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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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hatte mit der IT-Abteilung Kontakt aufgenommen.
    »Ich weiß nicht, was sein wird«, sagte sie tonlos. »Ich spüre nur noch Taubheit und dazwischen diese maßlose Angst. Sie überkommt mich beim geringsten Anlass.«
    Ihre Hand klammerte sich an der Anrichte fest. Die Kaffeemaschine ging jetzt zu allem Überfluss vom Blubbern zum Röcheln über.
    »Ich geh jetzt nach unten zum Duschen.«
     
    Um halb acht war der Tisch des Besprechungsraums gefüllt. Außer den vier Mitgliedern der Gruppe waren auch die Anklägerin Ruth Liljedahl, der RKP-Chef Sten Haglund und Ragnar anwesend. Ragnar leitete wie Kjell eine der Sondergruppen, seine war auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert. Kjell wollte, dass Ragnars Gruppe sich um den wirtschaftlichen Teil dieser Ermittlung kümmerte. Sie hatten gestern unter vier Augen die Aufgaben verteilt. So arbeiteten sie hin und wieder. Dass die Zusammenarbeit der beiden Gruppen so reibungslos lief, verdankten sie der Tatsache, dass Kjell und Ragnar seit Jahren eine tiefgehende Aufzugs- und Kantinenfreundschaft verband. Sie hatten es beruflich erst miteinander zu tun bekommen, nachdem sie beide ihre Gruppen übernommen hatten. Ihr Verhältnis war also nicht von alten Rechnungen aus der Zeit überschattet, als sie beide noch hoch hinauswollten.
    Soft kam zuletzt herein. Als sie sich auf den Stuhl gleiten ließ, versuchte sie wie in den letzten Tagen, eine Fassade aufzubauen, die allen vorgaukeln sollte, dass sie am Fortgang der Ereignisse wirklich interessiert war. Kjell bat sie, den anderen zu berichten, was sie in der Nacht erreicht hatte.
    »Ich bin jetzt eingeloggt«, begann sie. »Ich musste etwas warten, weil sie eine Hardware-Firewall haben, die von außen keinen Zugriff auf den Server erlaubt. Wie erwartet sind alle Daten chiffriert. Es ist in der kurzen Zeit nicht möglich, alles zu dechiffrieren. In den letzten Tagen hat es keine gravierenden Umwälzungen gegeben. Aber ich kann den Server und alle angeschlossenen Computer mit einem Befehl einfrieren.«
    »Gut«, sagte Kjell, der inzwischen gelernt hatte, dass einfrieren bei Sofi lahmlegen bedeutete. Sie hatte die ganze Nacht hindurch gearbeitet. »Bist du fit?«
    Sie nickte.
    »Wir gehen wie besprochen vor. Wenn ich dich anrufe, frierst du alle Computer ein, außer denen, über die wir gesprochen haben. Was gibt es bei dir, Barbro?«
    »Ich bin bereit.«
    Barbro sollte bei all der Unordnung, die sie heute bei der SHF veranstalten wollten, nur auf den Mann achten, der durch diesen Fall geisterte. Dabei konnte es sich nicht um Kenneth Fohlin handeln, denn immer, wenn der Mann erwähnt wurde, wurde betont, wie klein er war. Kenneth Fohlin lag hingegen mit fast zwei Metern weit über dem Durchschnitt.
    »Mir gefällt nicht, dass wir schon so lange ohne Szenario arbeiten«, sagte Kjell. »Ihr wisst ja alle, wie nervös mich so etwas macht. Wir haben Mari Svahns Geständnis, aber ihre Schilderung der Tat stimmt in so gut wie keinem Punkt mit unserem Bild vom Tatort überein. Das ist immer noch der Stand der Dinge.«
    Henning räusperte sich. »Nach all den Verhören muss es so gewesen sein, wie sie sagt. Unsicher bin ich mir nur bei der Frage, wann sie die Wohnung verlassen hat.«
    »Nehmen wir an, es war so. Sie hat die Wohnung gleich verlassen. Bei der Wohnung gegenüber sind wir noch keinen Schritt weiter, und das macht mich noch nervöser.«
    »Diese Wohnung ist der Schlüssel«, behauptete Barbro mit Nachdruck. »Da könnt ihr sagen, was ihr wollt. Ich brauche ein Foto von diesem Fohlin, das ich Annie von Krusenstjerna zeigen kann. Das Bild von dem Zwerg vom Parkplatz zeige ich ihr heute.«
    »Es gibt noch eine Neuigkeit«, sagte Kjell. »John Osborne hat Schweden verlassen.«
    Henning, Barbro und Sofi gaben erstaunte Laute von sich.
    »Bist du froh?«, fragte Barbro.
    »Ich frage mich, weshalb er ausgerechnet jetzt abgereist ist.«
    »Du fragst dich, ob Linda oder Petersson der Grund sein könnten?«
    »Ganz recht.«
    »Bisher gibt es doch keine Hinweise, dass er in die Sache verwickelt ist«, fand Barbro. »Ich meine die Sache mit Petersson.«
    »Doch«, erwiderte Henning. »Die gibt es durchaus. Er hat nur kein Motiv. Die acht Millionen Euro kann er sich doch auch mit Malen verdienen. Das dauert zwar etwas länger, aber warum soll er mit diesem Marktwert ein Risiko eingehen?«
    »Vielleicht hat er Geldsorgen?«, fragte Barbro. »Er könnte mehr ausgeben, als er einnimmt.«
    Henning schüttelte den Kopf. »Ich habe mich ganz

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