Der zweite Mord
nicht.«
Er ließ außer einer gewissen Unruhe in der Stimme keine Nervosität erkennen.
KAPITEL 9
»Morgen. Bevor wir anfangen, möchte ich einen alten Bekannten willkommen heißen. Hannu Rauhala vom Kommissariat für Allgemeine Fahndung hat schon früher mit uns zusammengearbeitet«, begann Kommissar Andersson die morgendliche Besprechung.
Inspektor Hannu Rauhala nickte und hob die Hand zum Gruß. Alle, die zur Ermittlungsgruppe gehörten, kannten ihn, seit er vor ein paar Jahren an der Lösung eines schwierigen Falles beteiligt gewesen war. Der Kommissar fuhr fort:
»Wie ihr seht, ist Jonny nicht hier. Hannu ist seine Vertretung. Jonnys ganze Familie hat es am Magen, er hat mich gestern am späten Abend noch angerufen. Am frühen Morgen bin ich ins Kommissariat für Allgemeine Fahndung rübergegangen, habe mit dem zuständigen Chef gesprochen und Hannu loseisen können. Da Jonny nicht hier ist, kannst vielleicht du, Birgitta, die Vernehmung von Lindas Exfreund Pontus referieren.«
Es war Zufall, dass Irene in die Richtung von Hans Borg blickte. Vielleicht lag es auch daran, dass dieser plötzlich tief Luft geholt hatte. Richtig stutzig wurde sie erst, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Er hatte die Augen weit aufgesperrt und sah verängstigt aus. Merkwürdigerweise starrte er Birgitta Moberg an. Dieser fiel seine Reaktion ebenfalls auf, und sie starrte zurück. Eilig schaute er auf seinen leeren Block. Aber Irene fiel auf, dass er hochrot geworden war.
Birgitta nickte, warf aber Hans Borg einen verwunderten Blick zu, ehe sie begann:
»Ich bin mit Jonny zum Axel Dahlström Torg gefahren und habe dort Pontus Olofsson getroffen. Er hat von einem Freund eine Wohnung im zehnten Stock eines Hochhauses gemietet. Dort ist er offenbar letzte Woche eingezogen. Die letzten Sachen hat er letzten Samstag aus Lindas Wohnung geholt.«
»Das war Samstag, der achte«, warf der Kommissar ein.
»Genau. Pontus machte kein Hehl daraus, dass ihn die Trennung sehr mitgenommen hat. Offenbar waren sie vor fast genau einem Jahr zusammengezogen. Laut Pontus war bis Anfang Januar alles Spitze gewesen. Dann hatte Linda ihm plötzlich gesagt, dass sie sich von ihm trennen wollte. Es kam für Pontus wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er begriff überhaupt nichts. Aber sie hat nicht klein beigegeben. Etwa um diese Zeit wollte ein Kumpel von ihnen für ein Jahr in die USA. Pontus konnte seine Wohnung mieten.«
»Pontus war also nicht begeistert über die Trennung«, stellte Andersson fest.
»Nein. Überhaupt nicht. Er sagte, er hätte keine Ahnung, warum Linda nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte. Er hat sie mehrere Male gefragt, ob sie einen anderen hätte, aber das hat sie abgestritten. Sie sagte nur, dass sie ihn nicht mehr liebe. Er packte also seine Siebensachen und zog nach Högsbo.«
»Wie sieht sein Alibi aus?«
Fredrik Stridh räusperte sich, bevor er fortfuhr.
»Das habe ich überprüft. Wasserdicht. Er nahm an einer Mitarbeiterschulung von Databasics in Borås teil. Von Montagmorgen bis Mittwochnachmittag. Er teilte das Zimmer mit einem Arbeitskollegen. In der Nacht von Montag auf Dienstag saß Pontus mit diesem Kumpan in der Bar des Hotels und trank ein Bier nach dem anderen. Erst um zwei waren sie im Bett.«
»Okay. Scheint unbedenklich zu sein. Hatte er eine Theorie, was Linda zugestoßen sein könnte?«
»Nein, aber er ist sehr besorgt«, antwortete Birgitta.
»Nirgendwo das geringste Lebenszeichen von ihr?«
»Nein. Aber ich habe Pontus nach Lindas Taschenkalender gefragt. Er sagt, dass sie ihn immer und überall dabeihat. Wenn sie Fahrrad fährt, hat sie einen Minirucksack aus hellbraunem Leder dabei. Es werden also das Fahrrad, der Rucksack und Linda vermisst.«
»Aber den Taschenkalender haben wir, und den bekomme ich heute im Laufe des Tages von der Spurensicherung zurück. Ich werde ihn selbst durchgehen. Hannu hilft mir bei der Suche nach Linda. Hans, hast du bei deinen Erkundigungen rund um die Löwander-Klinik etwas in Erfahrung gebracht?«, wollte Andersson wissen.
Hans Borg war wieder so träge wie immer, aber Irene bemerkte, dass er nervös mit seinem Kugelschreiber spielte.
»Nichts Neues. Keiner von den Mietern oder Hausbesitzern in der Gegend des Krankenhauses hat etwas gesehen. Gestern habe ich auch gezielt nach Linda gefragt, aber niemand hat sie Montagnacht bei der Löwander-Klinik gesehen.«
»Es hat den Anschein, als habe sie sich in Luft aufgelöst!«, stellte Andersson düster
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