mit blutigen Händen ging sie, um zu tötentötentöten … tötentöten …«
    »Wer ist sie?«
    Mama Vogel antwortete nicht, sondern summte ein Kinderlied.
    »Sie müssen sich schon etwas zusammennehmen, wenn ich Sie zu einer Pizza einladen soll!«
    »Ich will ein Bier und eine Pizza. Das Brot bekommen meine Lieblinge. Meine Kinder …«
    »Na gut. Wissen Sie noch mehr über diese Schwester Tekla?«
    »Sie starb vor … hundert Jahren. Starbstarbstarbstarb …«
    »Sie haben Sie also im Park gesehen?«
    »Jajajaja.«
    »Was hat sie gemacht?«
    Eine Weile war es still, ehe Mama Vogels heisere Stimme erneut zu vernehmen war.
    »Sie ging ins Krankenhaus.«
    »Wie?«
    »Wiewiewiewiewie …«
    »Wie kam sie in die Löwander-Klinik?«
    »Durch die Tür.«
    »Passierte etwas, während sie im Krankenhaus war?«
    »Gott löschte das Licht. Sie wollte eine dunkle Tat begehen. Die Stunde war gekommen, alles sollte ausgelöscht werden. Aber ich wachtewachtewachte …«
    »Haben Sie sie wieder nach draußen kommen sehen?«
    »Jajajajaja …«
    »Was tat sie, als sie wieder aus dem Krankenhaus kam?«
    »Sie hob die Hände zum Himmel und dankte Gott für ihre Rache! Racherache Racherache!«
    »Und was tat sie dann?«
    Wieder folgte ein langes Schweigen, ehe die Antwort kam.
    »Sie nahm das Fahrrad. Gott bestraft Diebstahl!«
    »Das Fahrrad? Welches Fahrrad?«
    »Das der anderen. Aber jetzt ist sie tot. Alle gehen ihrem Tod entgegen. Zittert! Wachet und betet! Tottottottottot …«
    »Schwester Tekla hat also ein Fahrrad genommen und ist fröhlich davongeradelt?«
    Als Antwort brach Mama Vogel in einen Gesang aus, der wie der Joik eines Samen klang.
    »Radelradelradelradel …«
    Da hatte Höök das Band abgestellt. Irene spulte es zurück und hörte sich das Ganze noch einmal von vorne an. Danach spulte sie es noch einmal zurück und schrieb den eigentümlichen Dialog mit.
    Sie war gerade damit fertig, da tauchte Höök wieder auf.
    »Und damit haben Sie Ihren Artikel bestritten?«, meinte Irene, ohne ihr Erstaunen zu verbergen.
    »Ja. Wäre nicht die Unterhaltung der beiden Polizisten gewesen, von der mir mein Informant erzählt hatte, hätte ich mich nie darum gekümmert. Aber jetzt gab es doch einige Übereinstimmungen, und zwar verdammt gute! Wenn man bedenkt, was die Polizei sagt, dann muss es einen Zeugen im Krankenhaus geben, der das Krankenhausgespenst ebenfalls gesehen hat. Oder nicht?«
    »Irgendjemand hat diese alte Geschichte erwähnt … aber ich erinnere mich

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