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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Wochen später hatte sie erklärt, sie sei Vegetarierin. So weit Irene sich erinnern konnte, hatte Jenny zum Zeitpunkt von Puttes Befreiung noch zufrieden Wurst und Huhn gegessen. Aber wie kam es, dass Jenny diese Plakate und diese Karte unterm Bett liegen hatte? Morgen würde sie sich ernsthaft mit ihrer Tochter unterhalten müssen, so viel war klar.
    Anschließend putzte Irene nur noch sehr halbherzig. Sie hatte ihre Gedanken woanders.
     
    Irene saß vor dem Fernseher und sah Nachrichten, als das Telefon klingelte. Sie stellte den Teller mit den Resten des Krabbengerichts weg, die sie sich in der Mikrowelle aufgewärmt hatte. Sie ahnte, wer es war, und hatte leichte Gewissensbisse. Ihre Ahnungen bewahrheiteten sich.
    »Hallo, Irene. Ich bin es, Mama. Es ist eine Weile her, dass ich von dir gehört habe.«
    Irene kam mit den üblichen Ausreden, »Job«, »viel um die Ohren« und »wollte dich gerade selber anrufen«. Ihre Mutter war bald siebzig, aber gut beieinander. Einen neuen Mann hatte sie nicht aufgetan, seit ihr Ehemann vor zehn Jahren gestorben war. Sie einigten sich darauf, dass Irene bei ihr am Sonntag zu Mittag essen würde. Das passte gut, denn dann konnte sie von ihr aus direkt zum Hauptbahnhof fahren und die Zwillinge kurz nach halb fünf vom Zug abholen.
    Irene kehrte zu ihren inzwischen schon ziemlich kalten Resten zurück und war fast fertig, als das Telefon erneut klingelte.
    »Hallo, Huss! Hier ist Lund.«
    Noch nie hatte sie ihr alter Freund und Kollege Lund, der inzwischen Kommissar bei der Einsatzzentrale war, zu Hause angerufen. Es gelang ihr, ihre Verwunderung zu verbergen und zu sagen:
    »Hallo! Welche Freude, deine Stimme zu hören.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits. Aber ich rufe nicht deswegen an. Es ist gerade ein Alarm eingegangen. Es brennt bei der Löwander-Klinik. Offenbar ein Gartengeräteschuppen. Ich habe euren Dienst habenden … mal sehen, Hans Borg … nicht erreicht. Da ihr euch um den Mord an der Krankenschwester da draußen kümmert, dachte ich, dass du das vielleicht wissen willst.«
    Andersson hatte offenbar vergessen, dass Borg am Wochenende eigentlich Dienst hatte. Jetzt, wo Jonny ebenfalls ausgefallen war, hatte der Kommissar wohl den Überblick verloren. Irene überlegte.
    »Danke für deinen Anruf, Håkan. Ich fahre raus«, sagte sie.
    »Okay. Ich hoffe, es lohnt sich.«
     
    Der Brand war gelöscht, als Irene eintraf. Der Feuerwehrwagen stand vor der Löwander-Klinik, und der Schlauch lief um den Giebel herum. Die Feuerwehrleute waren gerade dabei, ihn aufzurollen. Irene erwischte noch in letzter Sekunde den Brandmeister, bevor dieser wegfahren wollte. Durch den Nieselregen lief sie auf seinen roten Volvo zu und klopfte ans Seitenfenster. Der Wagen hielt, und das Fenster glitt nach unten.
    »Was gibt’s?«
    Die Stimme war tief und warm und hatte eine angenehme Dialektfärbung aus Schonen.
    »Hallo. Ich bin Kriminalinspektorin Irene Huss. Ich ermittle in einem Mord an einer Nachtschwester. Der ist hier im Krankenhaus Anfangs der Woche verübt worden.«
    »Richtig. Davon habe ich gelesen.«
    »Was ist passiert? Ist jemand verletzt worden?«
    »Nein. Niemand. Im Schuppen war niemand, als das Feuer ausbrach. Wir waren schnell dort, es ist aber den Burschen im Streifenwagen zu verdanken, dass er nicht vollständig niedergebrannt ist.«
    »Haben die Sie alarmiert?«
    »Ja. Offenbar sollten sie nach jemandem Ausschau halten. Als sie auf den Schuppen zukamen, sahen sie das Feuer. Einer der beiden lief zum Wagen zurück und alarmierte uns. Er nahm den kleinen Handfeuerlöscher aus dem Streifenwagen mit. Der ist zwar nicht viel wert, aber besser als nichts.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass niemand im Schuppen war?«
    »Ja. Es lag nur ein Haufen Lumpen herum, der brannte.«
    »War es Brandstiftung?«
    »Schwer zu sagen, aber sehr wahrscheinlich. Darauf wird uns die brandtechnische Ermittlung Antwort geben. Die Männer von der Spurensicherung kommen am frühen Morgen. Jetzt kann man da noch nicht reingehen. Zu dunkel und zu heiß.«
    Irene dankte. Mit ohrenbetäubendem Lärm wurde der Motor des Feuerwehrwagens angelassen, und beide Fahrzeuge verschwanden durch das Tor. Es wurde sehr still, als sie davongefahren waren. Irene nahm ihre Taschenlampe und ging in den Park hinter der Klinik. Das große, dunkle Gebäude machte einen unheimlichen Eindruck. Ein Krankenhaus hatte von Leben erfüllt zu sein und sollte nicht schwarz und still dastehen. Obwohl Schwester Tekla

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